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Ganztagsschule

TAltländer ziehen Notbremse: Um- und Neubau der Schule in Hollern gestoppt

Im September 2023 schauten Bürgermeister Timo Gerke und Schulleiterin Tina Reiß noch voller Optimismus auf die Um- und Neubaupläne. Im Hintergrund steht die Turnhalle.

Im September 2023 schauten Bürgermeister Timo Gerke und Schulleiterin Tina Reiß noch voller Optimismus auf die Um- und Neubaupläne. Im Hintergrund steht die Turnhalle. Foto: Vasel

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der Um- und Neubau der Grundschule in Hollern zur Ganztagsschule liegt auf Eis. Das ist bislang bekannt.

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Von Björn Vasel
Dienstag, 20.05.2025, 18:50 Uhr

Hollern. Eigentlich sollten die Bauarbeiter in den Sommerferien loslegen.14,8 Millionen Euro wollte die Samtgemeinde Lühe in den Schulbau und die Sanierung der Sporthalle in Hollern investieren. Ende 2026 sollte die Appelsnut Grundschool fix und fertig übergeben werden. Doch am Montagabend hat der nicht öffentlich tagende Samtgemeindeausschuss das Projekt gestoppt.

Das Architektencontor Agather Bielenberg Oschkinat aus Hamburg hatte keine Unterlagen für die Statik des Mitteltraktes aus den 1970er Jahren vorliegen. Diese waren weder im Stader Kreishaus noch im Rathaus in Steinkirchen auffindbar. Deshalb mussten die Hamburger im Altbau in einigen Bereichen die Bauteile für weitere Untersuchungen öffnen. Vor zwei Wochen waren die Architekten noch zuversichtlich, dass es machbar sei. Allerdings standen da bereits Mehrkosten im Raum.

Am vergangenen Freitag setzten die Hamburger dann ein Notsignal ab. Am Montagmorgen zog Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke nach einem Krisengespräch mit Architektencontor und Bauamt die Notbremse. „Um den Brand- und Schallschutz zu erfüllen, müsste man eine zusätzliche Dämmung und Platten einbauen“, sagt Gerke. Doch das würde die Geschossdecke „nicht aushalten“. Sämtliche Leitungen dürften nicht mehr durch die Sandwichdecke geführt werden. Um die Feuerwiderstandsklasse F30 zu erfüllen, müssten alle Kabel und Rohre außen an der Fassade verlegt werden.

Krisensitzung im Juni mit Architekten und Schule

Vor diesem Hintergrund habe er die Planer gefragt: Ist es nicht sinnvoller, den alten Mitteltrakt komplett oder in Teilen umzuschieben und neu zu bauen? Die Planer hätten ihm „im Grundsatz“ beigepflichtet. „Wir nutzen die letzte Ausfahrt“, so Gerke. Es gelte, wirtschaftlichen Schaden von der Kommune abzuwenden. Die Augen vor den Problemen zu verschließen, wäre fahrlässig gewesen.

Er will, dass die Politik noch vor den Sommerferien die Weichen stellen kann. Es müsse schnellstmöglich weitergehen. Bereits am 2. Juni soll mit Architektencontor und Schule eine Lösung gefunden werden. Diese werde er der Politik umgehend vorlegen, Sondersitzungen seien laut Gerke unausweichlich.

Der Mitteltrakt der Schule könnte neu errichtet werden, lediglich der vordere Bereich (rechts) soll stehen bleiben.

Der Mitteltrakt der Schule könnte neu errichtet werden, lediglich der vordere Bereich (rechts) soll stehen bleiben. Foto: Vasel

Das Baugenehmigungsverfahren läuft, die Baumaßnahmen sollten in Kürze ausgeschrieben werden. Vergaberechtliche Fragen müssten jetzt geklärt werden. Er werde das Gespräch mit der Kommunalaufsicht beim Kreis Stade suchen, so Gerke. Offen ist: Müsste die Planung für einen (Teil-)Neubau EU-weit ausgeschrieben werden, oder kann der bestehende Grundrissentwurf als Grundlage genutzt werden?

„Es tut mir maßlos leid - für Lehrer, Eltern und Schüler“, sagt Gerke. Vielleicht sei ein Neubau im Bereich des Mitteltraktes unter dem Strich für die Kommune günstiger. Die Frage, ob Planer die Statik-Frage früher hätten klären können, müsse beantwortet werden. Seiner Verwaltung macht Gerke keine Vorwürfe. Er lobt, dass Bauamt und Architekten „die Probleme offen und sofort kommuniziert“ hätten.

Architekt hält Fertigstellung im Sommer 2027 für möglich

„Wir sind entsetzt“, sagt Schulleiterin Tina Reiß. Die Lehrerin hat Kollegen und Eltern informiert. Die Hollerner sind Vorreiter beim Ganztag, sie hatten sich bereits 2017 auf den Weg gemacht. Mit Landesschulbehörde und Fachplanern saßen sie bereits an den Details für die Ausstattung der Räume.

So sollte die neue Grundschule in Hollern Ende 2026 aussehen. Die Visualisierung stammt vom Architektencontor Agather Bielenberg Oschkinat aus Hamburg. Vorne ist der Erweiterungsbau zu sehen, rechts die Mensa/Aula.

So sollte die neue Grundschule in Hollern Ende 2026 aussehen. Die Visualisierung stammt vom Architektencontor Agather Bielenberg Oschkinat aus Hamburg. Vorne ist der Erweiterungsbau zu sehen, rechts die Mensa/Aula. Foto: Architektencontor

Bislang gibt es keine Fachräume. Das sollte sich mit dem Neu- und Umbau ändern. Geplant sind auch eine Mensa/Aula und ein Anbau für acht Klassenräume am Sportplatz. Der Grundstein für die Erweiterung sollte im Sommer gelegt werden. Raumplan und pädagogisches Konzept stehen. Reiß hofft, dass sich Um- und Neubau „nicht zu lange verzögern“.

„Eigentlich wollten wir lediglich Trennwände in dem Betonbau verschieben“, sagt Architekt Peter Oschkinat. Probleme mit Statik sowie Brand- und Schallschutz habe er in diesem Umfang nicht erwartet. Er hält einen Teil-Neubau für sinnvoll.Teile des Altbaus und die Pfahlgründung können genutzt werden. Trotz der Zwangspause hält es Oschkinat nicht für ausgeschlossen, dass die Schule bereits nach den Sommerferien 2027 einziehen könnte - trotz Überplanung.

Auch der Umbau der Ex-Kita Hörne zur Übergangsschule für 150 Schüler liegt damit auf Eis. Klar ist: Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung laut Reiß und Gerke erfüllt.

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