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TAllein in Apensens Bauamt: Berufseinsteigerin steht vor großen Aufgaben

Charlotte Friederike Richter an ihrem Schreibtisch im Bauamt.

Charlotte Friederike Richter an ihrem Schreibtisch im Bauamt. Foto: Laudien

Sie ist derzeit die einzige Kraft in Apensens Bauamt. Bei Charlotte Friederike Richter laufen daher jede Menge Projekte auf. Was steht konkret an?

Von Susanne Laudien Donnerstag, 24.04.2025, 18:50 Uhr

Apensen. „Ich habe mich schon ganz gut eingearbeitet und wachse in die vielfältigen Aufgaben in Apensen hinein“, sagt Charlotte Friederike Richter im Gespräch mit dem TAGEBLATT.

Die Liebe bringt sie nach Apensen

Seit einem halben Jahr arbeitet die 24-Jährige in Apensens Bauamt - allein, ohne Leitung. Der Liebe wegen ist sie von Bremen zu ihrem Partner nach Apensen gezogen, hat hier auch ihre Bachelorarbeit geschrieben. An der Hochschule Bremen absolvierte Richter den europäischen Studiengang Wirtschaft und Verwaltung, der sie für eine Tätigkeit sowohl in der privaten Wirtschaft als auch der öffentlichen Verwaltung auf nationaler oder europäischer Ebene qualifiziert.

Was hat sie bewogen, sich in Apensen zu bewerben? „Über Apensen habe ich vorher nur wenig gewusst und war beim Bewerbungsgespräch völlig unvoreingenommen.“ Es war ein Sprung ins kalte Wasser, gesteht sie. Sie sei im Rathaus aber sehr herzlich empfangen und als Berufseinsteigerin abgeholt worden. Den ehemaligen Bauamtsleiter René Wex habe sie nur kurz kennengelernt.

Hohe Fluktuation in Apensens Bauamt

Zum Hintergrund: Seit 2021, als die langjährige Bauamtsleiterin Sabine Benden nach 19 Jahren in Apensen gekündigt hatte, ist keine Konstante ins Apenser Bauamt eingekehrt. Ein 2022 eingestellter stellvertretender Bauamtsleiter blieb nur wenige Monate. 2023 ging auch die langjährige Bauamtssachbearbeiterin und damalige Bauamtsleiterin Kirsten Zegenhagen.

Seitdem wurden händeringend Nachfolger gesucht. René Wex übernahm im Juni 2024 die Leitung, war fünf Wochen im Amt und schied dann aus gesundheitlichen Gründen aus. Auch die Stelle der Stellvertretung blieb weiterhin vakant. Zwar lief und läuft die Suche nach einer Leitung, doch das Problem konnte noch nicht gelöst werden.

Apensens Bauprojekte in Gefahr

Ohne eine neue Leitung konnten Bauprojekte wie die Ansiedlung weiterer Gewerbebetriebe bis heute nicht umgesetzt werden. Die Realisierung des Bürgerparks kommt nur langsam voran. Und der notwendige Mensa-Ausbau an der Grundschule Wiegersen und ein Sporthallenanbau in Apensen wären im Hinblick auf die Ganztagsschule ab 2026 ohne Bauamtsleitung wohl eher schwierig.

Wohnt und arbeitet in Apensen: Zu ihrem Arbeitsplatz im Rathaus fährt die 24-Jährige mit dem Rad.

Wohnt und arbeitet in Apensen: Zu ihrem Arbeitsplatz im Rathaus fährt die 24-Jährige mit dem Rad. Foto: Laudien

Charlotte Friederike Richter hatte für ihre Bachelorarbeit die kommunale Wärmeplanung als Thema gewählt - das kommt Apensen jetzt zugute. Der Auftrag an die EWE Netz GmbH sei vergeben, Fördertöpfe von bis zu 90 Prozent des Auftragsvolumens stünden in Aussicht, so Richter. Es sei aber lediglich ein Planungsinstrument der Kommunen über Gebäude und ihre aktuelle Heiztechnik und wie diese bis 2045 klimaneutral umgestellt werden könnten. „Wer eine Gasheizung hat, muss nicht zittern, dass er gleich eine Wärmepumpe einbauen muss“, beruhigt die junge Verwaltungsmitarbeiterin.

Windpark-Planung mit der Gemeinde Harsefeld

Die barrierefreien Bushaltestellen sind in Apensen inzwischen umgesetzt. Im nächsten Jahr steht der Ausbau der Neukloster Straße an. „Manche Bürger haben das Gefühl, dass in Apensen zu wenig passiert“, sagt Richter. Doch sie gehe die Themen Stück für Stück an und habe ein offenes Ohr für die Bewohner, wie kürzlich bei der Baubesprechung für das Neubaugebiet Langer Kamp, wo die fehlende Müllabfuhr kurzzeitig ein Problem war. Auch der Windpark in Apensen sei in Arbeit - zusammen im engen Austausch mit dem Flecken Harsefeld, um beim Repowering der bestehenden Windräder und den Abständen laut Raumordnungsprogramm gemeindeübergreifend zu planen.

Die Sanierung der Ortsumgehung gehört zu den weiteren Projekten auf Richters Schreibtisch, ebenso wie der Lärmaktionsplan für die Samtgemeinde Apensen. In diesem Zusammenhang soll die Tempo-30-Zone, die im Rahmen der Verkehrsschau am Kreisel vor der Seniorenresidenz Delmer Hof eingerichtet wurde, an der Beckdorfer Straße bis zum Einkaufszentrum erweitert werden. Auch der Pumptrack für einen Skate- und Bike-Park, der wie berichtet am Bahnhof in Apensen geplant ist, liegt zur Umsetzung als Mietvariante auf Richters Tisch. „Für Jugendliche gibt es in Apensen außer dem Jukuz nur wenig Angebote. Daher ist ein neuer Treffpunkt wichtig für den Ort“, sagt die 24-Jährige.

Ihr selbst bleibt für Freizeit und Hobbys wie Radfahren und Standard- und Lateinamerikanischen Tanz mit ihrem Partner nur wenig Zeit. Denn neben ihrem Vollzeitjob im Bauamt macht die 24-Jährige per Fernstudium ihren Master in Stadtplanung und Regionalentwicklung. Für den Abschluss 2027 wolle sie auf jeden Fall ein Thema aus Apensen wählen.

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