TWohnstätte Stade feiert Jubiläum mit Merkel, Scholz und Merz

Ob Udo Lindenberg, Helmut Schmidt oder Otto Waalkes: Jörg Knör schlüpfte in verschiedene Rollen. Foto: Joerg Struwe
100 Jahre Wohnstätte Stade - ein Grund zum Feiern. Zum Jubiläum traten auf: die Ex-Kanzlerin, ein Ex-Kanzler und der aktuelle. Und ein bekannter Stader erhielt eine seltene Auszeichnung.
Stade. Die Wohnstätte ist aus Stade nicht wegzudenken. Mit 2600 Wohnungen, in denen 5000 Menschen leben, ist sie mit Abstand die größte Vermieterin in der Stadt. Als Genossenschaft legt sie nicht Wert darauf, maximale Rendite zu erwirtschaften, sondern Menschen aller Gesellschaftsschichten gut unterzubringen - gerade auch Senioren oder Menschen mit Handicap. Das betonten alle Redner während der Jubiläumsfeier am Donnerstagabend im Stadeum mit 270 Gästen und illustrem Programm.
Udo Jürgens singt im Stadeum: „Aber bitte in Stade“
Bundeskanzler Friedrich Merz sitzt fröhlich und klimaneutral im Lastenfahrrad der Wohnstätte, Olaf Scholz und Karl Lauterbach halten ebenso Grußworte wie Angela Merkel oder Udo Lindenberg. Udo Jürgens singt „Aber bitte in Stade“. Möglich gemacht hat das Stimmen-Imitator und Komiker Jörg Knör, der durch den dreistündigen Abend führte.
STD steht für „Sönke, Tausend Dank“, sagte Knör an Stades Bürgermeister Sönke Hartlef gewandt. Der habe übrigens keine Krawatte umgebunden, weil er genug am Hals habe. Wohnstätten-Vorstand Dr. Christian Pape karikierte er zu James Bond: „Mein Name ist Pape, Dr. Pape.“
Knör hatte die Lacher auf seiner Seite, vor allem von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der jubilierenden Genossenschaft. Im Mittelpunkt stand aber ein anderer an diesem Abend: Dieter Kanzelmeyer.
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Vielen kennen ihn noch als Vorstand der Sparkasse Stade-Altes Land oder als langjährigen Vorsitzenden der Stader Hospiz-Gruppe. Kanzelmeyer ist aber auch seit 20 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnstätte. Für sein Wirken erhielt er von Dr. Susanne Schmitt die Goldene Ehrennadel des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen. Schmitt ist die Verbandsdirektorin. Sie sagte, Kanzelmeyer habe mitgewirkt, die Stadt schöner zu machen.
Wohnstätte investiert jedes Jahr zwölf Millionen Euro
In seiner Zeit wuchs der Wohnungsbestand der Genossenschaft von 2100 auf 2600 Wohnungen. Viele wurden im Sinne des modernen Wohnens und der Nachhaltigkeit saniert. Etwa zwölf Millionen Euro investiert die Wohnstätte jedes Jahr. Sie sei top aufgestellt und ein unternehmerische Erfolgsgeschichte, die bundesweit Beachtung finde.
Kanzelmeyer selbst blickte zurück - wie auch Hartlef - auf die bewegten Zeiten zur Gründung, als nach dem Ersten Weltkrieg große Wohnungsnot herrschte oder als nach dem Zweiten Weltkrieg die Flüchtlinge aus dem Osten auch nach Stade strömten.
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Redner erinnerten an den heute kaum denkbaren Wohnungsleerstand um die Jahrtausendwende und an die ständig wechselnden Herausforderungen, wie heute die energetischen Sanierungen, aber auch die soziale Rolle der Vermieter in den Wohnquartieren. Zu wohnen und zu leben heiße eben nicht nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Kanzelmeyer sprach von „sozialer Verantwortung“.
Bürgermeister: „Sie sind eine Institution in der Stadt“
Hartlef betonte die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Genossenschaft. Der Wohnstätte wurden zum Bau von Unterkünften Land (günstig) überlassen, Kredite zur Verfügung gestellt oder Genossenschaftsanteile gekauft, damit die Wohnstätte liquide war. Zum Beispiel beim Kauf der 372 Wohnungen in Hahle von der ruinierten Neuen Heimat für 18 Millionen Mark 1987. Hartlef zur Wohnstätten-Team: „Sie sind eine Institution in der Stadt.“
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Als einen Segen für Stade bezeichnet der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Stade, Dr. Christian Kurzewitz, die Wohnstätte. Jörg Knör konnte neben der Theatergruppe Improvokanz und der Big Band des Vincent-Lübeck-Gymnasiums auch einen echten Prominenten ansagen: Axel Gedaschko.
Hoher Besuch aus Berlin zum Wohnstätten-Jubiläum
Gedaschko war Landrat in Harburg, Umwelt- und später Wirtschaftssenator in Hamburg und ist jetzt Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, also der Chef-Lobbyist der Szene mit Sitz in Berlin. Er spricht für 300 Unternehmen mit sechs Millionen Wohnungen. Sein Wort hat Gewicht in der Branche und in der Politik.

Wohnblocks in Klein Thun. Sie wurden in den vergangenen Jahren im großen Stil saniert. Foto: Wohnstätte
Die Wohnstätte, so Gedaschko, sei aus dem Stadtbild und dem Leben Stades nicht wegzudenken. Es sei bewundernswert, welche Rolle die Genossenschaft spiele und wie sie Verantwortung trage für jede einzelne Wohnung und ihre Bewohner.
Was die Wohnstätte betreibe, sei die Königsklasse des Vermietens: mit angemessenen Mieten gute und soziale Arbeit zu leisten. Gedaschko: „Es geht nicht nur um Mietverträge und Nebenkostenabrechnungen, sondern um einen Kümmerer vor Ort.“ Die Wohnstätte beherrsche das und sei vorbildlich für ganz Deutschland.

Seltene Auszeichnung: Dieter Kanzelmeyer erhielt die Goldene Ehrennadel des Verbandes, umrahmt von Christian Pape und Susanne Schmitt. Foto: Joerg Struwe
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„Es geht nicht nur um Mietverträge und Nebenkostenabrechnungen, sondern um einen Kümmerer vor Ort.“ Axel Gedaschko