TAltländer wollen eine Grundschule in Afrika bauen

Der Verein „Africa (k)now“ will in Mbale in Uganda eine neue Schule bauen. Die Vorfreude bei den Schülern der vereinseigenen Schule Africare ist groß. Foto: Africaknow/Hege
Petra Hege und Renate Köhn-Brüggmann haben eine Mission: Zwei von fünf Schülern in Uganda verlassen die Schule, ohne richtig lesen zu können. Das möchten sie mit ihrem Verein „Africa (k)now“ ändern. Und jetzt wollen sie einen weiteren Grundstein legen.
Mittelnkirchen. Anfang 2022 hatte der Verein aus Mittelnkirchen in Uganda erstmals eine eigene Schule gegründet. Als die Partnerschule nach der Corona-Pandemie aus wirtschaftlichen Gründen schloss, sprangen die Altländer ein und bauten mit ihren Lehrertrainern Joan und Fatuma sowie ihrer ugandischen Schwesterorganisation einen Kindergarten (Nursery School) und eine Grundschule (Primary School) auf.
Die vereinseigene Africare-Schule steht in Mbale, die Region liegt an der Grenze zu Kenia - rund 100 Kilometer nordöstlich des Victoriasees. In dem ländlich geprägten Distrikt am Fuße des erloschenen Vulkans Mount Elgon leben knapp 730.000 Menschen. „Wir wollen Wissen in die Fläche tragen“, sagt die 1. Vorsitzende von „Africa (k)now“, Petra Hege aus Mittelnkirchen.
Bildungschancen der Kinder in Uganda sichern
Die Stadt Mbale selbst zählt 77.000 Einwohner. Rund 70 Prozent der 43 Millionen Einwohner leben von der Landwirtschaft. Angebaut werden insbesondere Kaffee, Bohnen, Kochbananen, Mais, Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten und Süßkartoffeln. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich einiges getan, die Wirtschaft wuchs. Doch vier von zehn Menschen in Uganda leben in Armut.

Schon die Jüngsten lernen in den Modellschulen - hier im Kindergarten in Mbale. Foto: Africaknow/Hege
Lediglich eines von vier Kindern besucht laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach der Grundschule eine weiterführende Schule. Grundlage sind immer noch Lehrpläne aus der Kolonialzeit, so Hege. Hinzu komme: Die Klassen seien überfüllt, mehr als 40 Kinder pro Lehrer nicht ungewöhnlich. Lehrmaterial fehle, nicht wenige Schulen seien im Rohbau. Und viele Eltern könnten sich einen Schulbesuch und eine Berufsausbildung für ihre Kinder nicht leisten. Das Leben sei nicht einfach, es gebe kaum Tourismus in der Region.
Alleinstellungsmerkmal mit Computer-Unterricht
In dem angemieteten Gebäude werde der Platz knapp. Im vergangenen Jahr konnten die Altländer mit Hilfe von Spenden eine Küche und eine Latrine bauen, außerdem richteten sie - unterstützt von Labdoo - einen Computerraum ein. Die Partnerorganisation arbeitet gebrauchte Laptops und Tablets wieder auf und stattet diese mit Lernsoftware aus, bevor sie CO2-neutral weltweit Schulen zur Verfügung gestellt werden. „Damit hat unsere Schule ein Alleinstellungsmerkmal“, unterstreicht Petra Hege. Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder auf die „Africare“ gehen. Dafür geben sie 25 Euro pro Trimester aus. Zur Einordnung: Ein Grundschullehrer verdient etwas mehr als 30 Euro im Monat.

Blick auf das angemietete Gebäude der Vereinsschule. Foto: Africa(k)now
Die Schule ist in einem ehemaligen Wohnhaus untergebracht, 100 Kinder besuchen diese mittlerweile. Ohne Miete würde sich die Schule längst selbst tragen, so Renate Köhn-Brüggmann aus Horneburg. Die Schule sei gut gestartet, die Lehrerfolge der Kinder seien beeindruckend und „geben Anlass zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft“. Eine Bücherei sei ein weiterer Projektbaustein.
Schulneubau ist auf Spenden angewiesen
Damit die Grundschule - über die erste und zweite Klasse hinaus - weiter wachsen kann, ist ein Neubau in einer Kaffeeplantage erforderlich. Hege und Köhn-Brüggmann hoffen deshalb auf Spenden aus Deutschland. Der Verein habe auch Fördermittel akquiriert. Rund 50.000 Euro sollen investiert werden. Die Schmitz-Stiftung ist mit an Bord, doch 25 Prozent müsse der Verein an Eigenmitteln beisteuern. Geplant sei ein Neubau mit zehn Klassenräumen. Doch nicht nur Kinder sollen in der neuen Africare-Schule unterrichtet werden, sondern auch Lehrer. Sie sollen hier an den Wochenenden - während ihrer Fortbildung - übernachten können. Denn die Wege in Uganda seien weit, die Straßen schlecht.
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Schließlich liegt der Fokus des Vereins seit Jahren auf der Lehrerfortbildung. Hege und Köhn-Brüggmann sind vom Fach, beide sind Lehrerinnen. Ihr Ziel ist die Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Unterrichts in den Basiskompetenzen Schreiben, Lesen und Rechnen - durch die Weiterqualifizierung der Lehrer vor Ort. Moderne Lernmethoden werden vermittelt, eigene Unterrichtsmaterialien entwickelt. Mit Silben lesen lernen, so lautet der Grundgedanke. So können die Kinder früh Texte in ihrer Muttersprache und in Englisch lesen.
Fokus auch auf Lehrerausbildung
Die Deutschen sind regelmäßig vor Ort, halten aber auch engen Kontakt - unter anderem über Whatsapp. Im städtischen Krankenhaus hat die Schwesterorganisation „Africa (k)now Uganda“ seit 2021 einige Räume für ein Fortbildungszentrum angemietet. Doch die Hilfe soll nachhaltig sein, deshalb werden Lehrertrainer ausgebildet, die ihr Wissen hinaus ins Land tragen. „Wichtig ist uns, dass wir uns an den Bedarfen der lokalen Projektpartner orientieren“, sagt Hege. Eine ugandische Universität begleite das Programm. Weitere Außenstellen im Osten des Landes seien angedacht. Anfang dieses Jahres startete ein Workshop für 70 Lehrer, allein davon profitierten 2500 Kinder an zehn Schulen. Der Neubau der Vereinsschule Africare könnte Kosten senken, die Miete entfiele.
Vier Modellschulen als Leuchttürme
Damit nicht genug: Vier Modellschulen des Vereins sollen als Leuchttürme dienen. Des Weiteren stößt der Verein mit einer Anschubfinanzierung auch Projekte zur Selbsthilfe an. Ein Beispiel: Bedürftige Eltern halten Legehennen oder Ziegen, um das Schulgeld und damit die Gehälter der Lehrer zu sichern. Letztere bessern ihre Gehälter zum Teil auch durch Hühnerhaltung auf. Hege & Co. hoffen auf Spenden - für die Sicherung des Unterrichts und den Neubau. Hege: „Gute Bildung ist der Schlüssel für eine gute Zukunft.“
Konto: Africa (k)now e.V., Hamburger Sparkasse, IBAN: DE 51200505501194104616. Mehr Infos unter: www.africaknow.de