TFachgruppe Obstbau sauer über Bio-Zwang - Minister in der Kritik

Ob Bio oder IP, die Produktionsweise soll nach Auffassung der Bundesfachgruppe Obstbau keine Rolle bei der Verpflegung in Kantinen oder Mensen spielen. Wichtiger sei: Obst aus regionalem Anbau. Foto: Vasel
Die Obstbauern an der Niederelbe üben erneut Kritik an dem Kurs von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der Grund: Der Minister wolle nur Bio in den Kantinen sehen. Die Fachgruppe übt Kritik.
Jork. Täglich essen etwa sechs Millionen Menschen in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen oder Kantinen. Das sei ein enormes Potenzial, um die notwendige Wende hin zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung mit mehr Obst und Gemüse zu forcieren.
Davon könnte der deutsche Obst- und Gemüsebau profitieren. Davon ist der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Obstbau, Jens Stechmann aus Jork, überzeugt.
Doch der Blick in die neue Verordnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Außer-Haus-Verpflegung (AHV) lässt bei der Fachgruppe die Alarmglocken schrillen.
Denn Minister Cem Özdemir (Grüne) habe allein die Förderung der Biobranche im Blick, klagt der Geschäftsführer der Bundesfachgruppe, Joerg Hilbers.
Obstbauer fragen sich: Wie nachhaltig ist Idee?
Mit speziell auf Bio ausgelegten Beratungs- und Zertifizierungskonzepten soll der Bioanteil in Mensen und Kantinen erhöht werden. Für die integriert wirtschaftenden Obstbaubetriebe - sie stehen für 80 Prozent der Erzeuger, stelle sich die Frage, wie nachhaltig das sei und welche ernährungsphysiologischen Vorteile es biete, „wenn wir beispielsweise moldawische Biopflaumen anstatt heimischer Zwetschen aus Integriertem Anbau für die Ernährung unserer Kinder und Enkel in Kitas und Schulen nutzen“.
Das zuständige unabhängige und von Steuergeldern bezahlte Bundesamt für Risikobewertung jedenfalls hat darauf keine Antwort.
Keine Vorteile durch Bio-Produkte?
Und auch bei der Frage der Klimafreundlichkeit in der Produktion, also des CO₂-Fußabdrucks, ergeben sich keine Vorteile für Bioprodukte. Nach der jüngsten Studie des IFEU-Instituts liegt der CO₂-Fußabdruck für Äpfel aus Integrierter Produktion je nach Lagerdauer bei 75 bis 90 Gramm CO₂-Äquivalenten pro Kilo verkaufsfähiger Äpfel.
Verkaufsfähige Äpfel aus ökologischer Erzeugung kommen bei kurzer beziehungsweise langer Lagerdauer auf einen Wert von gerundet 90 bis 105 Gramm CO₂-Äquivalenten pro Kilo. Auch bei der Artenvielfalt gebe es keinen Unterschied.
Drastische Einsparungen vorgesehen
Die aktuellen Haushaltspläne der Bundesregierung sehen drastische Einsparungen vor. Vor dem Hintergrund der knapper werdenden Gelder sollte also in der Außer-Haus-Verpflegung die regionale Herkunft der Früchte im Vordergrund stehen.
Gleichzeitig belastet eine einseitige Förderung der Bioproduktion das gute und kollegiale Verhältnis zwischen ökologisch und integriert wirtschaftenden Obstbauern.