TWomit kleinere Städte beim Shoppen tatsächlich noch punkten

Viele nutzen verkaufsoffene Sonntage zum Einkaufen und Bummeln. Foto: Altstadtverein Buxtehude
Viele Menschen sind von den Innenstädten zunehmend gelangweilt. Doch für Städte wie Stade und Buxtehude gibt es positive Nachrichten. Und am Sonntag wird eine rappelvolle Buxtehuder Altstadt erwartet.
Buxtehude/Hamburg. Sie sind Umsatzbringer und Käufermagneten: verkaufsoffene Sonntage. An diesem Sonntag (3. November) werden in der Buxtehuder Altstadt wieder Tausende erwartet. Neben den offenen Geschäften von 13 bis 18 Uhr gibt es außerdem den Ringelmarkt. Bei diesem Kunsthandwerkermarkt sind rund 40 Aussteller dabei. Die Kunsthandwerker verkaufen handgenähte Taschen, Glasschmuck, Nähartikel, Holzarbeiten, Gestricktes, Genähtes, Handbemaltes und noch vieles mehr. Namensgeberin ist Sabine Ringel, Organisatorin und Mitglied im Altstadtverein.
„Die verkaufsoffenen Sonntage haben gerade für die Mode- und Textilgeschäfte in der Innenstadt einen großen Stellenwert“, sagt Hans-Ulrich Wiegel, Vorsitzender des Altstadtvereins, der Organisation der Kaufleute der Innenstadt.
Auch außerhalb der Innenstadt haben einige Geschäfte geöffnet.
Einen verkaufsoffenen Sonntag gibt es in diesem Jahr noch. Am Sonntag, 29. Dezember haben die Geschäfte wieder geöffnet. Das ist dann auch der letzte Tag des Buxtehuder Weihnachtsmarktes. Das Wintermärchen wurde in diesem Jahr um eine Woche verlängert. Los geht es am 29. November.
Menschen aus Klein- und Mittelstädten nutzen Wohnort zum Einkaufen
Wenn es ums Einkaufen geht, sind bei vielen Verbrauchern auch Klein- und Mittelstädte beliebt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern können demnach vor allem mit kurzen Fußwegen, einer angenehmen, entspannten Atmosphäre und Übersichtlichkeit punkten. Mittelstädte - also jene, wo mehr als 20.000 Menschen wohnen - werden auch für das vielfältige Angebot an Geschäften und Gastronomie geschätzt.
Für den Handelsverband ist es eine gute Nachricht im Dickicht vieler schlechter. Das Thema Innenstädte ist und bleibt jedoch schwierig, der stationäre Handel steckt nach wie vor in einer schweren Krise, Besserung ist nicht in Sicht.
Innenstadt
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Etwa 70 Prozent der Bewohner von Klein- und Mittelstädten kaufen laut YouGov überwiegend dort ein, wo sie wohnen. Nur ein Drittel pendelt dafür in die nächstgelegene Stadt. „Die gute Versorgung mit Gebrauchsgütern, die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums und attraktive Einkaufsangebote machen Klein- und Mittelstädte zu besonders lebenswerten Orten“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Situation in den Zentren der kleineren Städte sei „oftmals bei weitem nicht so düster wie häufig dargestellt“. Die Menschen müssten nicht immer in die Großstadt fahren, um vernünftig einkaufen zu können, so Genth.
Was Kunden in der Innenstadt shoppen
Nach Angaben des HDE leben zwei Drittel aller Haushalte in Deutschland in Klein- und Mittelstädten. Ebenso groß ist der Anteil an den Ausgaben für Güter des täglichen Bedarfs, der auf die entsprechenden Städte entfällt. Klein- und Mittelstädte werden beim Shoppen - wie Großstädte - bevorzugt für Versorgungskäufe und saisonbedingte Ereignisse wie Weihnachten genutzt, wie die Umfrage zeigt. Ein Drittel der Befragten kommt nicht für einen gezielten Einkauf in die Innenstädte, sondern für einen Einkaufsbummel.
Die beliebtesten Warengruppen sind laut YouGov Bekleidung sowie Lebensmittel, Hygiene- und Kosmetikartikel. Knapp jeder Zweite geht mindestens einmal im Monat zum Einkaufen in die Innenstadt, weitere 40 Prozent alle zwei oder drei Monate, nur 6 Prozent alle 7 bis 12 Monate oder seltener. Ein direkter Vergleich mit früheren Befragungen ist nicht möglich, weil die Umfrage in dieser Form zum ersten Mal durchgeführt wurde.
Verkaufsoffener Sonntag
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Kauflaune bleibt schlecht
Die krisenbedingte Verunsicherung der Verbraucher ist leicht rückläufig. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH. Dennoch verliert der stationäre Handel weiter an Relevanz - und die Konsumenten zunehmend die Lust am Einkaufsbummel. Der Anteil der Verbraucher, die angeben, beim Bummeln häufig etwas zu sehen und dann zu kaufen, ist in diesem Jahr laut einer Umfrage des IFH von 46 auf 42 Prozent gesunken. Mehr als jeder Dritte und damit mehr als im Vorjahr würde gern mehr in Innenstädten einkaufen, findet es aber langweilig, „weil überall die gleichen Anbieter sind“. Bei Besserverdienern ist dieses Gefühl besonders ausgeprägt.
Erwartungen der Verbraucher
Verbraucherstimmung steigt zum zweiten Mal in Folge
Der Handel in Deutschland leidet unter Fachkräftemangel und Insolvenzen bekannter Filialisten wie Galeria und Esprit. Die Branche ist neben dem Baugewerbe am stärksten von Pleiten betroffen, wie Auswertungen von Creditreform und Allianz Trade zeigen. Seit 2020 mussten laut HDE deutschlandweit etwa 46 000 Geschäfte schließen. Sorgen bereitet auch die wachsende Zahl von Leerständen. In knapp 30 Prozent Städte und Gemeinden gibt es nach Angaben des Handelsforschungsinstituts EHI in den Fußgängerzonen eine Leerstandsquote von mehr als 10 Prozent. In 40 Prozent der Fälle dauert es länger als sechs Monate, bis die Flächen neu vermietet sind.
Was die Unternehmen ebenfalls weiterhin plagt, ist die Kaufzurückhaltung. 2022 und 2023 waren stark von der schlechten Kauflaune geprägt, in diesem Jahr bleibt der erhoffte Aufschwung aus. Die Konsumstimmung verschlechterte sich zuletzt sogar weiter, wie die regelmäßigen Umfragen von GfK und HDE zeigen. Trotz inzwischen rückläufiger Inflation achten die Verbraucher beim Einkaufen immer noch stark auf Preise und Angebote.
Die Datenplattform Hystreet zählte in den deutschen Innenstädten 2024 zwar in mehreren Monaten mehr Passanten als im Vorjahr, für die Händler wirkte sich das allerdings offensichtlich nicht spürbar positiv aus. Zwischen Januar und April lagen die Umsätze im deutschen Einzelhandel real, also preisbereinigt, nur 0,1 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Auch die Fußball-Europameisterschaft brachte nicht die erhoffte Trendwende. (dpa)