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Volkszählung

TWoher kommen meine Vorfahren? Buxtehuder entziffern Milizrolle für das Kriegsheer von 1691

Eine Landesmilizrolle im Original.

Eine Landesmilizrolle im Original. Foto: Felsch

Woher kommen meine Vorfahren? Dank Ahnenforschern aus Buxtehude ist die Suche jetzt einfacher geworden. Die Hobbyforscher haben Namenslisten ausgewertet und spannende Informationen entdeckt.

Von Franziska Felsch Montag, 04.03.2024, 17:26 Uhr

Buxtehude. 1691 wurde im gesamten Elbe-Weser-Bereich eine Volkszählung durchgeführt. Erfasst wurden alle männlichen Grundeigentümer und ihre Söhne mit Namen und Alter zum Zweck der möglichen Verwendung im Kriegsheer. In einigen Gegenden wurden nur Söhne im wehrfähigen Alter notiert, in anderen auch die gerade geborenen Jungen erfasst. Aufgeschrieben wurden die Zahlen in sogenannten Landmilizrollen.

Vor vier Jahren haben die Ahnenforscher mit der Arbeit begonnen: 1500 Landmilizrollen in schwungvoller Schnörkelschrift wurden abfotografiert, in Excel eingefügt und transkribiert. Da viele alte Ortschaften heute andere Bezeichnungen haben, wurden Karten und Erläuterungen hinzugefügt. Es ist eine wichtige Quelle für Fragen nach der eigenen Herkunft.

Buxtehuder Ahnenforscher finden in akribischer Arbeit Vorfahren

Familienforscher Claus Carstensen liest die Seiten mit der Lupe und schreibt sie in Druckschrift ab. Auf der Internetseite der Buxtehuder Ahnenforscher ist links das kopierte Originalblatt und rechts die Druckbuchstaben-Version für jeden einsehbar. „Ein Vergleich mit dem Original ist somit möglich. Jeder kann dann auch, falls er Fehler entdeckt, die Korrektur melden“, sagt Gerd Lefers.

Der Altländer gehört zu der Gruppe, die vor der Veröffentlichung noch mal die Seiten prüft. „Wir treffen uns online und gehen Schritt für Schritt die Abschriften durch. Aber trotzdem können auch wir etwas falsch deuten“, ergänzt Günter Bassen. Wegen der akribischen Herangehensweise wird es noch eine ganze Weile dauern, bis alle Landmilizrollen erfasst sind, mutmaßt der 61-Jährige.

Falsche Namen und Daten sind oft ein Problem in der Ahnenforschung

Falsche Namen oder Daten seien ein Problem in der Ahnenforschung, so Bassen. „Viele Menschen suchen im Internet nach ihren Wurzeln und werden auch oft fündig.“ Trotzdem rät der Diplom-Ingenieur, der viel Freizeit in sein Hobby steckt, zur Skepsis. So haben die Buxtehuder schon mal eine Ahnentafel korrigiert, für die sie in drei Kirchspielen nachgefragt hatten. Empfehlenswert sei immer ein Blick in die Kirchenbücher, rät der Experte. Schwierig werde es, wenn die nicht existieren, weil sie vielleicht, was nicht ungewöhnlich ist, einem Brand zum Opfer gefallen sind.

Oft erweist sich das Ganze dann wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die ist manchmal sogar von Erfolg gekrönt: „Eine Frau, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR geboren und zur Adoption freigegeben, wollte ihre Mutter kennenlernen. Wir haben dann nach endlosen Recherchen ihre Schwester ausfindig machen können, die Mutter war leider schon verstorben“, erzählt Bassen.

Günter Bassen, Sabine Türk, Hauke Sumfleth, Gerd Lefers, Heinz Refinger und Claus Carstens beim Entziffern der Listen aus dem 17. Jahrhundert.

Günter Bassen, Sabine Türk, Hauke Sumfleth, Gerd Lefers, Heinz Refinger und Claus Carstens beim Entziffern der Listen aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Felsch

Regelmäßige Treffen der Ahnenforscher in Buxtehude

Manchmal können die Experten auch nur mit einer seriösen Adresse helfen, wo es eventuell weitere Informationen gibt. Geduld müsse man schon mitbringen, sagen die Hobbyhistoriker, und die Tatsache anerkennen, dass die eingeschlagenen Wege trotz größter Mühe und Sorgfalt ins Nichts führen können.

Aber Spaß mache es immer noch. Seit 20 Jahren, sagt Bassen. 2004 aus einem VHS-Kurs von Thomas Fenner vom Stader Landesarchiv entstanden, fanden die Treffen zuerst in der Gaststätte Brauhaus, dann in der Ovelgönner Wassermühle und seit Anfang 2010 in der Begegnungsstätte Hoheluft statt. Heinrich Marquardt hat bis zu seinem Tod im November 2014 nicht nur die Gruppe geleitet, sondern auch für die St. Petri Kirche viel erarbeitet, zum Beispiel ein Suchregister für die Kirchenbücher, aus dem später das OFB (Ortsfamilienbuch) Buxtehude wurde. Das OFB Apensen geht auf das Konto von Heinz Rehfinger und das OFB Rotenburg fertigte Günter Bassen in vielen Arbeitsstunden an. Auch werden in der Gruppe Friedhöfe erfasst, wie der Friedhof in der Ferdinandstraße.

20 Jahre Ahnenforschung sollen im Sommer gefeiert werden

Den runden Geburtstag wollen die rund 25 Mitglieder im Sommer mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken feiern. Weiterhin treffen sie sich jeden letzten Sonntag im Monat von 18.30 Uhr bis etwa 20.30 Uhr in der Hoheluft in der Stader Straße. Wer vorbeikommen möchte, ist herzlich eingeladen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage: web68688.ssd-space.de/ahnenforscherbuxtehude.pfweb.eu/.

Eine Landesmilizrolle im Original.

Eine Landesmilizrolle im Original. Foto: Felsch

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