TBurger und Steaks vom Lavastein: In Apensen steht ein Engel am Grill

Chef Michael Knirsch deckt die Tische im Restaurant ein. Foto: Felsch
In einer Stunde öffnet das Beef Kitchen in Apensen. Chef Michael Knirsch bereitet den Laden auf den Ansturm vor. Auf seinen Engel in der Küche kann er sich verlassen.
Der Chef übernimmt das Eindecken an den 55 Tischen drinnen. Michael Knirsch wischt über die Holzplatte, füllt die Menagen mit Salz, Pfeffer und Öl auf, legt Besteck und Servietten hin, gießt die Blumen, schaut nach den Kerzen und Tischlämpchen. Knirsch betrachtet zufrieden sein Werk, bevor er nach draußen geht, wo er heute 25 Plätze geschaffen hat. 16 Personen haben sich angemeldet. „Das ist nicht so viel, aber wer weiß, was der Abend bringt“, sagt der Inhaber von Beef Kitchen in Apensen.
Neugierig auf den Teilnehmer von „Mein Lokal - dein Lokal“
Wenn Stade oder Buxtehude Altstadtfest feiern oder es zu heiß ist, merkt das auch Knirsch. Dann werde zu Hause im Garten der Grill angeworfen, meint er. Spätestens im August hätten die meisten dann aber das Bedürfnis, sich „begrillen“ zu lassen. Im Beef Kitchen treffen sich Freunde oder Familie. Mehr in der kühleren Jahreszeit, aber so genau könne man sich nicht darauf verlassen, sagt der gelernte Koch, dessen Restaurant viele Gäste durch die Fernsehserie „Mein Lokal - dein Lokal“ kennen.
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Seit acht Jahren kocht der Buxtehuder, der früher auf der MS Vistafjord gefahren ist und in internationalen Küchen gearbeitet hat, in Apensen in seiner Beef Kitchen. Stammgäste aus Hittfeld, Harburg, Jesteburg, Tostedt, Bremen und Bremervörde schätzen seine Küche ebenso wie die Apenser und Buxtehuder.
Einmal haben ihn ehemalige Kollegen überrascht, mit denen er vor 40 Jahren in der Berufsschule zusammen gelernt hat. „Die kannten mich, aber ich habe mich nicht an einen erinnert, wer weiß, was ich damals gemacht habe“, meint er scherzhaft. Gefreut habe er sich trotzdem, dass die Ex-Mitschüler sich auf den Weg von Lüneburg, Bremen und Bremerhaven gemacht hätten, um ihn zu besuchen - und seine Küche zu testen. Sie seien sehr zufrieden gewesen, erzählt Knirsch.
Ein Koch mit Namen Engel
Das liegt auch an seinem Koch. Seit dreieinhalb Jahren steht Sascha Engel bei Knirsch am Grill und hinter dem Herd. Sein Nachname sei Programm, scherzt sein Chef. Er koche wie ein Engel. Der so Angesprochene lächelt still in sich hinein und arbeitet konzentriert weiter. Zuerst holt er die gewaschenen Salate und die vorbereiteten Burger aus der Kühlkammer, in der alles übersichtlich in den Regalen liegt.

Koch Sascha Engel macht seine Posten klar. Foto: Felsch
Während Knirsch redet, ist der 39-Jährige dabei, seinen Arbeitsplatz vorzubereiten. Der Grill mit den Lavasteinen muss immer rechtzeitig, eine Stunde vorher, eingeschaltet werden, damit er schön heiß ist, bevor die Steaks oder Burger daraufgelegt werden können.
Die Gasflämmchen am Herd glimmen und das Kühlregal ist eingeschaltet. Engel checkt, ob der selbst gemachte Ketchup, die Mayonnaise und die Dressings griffbereit stehen. Seine Profimesser liegen in Reih und Glied neben den Brettern. Schöpfkellen und Schüsseln werden platziert, und das Fett brodelt in der Fritteuse.
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Wenn der Laden voll ist, hat er keine Zeit, lange zu suchen. Der Küchenchef weiß, wie wichtig eine gute Organisation und Übersicht ist.
Die Küche befindet sich hinter dem Tresen
Im Beef Kitchen ist das doppelt wichtig, denn die Koch- und Grillstationen befinden sich in einer Ecke im Restaurant und sind somit für jeden Gast einsehbar. Jeder kann schauen, was hinter dem Tresen vor sich geht - allein deshalb muss es hier immer super ordentlich aussehen.
Knirsch drückt den Knopf des Tellerwärmers, schneidet Limonen und Zitronen auf Vorrat für die Getränke. In Mode und sehr beliebt ist gerade seine Homemade Limonade mit ausgepressten Limetten, aufgekochter Minze und Sprudelwasser.
Discolicht in den WCs
„Die Burger und die Steaks laufen gut“, sagt Knirsch, während er noch schnell einen Blick ins Reservierungsbuch und in die Speisenkarte wirft. „Einmal im Monat mache ich saisonbedingte Angebote, der Rest ist gleich geblieben. Aber das ist es ja, weswegen die Leute kommen, in erster Linie, um Steak und Burger zu essen“, sagt der Chef.
Ein letzter prüfender Blick und dann macht Knirsch seinen Rundgang durch die Toiletten. Das Discolicht, das er sich als besonderen Gag ausgedacht hat, setzt die stillen Örtchen in ein ganz besonderes Licht. „Sieht gut aus, hat die Reinigungsfachkraft gut gearbeitet“, stellt er fest. Die Seifenspender sind aufgefüllt, ebenso das Toilettenpapier und die Papierhandtücher. Der Chef ist zufrieden.
Zwischendurch die Bestellung checken
Knirschs Handy klingelt. Er nimmt eine Bestellung fürs Wochenende entgegen, notiert den Namen und verschwindet in seinem kleinen Büro. „Wenn - so wie jetzt - noch Zeit ist, widme ich mich gern dem ganzen Papierkram. Macht nicht so viel Spaß wie der Job vorne, aber muss ja sein“, sagt er. Da Ware angeliefert wurde, kontrolliert er, ob alle Bestellungen eingetroffen sind.
Wieder klingelt das Telefon. „Beef Kitchen, guten Tag“, grüßt er freundlich und nimmt eine weitere Reservierung für den Abend entgegen.
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Es ist 16.45 Uhr und seine zwei Servicekräfte sind da. Sie ziehen die blauen T-Shirts mit der Aufschrift Beef Kitchen an. Auch sie streifen noch mal durch den Laden, aber ihr Chef hat nichts vergessen. Der Ansturm kann kommen.
„Wohl eher nicht, in Apensen ist an diesem Wochenende Schützenfest, da ist allerhand los“, meint er. Wie auf ein Zeichen marschieren die ersten Schützenbrüder am Fenster vorbei.
Mittlerweile ist auch die Küchenhilfe eingetroffen und lässt sich vom Koch kurz briefen. Aber Victoria Vogt ist - trotz ihres jugendlichen Alters - ein alter Hase. Die 21-Jährige, die in einer Ausbildung zur Industriekauffrau steckt, verdient sich bei Knirsch etwas dazu. Und das seit 2023. „Für die Gucci-Klamotten“, scherzt Knirsch, und Victoria verdreht die Augen.
Die Stimmung ist gelöst und entspannt, von Hektik keine Spur, obwohl der Zeiger der Wanduhr fünf Minuten vor 17 Uhr anzeigt.
Die ersten Gäste treffen um 17 Uhr ein
Victoria bindet sich die Schürze um. „Ich bin gern in der Küche, mir macht das Spaß“, erklärt sie. Service ist nicht so ihr Ding. Das überlässt sie lieber Knirsch und den beiden jungen Kolleginnen. Die Schülerinnen bessern damit ihr Taschengeld auf.

Küchenhilfe Victoria Vogt wirft die Fritteuse an. Foto: Felsch
Punkt 17 Uhr betritt ein älteres Ehepaar das Restaurant. Sie sind auf dem Weg zu einer Party und wollen dem Gastgeber einen Gutschein schenken. „Das haste aber gut gemacht“, loben sie Knirsch, der wiederum lobt den Geschmack der Geschenkgeber. „Das nenn‘ ich mal ein schönes Präsent“, sagt er.
„Ja, das würden wir auch gern haben“, antworten die beiden. „Ganz einfach, lasst euch so etwas doch mal schenken“, rät der Chef. Lachend verabschiedet sich das Paar, und durch den Seiteneingang kommt ein junger Mann. „Hallo, haben Sie schon geöffnet?“, fragt er ein wenig ungläubig. „Klar“, bestätigt Knirsch und holt die Speisekarte.

Chef Michael Knirsch schneidet Zitrusfrüchte für die Cocktails. Foto: Felsch