TApensens Windpark wird erweitert – Sorgen um Lärm, Schall und Schatten
Höhere Windräder mit größeren Rotorblättern erzeugen mehr Energie. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Je höher und größer die Windräder, desto mehr Energie. Daher soll der Windpark in Apensen wachsen. Doch es gibt auch Gegenwind: Bürger sorgen sich um Lärm, Schall und Schatten. Was geplant ist und welche finanziellen Anreize geboten werden.
Apensen. Vor gut einem Jahr präsentierten Vertreter der Alterric aus Aurich erstmals in einer Planungs- und Bauausschusssitzung in Apensen die südliche Erweiterung des Altwindparks Apensen mit bis zu neun Windenergieanlagen der modernsten Anlagentechnologie.
Jetzt waren Windparkplaner des Energieriesen aus Ostfriesland und seiner zwei Kooperationspartner Qualitas energy und wpd in Apensen, um im Ausschuss den neuesten Stand zu erläutern.
Die neuen Windräder sind etwa 30 Meter höher
Momentan stehen im Windparkgebiet Apensen 24 Anlagen, 21 alte Windräder und drei Neuanlagen. Die 21 Bestandsanlagen sollen zurückgebaut und erneuert werden, sogenanntes Repowering, und durch bis zu 13 neue Anlagen ersetzt werden. Die geplanten Hybrid-Stahlrohrtürme sind 175 Meter hoch - 30 Meter höher als die drei neueren Bestandsanlagen - und die geplanten Rotorblätter haben einen Durchmesser von 172 Metern.

Die Skizze zeigt den letzten Planungsstand am Windenergiestandort Apensen, aber noch nicht die finale Umsetzung. Foto: Alterric
Das Projektgebiet für die südliche Erweiterung und das Repowering beträgt etwa 400 Hektar. Für Anlagen im nördlichen Bereich ist das Repowering vorgesehen. Südlich der Ruschwedeler Straße (K49) sollen allein vier neue Anlagen entstehen.
Panik durch umliegende Windkraftanlagen
Verbaler Gegenwind kam in der Sitzung von Oliver Bülte: „Als Bürger bin ich entsetzt über die Verschandelung der Landschaft und den Lärm.“ Auch andere Bürger hätten Angst, dass der Windpark massiv ihr Leben beeinträchtige, sagte der FWG-Vorsitzende.

Blick vom Kreisel bei Bäckerei Schrader in Apensen zum Windpark. Foto: Susanne Laudien
Der Ort sei von Windanlagen umgeben, das bringe Panik. Obgleich einige auch das Dollar-Zeichen in den Augen hätten und den Profit sähen.
„Wäre es denkbar, die Anlagen nicht in maximaler Höhe zum Dorf, sondern gestaffelt zu planen?“, fragte Bülte. „Denkbar ja, aber die größtmögliche Höhe der Windenergieanlage generiert die meisten Erträge“, so Projektentwickler Jonas Backer.
1000 Meter Abstand zwischen Windrad und Haus
Bei Fragen zu Lärm, Schall und Schatten verwiesen die Planer auf Gutachten und gesetzliche Vorschriften. Die Anlagen sollen im Abstand von 1000 bis 1100 Meter zur Ortsbebauung stehen, zudem werden Abstände zu Richtfunktrassen, Kreisstraße, Biogasanlage, EVB-Strecke und dem Radweg-Neubau entlang der L130 berücksichtigt.
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In einer Ortsratssitzung in Ruschwedel hatten die Windkraft-Experten Abstände von 1000 Meter zum Ort zugesichert. Obwohl der Landkreis einen Mindestabstand von 800 Meter vorschreibt.
Der Bau von Windparks ist immer auch ein Eingriff in die Natur. In Apensen sollen Kompensationsmöglichkeiten mit Ersatz-Habitaten, Blühwiesen und Streuobstwiesen geschaffen werden. Apensens Bürger können dazu Flächen zur Verfügung stellen und dafür Einnahmen erhalten, so die Planer.
Apensen profitiert von der Windenergie
Eine weitere Bürgerbeteiligung kann ein Windsparbrief sein, bei dem Bürger beispielsweise 500 oder 1000 Euro anlegen können. Die Abwicklung läuft über eine regionale Bank, etwa in Apensen, stellten die Windenergie-Profis in Aussicht.
Auch die finanzielle Beteiligung an einem Bürgerwindrad sei denkbar. Dafür müsste eine kommunale Betreibergesellschaft gegründet werden.

Auch im Bereich zwischen Apensen und Grundoldendorf sollen Windanlagen erneuert werden. Foto: Susanne Laudien
Die Gemeinde wird auf jeden Fall an dem Windenergiepark verdienen. In der EEG-Novelle von 2021 ist eine finanzielle Beteiligung der Kommunen beim Ausbau der Windenergie verankert. Sie erhalten 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde. An dem Vorhaben sind die umliegenden Kommunen Apensen mit 48 Prozent, Harsefeld mit 17 Prozent und Buxtehude mit 21 Prozent beteiligt. Apensen würde jedes Jahr 360.000 Euro einnehmen.
Zwei Jahre Lieferzeit für Windenergieanlagen
Ein weiteres Plus kann sich durch die Gewerbesteuer ergeben, die zu 99 Prozent an Apensen gehen soll. Eine Sonderregelung von Alterric, die lediglich ein Prozent für die Stadt Aurich behält. Damit ist aber erst in etwa zehn Jahren zu rechnen, wenn Gewinne erwirtschaftet werden.
Zum zeitlichen Ablauf erläuterten die Planer: Eine Inbetriebnahme könnte frühestens 2027 bei der Erweiterung, beziehungsweise 2028 für das Repowering erfolgen. Bis dahin laufen Vorbereitungen für Fachgutachten, Genehmigungs- und Förderanträge, Ausschreibungen sowie die Bestellung der Windenergieanlagen, die eine zweijährige Lieferzeit haben.
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In Harsefeld werde bereits eine Änderung des alten Bebauungsplanes angegangen, so die Planer. In Apensen ist eine Änderung des Flächennutzungsplanes notwendig.
Basis für das Vorhaben ist das Planungsrecht, das im September mit dem Raumordnungsprogramm (ROP) beschlossen wurde. Aktuell sind 1,6 bis 1,7 Prozent der Landkreisfläche für Windenergieanlagen bereits festgelegt. Ziel sind 3,67 Prozent bis 2032.