TErneute Erhöhung: Altländer und Horneburger zahlen mehr für den Schiet

Ein Mitarbeiter nimmt Messungen auf dem Faulturm der Kläranlage des Abwasserverbandes Altes Land und Geestrand in Wetterndorf vor. Foto: Vasel
Der Abwasserzweckverband Altes Land und Geestrand wird die Schiet-Gebühr für 2025 auf 2,82 Euro pro Kubikmeter erhöhen. Weitere Belastungen der Bürger sollen verhindert werden.
Jork. Es ist die dritte Erhöhung in Folge. Im vergangenen Jahr war die Abwassergebühr bereits um 4,5 Prozent auf 2,76 Euro pro Kubikmeter erhöht worden. Ab 2025 werden die Altländer und die Horneburger mit 2,82 Euro pro Kubikmeter 2,2 Prozent mehr für die zentrale Entsorgung in der Kläranlage Wetterndorf zahlen müssen. Das hat der stellvertretende Verbandsgeschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Altes Land und Geestrand, Phillip Fricke, bei der Verbandsversammlung im Hotel Altes Land in Jork vorgerechnet.
Kosten für Entsorgung steigen
Steigende Kosten bei Personal, Klärschlammentsorgung und Abschreibungen nannte Fricke unter anderem als Gründe. Damit liegt die Steigerung leicht über der aktuellen Inflationsrate. Diese lag laut Statistischem Bundesamt im Oktober bei zwei Prozent. Im kommenden Jahr rechnet der Verband mit einer Abwassermenge von 1,545 Millionen Kubikmetern.
Einstimmig segneten die Vertreter der Samtgemeinden Lühe und Horneburg und der Gemeinde Jork die neue Gebührenhöhe ab.
Keine Preiserhöhung für Kleinkläranlagen
Bei den dezentralen Kleinkläranlagen und abflusslosen Sammelgruben ändert sich nichts. Knapp 350 Anlagen gibt es noch. Lediglich 375 Kubikmeter werden noch mit dem Saugwagen abgefahren. Der Anschlussgrad an das zentrale Abwassersystem liegt bei fast 100 Prozent. In Neuenkirchen sind am Umdeich - auf Drängen der unteren Wasser- und Deichbehörde beim Kreis Stade - mehrere Häuser angeschlossen worden. 665.000 Euro investierte der Verband. Als Belohnung gibt es 285.000 Euro aus der Abwasserabgabe zurück. Das Ziel: Schadstoffeinträge verringern.

Die Kläranlage in Wetterndorf soll erweitert werden. Foto: Vasel
Die Gebühr für die Niederschlagswasserbeseitigung für die Samtgemeinde Lühe wird auf 0,48 Euro pro Quadratmeter versiegelter und abflusswirksamer Fläche festgesetzt. Das seien insgesamt 450.000 Quadratmeter. Sämtliche Gebührenbescheide für 2023 sind raus, hieß es. Klar seien auch die Abschläge für 2024. Offen sind allerdings noch die öffentlichen Flächen von Landkreis Stade und Samtgemeinde Lühe. Eine Klagewelle blieb aus. „Alles im grünen Bereich“, betonte Fricke.
Auflösung des Abwasserzweckverbandes vertagt
Die Auflösung des Verbandes liegt auf Eis. Der Verband hat sich für eine weitere Verschiebung ausgesprochen. Ohnehin müssten die Räte noch Beschlüsse für die Übertragung der hoheitlichen Aufgabe der Abwasserentsorgung an Hamburg Wasser fassen. Die Politiker wollen damit Private und Gewerbetreibende vor höheren Kosten bewahren.
Was ist der Hintergrund? Deutschland muss EU-Recht umsetzen. Die EU-Kommission pocht auf Wettbewerbsgleichheit zwischen privatwirtschaftlichen und kommunalen Anbietern bei Dienstleistungen. Als Einrichtung des öffentlichen Rechts wäre auch der Abwasserzweckverband in Zukunft umsatzsteuerpflichtig - bei Dienstleistungen der Hamburger Stadtentwässerung, einer Tochter von Hamburg Wasser, für den AZV.
Weitere Gebührenerhöhungen drohen
Altländer und Horneburger werden das neue Recht umsetzen müssen. Der Bund will, dass es 2027 in Kraft tritt. Er will die Übergangsfrist des § 2b des Umsatzsteuergesetzes (UStG) mit dem Jahressteuergesetz bis zum 31. Dezember 2026 verlängern. „Es besteht allerdings ein Restrisiko“, sagte Bürgermeister Matthias Riel (Jork). Offen ist, ob - nach dem Ampel-Aus - auch die künftige Bundesregierung den Kurs mitträgt. Ohne Auflösung müssten die Gebührenzahler die Mehrkosten von 300.000 Euro im Jahr tragen. Die Schiet-Gebühr würde aufgrund der Umsatzsteuerpflicht auf mehr als 3 Euro erhöht werden müssen. „Wir wollen den Bürger entlasten“, sagte Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel (Horneburg).
Seit 2002 kooperieren die Kommunen mit der Hamburger Stadtentwässerung (HSE). Der Verband überweist Hamburg Wasser im nächsten Jahr 2,9 Millionen Euro für die Betriebsführung.
Millionen fließen in den Untergrund
Der Verband habe mittlerweile fast alle Kleinpumpwerke mit digitalen Störungsmeldern ausgestattet. Becken und Technik der Kläranlage wurden in Teilen erneuert. 2023/2024 wurde der Ablauf der Kläranlage Wetterndorf von 1970/1971 in die Elbe für 1,7 Millionen Euro ersetzt. In Zukunft sollen wieder 3 der 82 großen Pumpwerke im Jahr erneuert werden. 155 Kilometer Kanalnetz und 1000 Pumpwerke helfen, das Schmutzwasser nach Wetterndorf zu befördern.

Der AZV erzeugt die Energie zum Teil selbst, das spart viel Geld. Mit Methangas wird Wärme und Strom erzeugt, hinzu kommt eine Photovoltaikanlage. Die Kläranlage in Wetterndorf deckt ihren Strombedarf zu 70 Prozent aus eigener Produktion. Foto: Vasel
Der Kanal unter der Landesstraße 140 in Steinkirchen müsse erneuert werden, so AZV-Geschäftsführer Gernot Witte. Das sollte bestenfalls im Zuge der Sanierung der Ortsdurchfahrt durch das Land Niedersachsen geschehen. Die Straßenbauer werden frühestens in den Jahren zwischen 2027 und 2029 loslegen, so Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke (Lühe). „Irgendwann werden wir ran müssen - auch unabhängig vom Straßenbau“, sagte Witte.
Kläranlage soll ab 2026 erweitert werden
Der Haushalt hat ein Volumen von 4,9 Millionen Euro. 1,3 Millionen Euro werden in Kanal, Sanitärtrakt und Klärwerk investiert. Die Kläranlage soll ab 2026 erweitert werden. 2025 wird ein Konzept erstellt. Die Kläranlage entsorgt das Abwasser von mehr als 36.000 Menschen. „Wir stoßen an die Kapazitätsgrenze“, so Witte. Das liegt an der steigenden Bevölkerung durch neue Baugebiete und dem steigenden Aufwand bei der Reinigung des Abwassers. Die gute Nachricht: Die Gebührenzahler werden das kaum in ihrem Portemonnaie spüren. Der schuldenfreie AZV hat 15 Millionen Euro für Baumaßnahmen wie Klärwerksausbau auf dem Konto.