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Jahrbuch

TAltländer Jahrbuch setzt Luise Cooper und Richard Eggers in den Fokus

Das Foto zeigt die Missionsgründerin Luise Cooper.

Das Foto zeigt die Missionsgründerin Luise Cooper. Foto: Altländer Archiv

Das Jahrbuch des Altländer Archivs ist auf dem Markt. Dr. Kai Janofsky und ihre Mitautoren laden zu einer spannenden Zeitreise ein. Im Mittelpunkt stehen zwei große Persönlichkeiten: der Maler Richard Eggers und die Missionsgründerin Luise Cooper.

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Von Björn Vasel
Samstag, 11.11.2023, 15:00 Uhr

Jork. Im Fokus steht im Altländer Jahrbuch das Wirken des Künstlers Richard Eggers (1905-1995) aus Jork - einer der bedeutendsten Vertreter des Post-Impressionismus in Norddeutschland. Er hatte den Verlust seiner „Sehnsuchtsorte“ nach dem tiefgreifenden Strukturwandel nach der Sturmflut 1962 immer wieder angeklagt und durch die „Diskrepanz zwischen dem gemalten Alten und dem wirklichen Neuen“ künstlerisch deutlich gemacht.

1985 sagte der Künstler dem TAGEBLATT: „Sie haben mir das Alte Land kaputtgebaut.“ Die Vorträge von Anja Tiedemann (Kunstgeschichte) und Klaus Hubert (Mein Nachbar) sowie ein Beitrag über die Werkschau „Idylle im Umbruch - Richard Eggers im Alten Land“ im Museum Altes Land in Westerjork von Archiv- und Museumsleiterin Dr. Kai Janofsky bilden den Schwerpunkt des Jahrbuchs. Kunsthistorikerin Tiedemann appellierte an die Gemeinde Jork, die Sammlung von Eggers-Gemälden im Altländer Archiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen - beispielsweise im Rathaus.

Doch nicht nur das Leben eines großen Künstlers, sondern auch eine Familie steht im Mittelpunkt des Jahrbuchs: Der zwischenzeitlich verstorbene Pastor Hans Tegmeyer und Dr. Kai Janofsky beleuchten das Wirken von Pastor Carl Ferdinand Cooper und seiner Tochter, der Missionsgründerin Luise Cooper.

Luise Cooper ist eine der bedeutenden Frauen der Altländer Geschichte. Ihr Vater war Pastor in Borstel - von 1857 bis 1882. Eine Schule besuchte die 1849 in Oppeln an der Oste geborene Pastoren-Tochter nicht, ihr Vater unterrichtete sie selbst. Cooper, ihr Lieblingsbuch war Luthers Kleiner Katechismus, war tief religiös und sah in der christlichen Mission ihre Lebensaufgabe. Bereits ihr Vater - er trieb den Bau des Oppelner Kanals voran und zeigte sich im Katechismus-Konflikt als streitbarer Theologe - hatte sich für die Leipziger Mission in Indien engagiert.

Pastoren-Tochter engagiert sich für blinde Mädchen in China

Nach dem Tod ihres Vater wollte sie für die Missionsanstalt Hermannsburg tätig werden. Doch „alleinstehende Frauen“ wollten die Hermannsburger nicht entsenden, sagt Janofsky. Die unierte Berliner Mission war fortschrittlicher. Diese entsandte Cooper im Jahr 1884 in das Waisenhaus Bethesda in Hongkong, mit der Hausmutter engagierte sie sich für blinde Mädchen. Aufgrund eines chronischen Magenleidens musste sie die britische Kolonie bereits zwei Jahre später wieder verlassen.

Cooper ließ sich in Hildesheim nieder und veröffentlichte 1889 ein Buch unter dem Titel „Die deutsche Mission unter dem weiblichen Geschlecht in China“. In diesem schrieb sie: „Den Heiden ist die Erblindung ihrer Töchter Grund genug, sich ihrer zu entledigen, entweder durch Gift oder Verkauf an Sklavenhalterinnen. Ja, das Elend dieser Blinden ist oft grenzenlos.“ Die Geringschätzung junger Frauen wollte die Pastoren-Tochter nicht hinnehmen.

Einige der Autoren präsentieren das neue Altländer Jahrbuch in der Richard-Eggers-Ausstellung im Museum in Westerjork.

Einige der Autoren präsentieren das neue Altländer Jahrbuch in der Richard-Eggers-Ausstellung im Museum in Westerjork. Foto: Vasel

Mit den Einnahmen aus ihrem Buch konnte 1890 in Hildesheim der „Frauen- und Jungfrauenverein für China“ gegründet werden. Die Frauen fertigten im Winter Handarbeiten, die Einnahmen flossen nach China „zum Besten der blinden Chinesinnen“. 1892 gründete sich das Komitee. In Südchina entstand ein erstes Waisenhaus für fünf blinde Mädchen - betreut von einer amerikanischen Ärztin. In Hongkong wurde unter dem Namen Tsau Kwong („Kommt zum Licht“) ein weiteres Haus gegründet. 1896 konnte Martha Postler als erste Schwester der Hildesheimer Blindenmission in die britische Kronkolonie reisen.

Sie retteten so blinde Mädchen vor dem Tod und sorgten für ihre Bildung. „Hätte ich doch früher von eurer Schule gewusst. Mein Mann hätte unsere blinde Tochter nicht ertränkt“, soll eine Chinesin beim Besuch der Einrichtung ausgerufen haben. Coopers Engagement kam auch Königin Viktoria in London zu Ohren. Sie „überließ“ der Schule ein Grundstück auf der Insel Kowloon. Dort errichtete die Mission die erste eigene Schule. Janofsky: „Sie war eine Frau mit einem unerschütterlichen Glauben, aktiv in einer Zeit, in der Gleichberechtigung noch ein Fremdwort war.“

Bis 1926 leitete sie die Mission, 1931 starb Luise Cooper. Noch heute ist die Hildesheimer Blindenmission mit Blindenausbildungswerken und augenärztlichen Diensten in China, Taiwan, Indonesien, Myanmar und auf den Philippinen aktiv. In Hildesheim ist nach Louise Cooper eine Straße benannt.

Wo das Altländer Jahrbuch verkauft wird

Weitere Beiträge beleuchten die Ahnenforschung (Margret Barvels) und die Geschichte der Ratjens Werft (Vicco Meyer). Auch das Geschichtsprojekt der Oberschule Jork wird gewürdigt. Das 85 Seiten starke, umfangreich illustrierte Jahrbuch des Altländer Archivs kostet 10 Euro. Es ist im Rathaus, in der Drogerie Hubert, im Museum, in der Tourist-Info und im Schuhhaus Tamcke (Cranz) erhältlich.

Das Foto zeigt die Missionsgründerin Luise Cooper.

Das Foto zeigt die Missionsgründerin Luise Cooper. Foto: Altländer Archiv

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