TBemerkenswerter Gästezuwachs beim Schloss Agathenburg - die Gründe

In der Adventszeit macht der traditionelle Weihnachts- und Kunsthandwerkermarkt das Schloss Agathenburg zum besonderen Anziehungspunkt. Foto: Adrian Bochenek
So mancher Veranstalter kann mit Blick auf die Besucherzahlen nicht an alte Zeiten anknüpfen. Davon kann auf Schloss Agathenburg keine Rede sein. Der Andrang ist deutlich gestiegen - aus diesen Gründen.
Agathenburg. Der Blick auf die Besucherzahlen zeigt, dass Leiterin Ruth Meyer und ihr Team mit der Programmgestaltung offenbar richtig liegen. Die Kulturstiftung Schloss Agathenburg konnte 2023 einen bemerkenswerten Gästezuwachs verbuchen. Im Vergleich zum letzten Jahr vor Corona haben die Veranstaltungsangebote dem Haus gut 10.000 Besucher mehr beschert. Waren es 2019 rund 15.000 Gäste, wurden für das aktuelle Jahr gut 25.000 gezählt.
Influencer für das Haus
„Ich bin wirklich stolz auf mein Team, ohne das ein solcher Erfolg gar nicht möglich wäre“, sagt Ruth Meyer. Angefangen bei Gärtner Matthias Paluch, Hausmeister Malte Silkenstedt und dem Empfangs- und Gastroteam um Bianca Dinter über Buchhalterin Antje Koppenburg bis hin zum Kreativ- und Vermittlungsteam um Claudia Rasztar und Ann-Sophie Beers seien alle Mitarbeiter mit Leib und Seele dem Schloss verbunden und so Influencer für das Haus. „Diese Begeisterung strahlt auch nach außen.“ Jüngstes Beispiel sei der traditionelle Weihnachts- und Kunsthandwerkermarkt, den dieses Mal auch viele Familien mit Kindern ansteuerten.

Ein Besuchermagnet ist immer wieder die alljährliche Karikaturenausstellung. Aber auch die Ausstellungen zeitgenössischer Kunst finden Zuspruch. Foto: Ann-Sophie Beers
Als Ruth Meyer im Januar 2021 die Nachfolge von Bettina Roggmann antrat, war die Pandemie noch im vollen Gange und Kulturveranstalter wie das Schloss waren nach wie vor im Ausnahmezustand. Neben besonderen Herausforderungen habe ihr dieser aber gleichzeitig Raum gegeben, sich einzuarbeiten. „Ich hatte großen Respekt davor, mit der Schlossleitung die Verantwortung für ein kleines Drei-Sparten-Haus samt Gastro und denkmalgeschützter Parkanlage zu übernehmen“, erzählt Ruth Meyer.
Sie konnte auf langjährige Erfahrung im Team, etablierte Kulturprogramme wie „Jazz im Pferdestall“ als musikalisches Erfolgsformat und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst von überregionaler Strahlkraft bauen. Und sie lobt die Wertschätzung und Unterstützung durch die Politik. „Das gibt einem ein breiteres Kreuz, die Sachen anzugehen“, sagt sie.
Nach Jahren der Planung kam die Hinweistafel
Ruth Meyer hat einiges neu justiert - mit dem Ziel, das Haus weiter zu öffnen. „Es ist ähnlich wie beim Transformationsprozess der Museen. Das Schloss muss mit Leben gefüllt sein und darf nicht in Schönheit ersterben“, so ihre Prämisse. Sie möchte das Kulturdenkmal noch stärker als touristischen Anziehungspunkt etablieren.
Deshalb ist die Freude groß, dass nach fünf Jahren Planung nun endlich die touristischen Hinweistafeln an der Autobahn 26 umgesetzt sind. „Wer mag, soll sich hier unabhängig vom Kulturprogramm auch einfach nur auf eine Bank im Garten setzen können. Und wir wollen, dass der Landkreis, die Samtgemeinde und die Agathenburger das Schloss als ihren Ort verstehen“, betont Ruth Meyer. Mit Angeboten wie dem Trauercafé und der Zusammenarbeit mit örtlichen Akteuren wie der Feuerwehr will sie Dorf und Schloss als Nachbarschaft weiter verbinden.
Mit Blick auf das Schloss als Ausflugsziel steht mit den alten Fischteichen in Sachen Parkanlage noch ein riesiges Projekt auf dem Plan. Die müssen entschlammt werden, damit sie nicht mehr so weithin stinken. „Wäre das mal gelöst, wären wir einen großen Schritt weiter“, so Meyer.
Bagger rollen an
T Darum stinkt es so gewaltig am Agathenburger Schloss
Neues Programm für Kitas und Schulen
Programmlich ist vieles für 2024 bereits festgezurrt. Neu entwickelte Formate wie der Familiennachmittag, das Best-Of-Abo oder die Crossover-Veranstaltung mit Verknüpfung von Kunstausstellung und Bühnenerlebnis sollen bestehendes Publikum animieren, andere Sparten des Hauses zu nutzen. Und auch die Kooperationen mit dem Holk Kulturfestival, der Hochschule für Musik und Theater Hannover sowie Stade Marketing und Tourismus werden fortgesetzt. Auf Anregung aus dem Ort wird das Jazz-Open-Air 2024 um einen zweiten Tag erweitert - mit Swing auf der Bühne. „Und wenn alles klappt, werden wir bei der zeitgenössischen Kunst einen großen Namen dabei haben“, verrät die Schlossleiterin.
Das Angebot für junge Besucher wird noch vielfältiger. Über die Stiftung Bildungsregion Stade der Kreissparkasse wurde ein neues Programm für verschiedene Altersgruppen in Kitas und Schulen als zusätzlicher Baustein in der Vermittlung konzipiert, das im neuen Jahr anläuft.
Bei der Angebotsfülle sieht Ruth Meyer aber auch klare Grenzen: „An neuen Ideen mangelt es nicht, aber es muss auch machbar mit dem Team bleiben. Und wir dürfen unser Publikum nicht überfrachten und uns so selbst Konkurrenz machen.“