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TApensens Dorf-Sheriff geht in den Ruhestand - Nachfolge noch ungewiss

Reiner Helms mit seinem Kumpel und Seelentröster Buddy.

Reiner Helms mit seinem Kumpel und Seelentröster Buddy. Foto: Laudien

Diebstahl, Sachbeschädigung, Verkehrsunfälle: Polizist Reiner Helms hat in Apensen einiges erlebt. In diesem Jahr verabschiedet er sich in den Ruhestand. Eine Bilanz.

Von Susanne Laudien Dienstag, 12.08.2025, 19:20 Uhr

Apensen. Alarm! Ein Auffahrunfall an der Baustelle am Kreisel bei der Bäckerei Schrader in Apensen wird gemeldet. Polizist Reiner Helms ist sogleich zur Stelle. Zurück auf der Wache klingelt sein Diensttelefon. Diesmal hat es auf dem Parkplatz vor der Volksbank gekracht. In der Polizeistation Apensen läuft durchgehend der Polizeifunk - und es ist immer irgendwas.

„Wenn Schwinge 1701 gerufen wird, dann muss ich los“, sagt Helms. Manchmal ist der 60-Jährige auch außerhalb der Samtgemeinde Apensen im Einsatz. So unterstützte er vor kurzem Kollegen im benachbarten Regesbostel, als er einen Landeplatz für einen Rettungshubschrauber organisierte.

28 Jahre Dienst in Buxtehude

Seit 44 Jahren ist Reiner Helms Polizeibeamter. Seine Karriere begann als Bereitschaftspolizist in Oldenburg. Als der gebürtige Stader zurück in seinen Heimatort wollte, gab es dort keine freie Stelle. So kam Helms 1984 nach Buxtehude, blieb dort 28 Jahre lang im Dienst und wohnt auch in der Stadt.

Vor 13 Jahren bewarb er sich auf die freie Stelle in der Polizeidienstation Apensen, die sich seit 2013 im Rathaus befindet. „Ich hatte mir eine Mischung aus Streifendiensteinsatz und Ermittlungsdienst erhofft“, nennt Helms als Gründe. Nachteil in Apensen: Hier ist Helms der einzige Polizeibeamte. „Nicht immer einfach so ganz allein, aber es ist deutlich ruhiger als in Buxtehude“, sagt er.

Kleinkriminelle, Diebstahl, Sachbeschädigungen und Verkehrsunfälle bestimmen seinen Dienstalltag. Für einige Einsätze, wie den Transport von Tatverdächtigen, holt sich Helms Verstärkung aus Buxtehude.

Auch seine Dienstwaffe musste er einsetzen

Seine Dienstwaffe musste er bisher nur einsetzen, um angefahrene Rehe zu erschießen. „Der Mord mit einer zerstückelten Leiche in Nindorf, wo ein Rentner seine Ehefrau umgebracht hat, war zum Glück vor meiner Zeit“, sagt Helms.

Ein anderer Fall ist ihm im Gedächtnis geblieben und hat ihn berührt: Bei einem Verkehrsunfall wurde 2014 eine 16-jährige Inlineskaterin auf der Ortsumgehung in Apensen von einem Lkw erfasst. Die Jugendliche, die in Begleitung ihres Hundes unterwegs gewesen war, geriet am Kreisel Neukloster Straße aus ungeklärten Gründen vom Geh- und Radweg auf die Fahrbahn. Die junge Frau wurde von dem Sattelzug überrollt. Sie hatte noch Glück im Unglück, erlitt mittelschwere Verletzungen. Ihr Hund kam ohne Blessuren davon.

Danach hätte Helms psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können. „Ich entschied mich für meinen persönlichen Seelentröster“, sagt der 60-Jährige und zeigt auf Buddy. Der Mischlingshund ist sein bester Freund und ständiger Begleiter. Helms hat ihn aus einer portugiesischen Tierhilfe geholt. „Buddy ist schon fast ein Therapiehund“, sagt Helms.

Kupferdiebstahl-Serie jetzt auch in Apensen

Gut in Erinnerung ist dem Polizeibeamten auch eine Serie mit über 50 Taten von Sachbeschädigungen durch Graffitis, die er aufgeklärt hat. Bushäuschen, Stromkästen, Hauswände - etliches wurde beschmiert. Durch Schriften an den Graffitis kam der Dorfsheriff dem Täter auf die Spur.

„Ich beantragte einen Durchsuchungsbeschluss und fand bei dem Apensener Spraydosen und Skizzenbuch, die ihn entlarvten und er die Taten gestand. Ein Jahr später meldete er sich sogar bei mir und entschuldigte sich für die Arbeit, die er mir durch seine Vergehen bereitet hat“, erzählt Helms.

Am 28. November schließt Reiner Helms die Tür zur Polizeistation in Apensen.

Am 28. November schließt Reiner Helms die Tür zur Polizeistation in Apensen. Foto: Laudien

Aktuell beschäftigt er sich mit einer Serie von Kupferdiebstählen, die von Harsefeld anscheinend nach Apensen herübergeschwappt ist. Auch Ladendiebstähle nehmen stark zu; ebenso wie Taschendiebstähle, bei denen Kunden beim Einkauf die Geldbörse gestohlen wird. „Das ist aber kein Apensen-Phänomen, sondern deutschlandweit ein Problem“, betont Helms.

Nachfolge noch nicht geregelt

Schon wieder klingelt sein Telefon. Buddy bellt und ist in Alarmbereitschaft. Helms gibt sachdienliche Hinweise zu einer Serie von Autodiebstählen. Fast wie im Fernsehen. Reiner Helms ist Fan der Tatort-Krimis. Genervt ist er aber, wenn dort private Schicksale von der Tat ablenken.

„Ich möchte beim Sonntagabend-Krimi keine Probleme von Polizisten sehen“, sagt Helms. Auch sein eigenes Privatleben tut nichts zur Sache. Ausnahme ist das Quad-Fahren als Hobby. Mit dem vierrädrigen Kraftfahrzeug fährt Helms zu Veranstaltungen der Interessengemeinschaft Quad-Kinder und macht Ausflüge mit Buddy in einer Hundebox.

Am 28. November hat Apensens Dorfsheriff seinen letzten Arbeitstag. „Dann mache ich die Tür zu und weiß nicht, ob sie wieder aufgeht.“ Bis jetzt ist die Nachfolge nicht geregelt. Mitte September kommt ein Kollege „zum Schnuppern“, ob er sich für Apensen entscheidet, wird sich zeigen. Auf Helms warten bis zuletzt noch einige Aufgaben: Beim Sondereinsatz für die Cyclassics-Radrennen am kommenden Wochenende rechnet er bei den Absperrungen mit dem Unmut der Anwohner. Zudem steht die Umstellung auf die elektronische Akte an. „Da muss ich mich noch reinfuchsen.“

An seinem Parkplatz vor dem Apenser Rathaus: Reiner Helms sorgte 13 Jahre lang in der Samtgemeinde für Recht und Ordnung.

An seinem Parkplatz vor dem Apenser Rathaus: Reiner Helms sorgte 13 Jahre lang in der Samtgemeinde für Recht und Ordnung. Foto: Laudien

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