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Blaulicht

T37-Jähriger flüchtet auf Dach – Stundenlanger Polizeieinsatz in Cuxhaven

Gegen 22.50 Uhr griff schließlich das SEK ein und sicherte den Mann auf dem Dach. (Illustration)

Gegen 22.50 Uhr griff schließlich das SEK ein und sicherte den Mann auf dem Dach. (Illustration) Foto: Marijan Murat/dpa

Am Vormittag wird eine Ruhestörung gemeldet, dann wird es turbulent. Das SEK muss anrücken. Schaulustige sogen über Stunden für Ärger.

Von Joscha Kuczorra Montag, 19.08.2024, 13:00 Uhr

Cuxhaven. Blaulicht und Großaufgebot an Einsatzkräften in der Cuxhavener Wernerstraße: Zwölf Stunden lang hielt ein Mann die Polizei am Sonntag in Atem. Am Vormittag gegen 11 Uhr ging ein Anruf bei der Polizei Cuxhaven ein: Gemeldet wurde eine Ruhestörung in der Wernerstraße. Als die Beamten vor Ort waren, trafen sie zwei Männer auf dem Dachboden eines Wohnhauses an.

Eine der beiden Personen stieg von dort auf das Dach des Wohnblocks. Bei dem Mann handelt es sich nach Angaben von Polizeisprecher Carsten Bode um einen 37-jährigen Anwohner.

Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, folgten die Polizisten ihm nicht. Stattdessen kam die Feuerwehr hinzu, deren Einsatzkräfte mehrere Sprungkissen aufbauten, um die Situation zu sichern. Auch ein Einsatzfahrzeug mit einer Drehleiter wurde bereitgestellt. Rettungs- und Notarztwagen waren inzwischen ebenfalls vor Ort.

Mann droht bei Ansprache vom Dach zu stürzen

„Diverse Versuche, Kontakt mit dem Mann aufzunehmen und ihn zum sicheren Abstieg zu bewegen, schlugen aufgrund seines psychischen Zustandes fehl“, erklärt Polizeisprecher Bode. „Auf jeden Versuch folgte eine Reaktion, dass der Mann jederzeit vom Dach springen oder hinabstürzen könnte.“

Der Einsatz zog sich bis in die frühen Nachtstunden. Gegen 22.50 Uhr - inzwischen war nach Anfahrt auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei vor Ort - erfolgte der Zugriff. Weil der Mann laut Bode offensichtlich „stark ermüdet“ war, konnte das SEK Niedersachsen eingreifen. Die Einsatzkräfte holten den 37-Jährigen vom Dach.

37-Jähriger in psychischem Ausnahmezustand

Unten angekommen, wurde der Mann medizinisch begutachtet. Nach Angaben des Polizeisprechers erlitt der 37-Jährige bei dem Einsatz „keine Verletzungen“. Der sozialpsychiatrische Dienst entschied, dass der Mann in die geschlossene Abteilung einer Klinik eingewiesen wird.

„Eine Gefahr für andere Personen bestand während des gesamten Einsatzes nicht“, betont Carsten Bode. Allerdings antwortet der Polizeisprecher auf die Frage, ob sich der 37-Jährige aggressiv gezeigt hätte: „Es gab Hinweise, dass er sich dem Zugriff der Polizisten widersetzen wollte und gewalttätig geworden wäre.“ Anzeichen dafür, dass der Mann unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, gebe es bislang nicht.

Der zweite Mann, der sich auf dem Dachboden befunden hatte, stellte sich den Polizisten bei deren Ankunft. Der ein Jahr ältere Mann (38) wurde zunächst mit zur Wache genommen und kurze Zeit später wieder entlassen.

In Bezug auf die beiden Personen gibt Polizeisprecher Bode zu bedenken, dass „keine strafbaren Handlungen“ vorliegen. Deshalb sei es gut möglich, dass die Polizei den Fall nicht weiter strafrechtlich verfolgen wird. „Es war eine Gefährdungssituation. Und die galt es, zu lösen.“

Warum einer der Männer vom nicht abgeschlossenen Dachboden des Hauses auf das Dach stieg und warum sich die beiden Personen dort überhaupt aufgehalten hatten, wisse die Polizei noch nicht.

Zahlreiche Schaulustige: Polizei erteilt rund 30 Platzverweise

Ärger gab es mit sogenannten „Gaffern“. „Aufgrund der dichten Wohnbebauung vor Ort sammelten sich an verschiedenen Stellen immer wieder mehrere Schaulustige und versuchten, in Teilen die Szenerien zu filmen“, berichtet Bode. Die Polizei hat bislang keine Kenntnisse darüber, dass die Sequenzen online veröffentlicht wurden. „Ich habe nichts gehört und nichts gesehen“, sagt der Sprecher am Montagvormittag. Nichtsdestotrotz musste die Polizei annähernd 30 Platzverweise erteilen - denen „einige Personen nur sehr widerwillig“ nachgekommen seien.

Die Zufahrtstraßen zur Wernerstraßen waren für die Dauer des Einsatzes abgesperrt. Vor Ort waren Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen die Seelsorge unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet bei telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

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