T Lärmschutz: Altländer wollen den Lkw-Transitverkehr verbieten
Lkw auf der L140 in Hollern. Foto: Vasel
Die Altländer sind genervt - vom Verkehrslärm und vom Lkw-Transitverkehr. Jetzt schöpfen sie wieder Hoffnung - und setzen auf Unterstützung durch das Kreishaus.
Steinkirchen. Die Altländer geben nicht auf. Die Samtgemeinde Lühe wagt einen weiteren Anlauf - und pocht auf die Umsetzung des im April 2025 vom Rat einstimmig beschlossenen Lärmaktionsplans. Die Krux: Niedersachsen hat bislang alle Tempolimit-Forderungen für die Landesstraßen abgeschmettert.
Ein Beispiel: Die Kreis-Straßenverkehrsbehörde hatte 2021/2022 die Samtgemeinde unterstützt und angeordnet, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der 4,3 Kilometer langen Ortsdurchfahrt im Zuge der L140 in Hollern nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr von 50 auf 30 km/h zu reduzieren. Das hätte die Lautstärke des Autoverkehrs für das menschliche Ohr um die Hälfte reduziert. Doch das Niedersächsische Verkehrsministerium in Hannover untersagte seinerzeit die Umsetzung. Der Verkehrsfluss habe Vorrang. Der Lärm sei hinzunehmen, so das Land.
Geschwindigkeit
T Altländer geben ihren Kampf gegen Verkehrslärm an der L140 nicht auf
Ulrike Mohr (Grüne) hatte bei der Ratssitzung auf wissenschaftliche Studien verwiesen und betont: „Es gibt mehr Tote durch Lärm als durch Verkehrsunfälle.“ Knapp 15 Prozent der Bevölkerung, vor allem in Hollern-Twielenfleth, Mittelnkirchen und Neuenkirchen, litten laut Angaben des mit dem Lärmaktionsplan beauftragten Büros Lärmkontor unter dem krankmachenden Verkehrslärm auf der L140 und L125.
Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke will jetzt den Kreis Stade erneut ins Boot holen - mit Rückendeckung des Klima- und Umweltausschusses der Samtgemeinde. Ihr Ziel: Der Landkreis Stade soll Geschwindigkeitsreduzierungen prüfen. Der Brief ist raus.
Altländer setzen auf neue Rechtslage
Gerke verweist auf Lärmkontor. Demnach könne der Kreis Stade aufgrund der Reform der Straßenverkehrsordnung (StVO) von 2024 im Alten Land jetzt leichter „Beschränkungen zum Schutz der Gesundheit anordnen“. Dazu zähle ausdrücklich die Gesundheitsbeeinträchtigung der Anlieger durch erheblichen Straßenverkehrslärm. Gerke verweist auf Hinweise zur StVO-Novelle direkt aus dem Ministerium.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiere gesundheitsschädliche Wirkungen bereits bei Pegeln oberhalb von 53 dB am Tag beziehungsweise 45 dB in der Nacht. Diese Werte werden an mehreren kartierten Straßenabschnitten in der Samtgemeinde Lühe zum Teil deutlich überschritten.
Forderungskatalog der Samtgemeinde Lühe
Im Zuge einer sogenannten verkehrsrechtlichen Einzelfallprüfung solle auf der engen Dorfstraße (L140) in Mittelnkirchen die bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h für Lkw auch auf Pkw, Busse und Motorräder aus Lärmschutzgründen ausgedehnt werden - zwischen Lühebrücke und Ortsausgang nach Jork.
Auch auf der L125 in Guderhandviertel, zwischen Lühebrücke und Ortsausgang, seien Anwohner am A26-Zubringer hoch belastet. Notwendig sei ein Tempolimit von 30 km/h für alle. Des Weiteren müsse der hohe Anteil an Schwerlastverkehr auf der L140 durch ein Lkw-Durchfahrtsverbot (Anlieger frei) reduziert werden, gegebenenfalls auch nur nachts.
Strecke Stade-Buxtehude
T Bahnlärm: Hier im Landkreis sollen Schutzwände entstehen
Zusätzlich sollte geprüft werden, ob auf der Strecke zwischen Mittelnkirchen und Jork-Kreisel eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 70 km/h umgesetzt werden kann, um die Ortsrandlagen und das Wohngebiet Kirschhoff/Appelhoff stärker vor Lärm zu schützen. Alternativ könne der Verkehr vor dem Ortseingang auf 50 km/h reduziert werden.
Um Anwohner entlang der L140 in Hollern nachts vor Lärmbelastungen zu schützen, „ist eine nächtliche Geschwindigkeitsreduzierung in beide Richtungen auf 30 km/h umzusetzen“.
Lkw-Transitverkehr raus aus dem Alten Land
Des Weiteren müsse der Transitverkehr über K39 und L140 zwischen den Häfen Bremerhaven und Hamburg aus dem Alten Land zurück auf B73 und A26 gelenkt werden. Der Lkw-Anteil liegt bei bis zu sechs Prozent. In Mittelnkirchen, Grünendeich und Hollern müsse ein Transitverbot her (Anlieger frei).
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