TZu viele Fehlwürfe: Das sind die häufigsten Müll-Irrtümer

Entsorger werben für richtige Trennung von Müll und räumen mit Irrtümern auf. Foto: Sven Hoppe/dpa
Bei der Mülltrennung machen viele Menschen Fehler. Im Kreis Stade zog etwa der Bioabfall Kontrollen nach sich. Welche Müll-Mythen noch immer kursieren.
Landkreis. Für das Recycling sind die Entsorger auf eine hochwertige Trennung angewiesen. „Wer möchte, dass mehr recycelt wird, der sollte seinen Müll sortenrein trennen“, betont Uwe Feige, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), der die Interessen der kommunalen Ver- und Entsorgungswirtschaft in Deutschland vertritt.
Beim VKU weiß man, welche Abfälle häufig in der falschen Tonne landen. Große Probleme bereitetet den Entsorgern demnach, dass zahlreiche Menschen ihren Bioabfall in Plastiktüten entsorgen. Der sei dann mit Kunststoff verunreinigt und als Kompost zur Düngung nicht mehr geeignet. Auch biologisch abbaubare Tüten, die im Supermarkt angeboten werden, sollten nicht pauschal in der Biotonne entsorgt werden, so der VKU. Denn deren Zersetzungsprozess dauere meist länger als die in Kompostierungsanlagen üblichen fünf bis sieben Wochen. In vielen Kommunen sei die Entsorgung dieser Tüten in der Biotonne deshalb nicht zulässig. Auch der Landkreis Stade mahnt, droht sogar mit Bußgeld.
Abfallentsorgung
Wieder Biotonnen falsch befüllt: Jetzt drohen Haushalten Bußgelder
Aktionswochen zur richtigen Mülltrennung
Probleme bestehen laut VKU nach wie vor auch bei der Getrenntsammlung von Verpackungen. In der gelben Tonne dürfen nur Verpackungen aus Kunststoff, Verbundmaterialien oder Metall entsorgt werden. Die Regelung, dass nur Verpackungen mit dem grünen Punkt in die Tonne gehören, sei allerdings seit Jahren überholt. Eine Änderung, über die viele Menschen ebenso wenig Bescheid zu wissen scheinen, wie über die korrekte Entsorgung von Kassenbons. Diese sollten möglichst im Restmüll und nicht in der Papiertonne landen, da sie nicht aus Fasermaterial bestehen und sich nicht recyceln lassen.
Um Verbraucher über solche und andere Details aufzuklären, haben die Dualen Systeme in Deutschland die Initiative „Mülltrennung wirkt“ ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Deutschland trennt. Du auch?“ fanden in diesem Jahr erstmals bundesweite Aktionswochen statt, die die Dualen Systeme gemeinsam mit den kommunalen Abfallberatungen sowie Unternehmen der Abfall- und Entsorgungswirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels organisiert haben. Schirmherrin ist Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
„Die sorgfältige und richtige Trennung unseres Mülls in den Haushalten ist eine grundlegende Voraussetzung für erfolgreiches Recycling“, so Lemke. „Nur so kann die Menge an verbrauchten Rohstoffen weiter reduziert und ein wichtiger Beitrag für die Umwelt geleistet werden.“ Mehr als 200 Landkreise, Städte und Gemeinden in Deutschland hätten sich der Aktion angeschlossen. Lemke betont: „Jede Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher zur richtigen Mülltrennung ist ein Schritt in Richtung mehr Recycling und weniger Müllverbrennung.“
Müll-Ärger: Auch eine Gefahr für die Umwelt
Wie wichtig es ist, über die Abfalltrennung aufzuklären, zeigt die hohe Zahl sogenannter Fehlwürfe: „Durchschnittlich sind noch immer etwa 30 Prozent der in den Gelben Tonnen und Gelben Säcken gesammelten Abfälle falsch entsorgte Abfälle“, sagt Axel Subklew, Sprecher der Initiative „Mülltrennung wirkt“. Diese müssten dann aufwendig aussortiert und gesondert entsorgt werden. „Durch Fehlwürfe entstehen höhere Kosten, sie können das Recycling korrekt entsorgter Verpackungen erheblich behindern oder sogar gefährlich für Mensch und Umwelt werden“, betont Subklew.
Gefährlich
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Stadtgesellschaft
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Auch beim VKU weiß man, dass der Entsorgungswirtschaft durch Fehler bei der Abfalltrennung teils immense Schäden entstehen. Für große Probleme sorgen falsch entsorgte Batterien und Klein-Elektrogeräte, wie Einweg-E-Zigaretten, die über Lithium-Ionen-Akkus verfügen. Landen diese fälschlicherweise im Restmüll oder in der Wertstofftonne, lösen sie in den Entsorgungsanlagen des Öfteren Brände aus. „Auch Lachgaskartuschen oder Heliumflaschen haben nichts im Restmüll, im Straßenmüllkorb oder im öffentlichen Raum zu suchen“, erklärt VKU-Vize Feige. Diese können in den Müllverbrennungsanlagen explodieren und Schäden an den Kesseln verursachen. Sie sollten deshalb über einen Recyclinghof entsorgt werden, solange es dafür noch kein Pfandsystem gebe. Feige: „So ein Pfandsystem fordern wir schon lange von der Politik.“
Wie die Politik reagiert
Dass die Politik viele Anreize schaffen kann, um die Kreislaufwirtschaft in Deutschland zu verbessern, glaubt man beim Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE). Etwa durch die verpflichtende Einführung einer Biotonne in allen Landkreisen. Die Recyclingunternehmen seien aber vor allem auf die Unterstützung der Verbraucher angewiesen, sagt BDE-Präsidentin Anja Siegesmund: „Auch die beste Sortieranlage der Welt kann eine saubere Getrenntsammlung in den Haushalten nicht ersetzen.“
Davon ist auch Axel Subklew überzeugt: „Verpackungsrecycling braucht richtige Abfalltrennung in den Privathaushalten“, so der Experte. Doch woran liegt es, dass das in vielen Haushalten nicht funktioniert? „Es gibt verschiedene Mythen, die in der Bevölkerung noch verbreitet sind“, sagt Subklew. Dazu zähle der Irrglaube, dass Verpackungen aus der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack überwiegend verbrannt werden. „Richtig ist, nur der Inhalt der Restmülltonne wird nahezu vollständig verbrannt“, versichert Subklew. Verpackungen, die Verbraucher in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgen, könnten recycelt werden. (oer)
Die häufigsten Müll-Mythen
- Papiertaschentücher? Blaue Tonne oder Restmüll?
Wohin nur mit den alten Papiertaschentüchern? Sie gehören – anders, als es der Name vielleicht vermuten lässt – nicht ins Altpapier. Darauf weist die „Initiative Mülltrennung wirkt“ hin. Stattdessen werden Papiertaschentücher aus Zellulose - übrigens ebenso wie Küchenkrepp, Papierservietten und Wattepads - über den Restmüll entsorgt.
- Geschenkpapier: Entweder, oder . . .
Nicht ganz unkompliziert ist es mit Geschenkpapier. Ist es aus reinem Papier, kann man es in der Papiersammlung entsorgen. Hat es hingegen eine Kunststoffbeschichtung, kommt es nach dem Auspacken der Präsente besser in den Restmüll. Der Unterschied zeigt sich laut dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), wenn das Papier eingerissen ist: Bei beschichtetem Papier kommt oft eine dünne Folie zum Vorschein.
- Kassenzettel: Wohin mit den weißen, wohin mit den blauen?
Kassenzettel: Weiße, glatte Kassenzettel aus Thermopapier müssen in den Restmüll geworfen werden. Bons auf farbentwicklerfreien Thermopapieren, die am dunkler gefärbten, oft bläulichen, Papier zu erkennen sind, können laut Umweltbundesamt allerdings in kleinen Mengen mit dem Altpapier entsorgt werden.
Pappteller: Ketchup-Reste sind ein klares Zeichen für den Restmüll. Benutzte Pappteller gehören der Initiative „Mülltrennung wirkt“ zufolge nicht in die Papiertonne, sondern in den Restmüll. Der Grund demnach: die Verschmutzung und die Beschichtung aus Kunststoff. Generell gilt: Stark beschichtete Papiere wie Backpapier, To-Go-Becher und To-Go-Verpackungen gehören in den Restmüll beziehungsweise in die Gelbe Tonne oder Wertstofftonne statt ins Altpapier.
- Glas ist nicht gleicht Glas, schon gar nicht Flachglas
Sie mögen zwar aus Glas sein, haben im Altglascontainer aber nichts verloren: zerbrochene Spiegel, zerbrochenes Fensterglas, temperaturbeständige Glasschalen für den Ofen oder die Mikrowelle. Der Grund: Die Stücke haben eine andere Zusammensetzung als Getränkeflaschen oder Konservengläser und stören den Recyclingprozess. Sie gehören in den Restmüll. Anders sieht das übrigens bei Flakons aus Glas aus, zum Beispiel bei Parfümfläschchen. Sie sollten laut der Initiative „Mülltrennung wirkt“ in den Altglascontainer gegeben werden.
- Plastikspielzeug gehört nicht in die Gelbe Tonne
Spielzeugautos und Co.: ausrangiertes Kunststoffspielzeug gehört der Initiative Mülltrennung wirkt zufolge in den Restmüll oder in die Wertstofftonne. In der Gelben Tonne oder im Gelben Sack haben die Plastikstücke demnach hingegen nichts zu suchen, da es sich nicht um Verpackungen handle. Gleiches gilt übrigens für kaputte Planschbecken. Auch sie gehören demnach in den Restmüll.
- Ei, ei, ei - so werden Eierschalen richtig entsorgt
Klar, Eierschalen gehören in die Biotonne. Das gilt auch für bunte Eierschalen, die mit Lebensmittelfarben gefärbt sind. Anders sieht es aber aus, wenn für die Eier-Deko Folien zum Einsatz kamen, etwa mit Glitzer oder Metallic-Effekten. Dann sollten die Schalen samt Folien in die Restmülltonne gegeben werden, heißt es vom VKU.