TFußball ohne Fans: Erster Kreisrat ordnet Geisterspiele in Steinkirchen an

Bürgermeister Timo Gerke (ganz links) feierte die Kicker der SG Lühe vor dem Rathaus. Foto: Samtgemeinde Lühe
Der Landkreis Stade hat für den Sportplatz in Steinkirchen ein Zuschauerverbot erlassen. Grund ist ein schwelende Rechtsstreit, die Aufregung ist groß.
Steinkirchen. Fußballspiele vor leeren Tribünen, das gab es in der Corona-Zeit oder nach Ausschreitungen von Fans in der Bundesliga. Doch im Altländer Fall hat nicht ein Sportgericht den Platz am Mühlenweg in Steinkirchen für Publikum gesperrt - diese Anordnung kam aus dem Stader Kreishaus.
Bis zum 13. August müssen die Fußballer ohne ihre Fans auskommen. Die SG Lühe appelliert nach der Anweisung eindringlich an ihre Anhänger und Auswärtige, die Anlage am Mühlenweg nicht zu betreten. Anderenfalls drohe eine Strafe. Lediglich Kicker, Trainer, Betreuer sowie Schiedsrichter dürfen die Sportanlage betreten. Zeitweise stand sogar ein grundsätzliches Spielverbot durch das Bauordnungsamt beim Kreis Stade im Raum.
Aufstiegsfeier sorgt für Ärger im Kreishaus
Nach TAGEBLATT-Informationen hatte unter anderem die Aufstiegsparty von Bürgermeister Timo Gerke für die Kicker der SG Lühe im Kreishaus für Verstimmung gesorgt, auch Bier und Wurst nach Spiel und Training waren ein Problem.

Die SG Lühe appelliert an ihre Fans. Foto: SG Lühe
Der Rathaus-Chef und SG-Lühe-Fan hatte sich in einer Rede hinter die Fußballer gestellt und ein Plakat der Sportler mit der Aufschrift „Wir geben den Platz nicht auf“ in die Hand genommen. Außerdem hatte er betont, dass er nicht an den Erfolg der Klage eines Nachbarn glaube.
Wie mehrfach berichtet, war der Platz am Mühlenweg in Steinkirchen hinter der Sporthalle Striep am 10. Oktober 1989 vom Landkreis Stade lediglich als Schulsportanlage genehmigt worden. Trotz alledem nutzen unter anderem die Fußballer der SG Lühe den Platz - für Training und Punktspiele. In den vergangenen Monaten eskalierte der Streit. Der Fall beschäftigt mittlerweile das Verwaltungsgericht Stade, frühestens Ende August werden die Richter entscheiden.
Dass der Kreis Stade den „nicht genehmigten Betrieb“ bislang nicht untersagt habe, begründete der Kreissprecher Daniel Beneke am 17. Juli gegenüber dem TAGEBLATT folgendermaßen: Die Aufsichtsbehörde wolle dem Gericht nicht vorgreifen.
Erster Kreisrat schaltet sich ein
Dass es nicht zu einem Spiel-, sondern lediglich zu einem Zuschauerverbot kam, ist offenbar dem Ersten Kreisrat Thorsten Heinze zu verdanken. Die terminierten Punktspiele gegen den TuS Jork, den FC Wischhafen/Dornbusch, den ASC Cranz-Estebrügge sowie den VfL Güldenstern Stade können in Steinkirchen ausgetragen werden.
Die Kreisverwaltung wollte sich am Freitag nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. Intern wird im Kreishaus damit gerechnet, dass das Gericht den Vereinssport vorübergehend verbieten wird.
Fußballer hoffen auf eine schnelle Legalisierung
Währenddessen rotiert Michael Koch, Vorsitzender des Spielausschusses des Niedersächsischen Fußballverbands. Weil sich die Fertigstellung der Laufbahn in Jork bis Ende September verzögert, müssen bereits Spielorte verlegt, Heimrechte getauscht werden. Ein Spielverbot in Steinkirchen würde den Ligabetrieb weiter erschweren. „Für Fußballfans gibt es kaum etwas Schlimmeres, als das Spiel der eigenen Mannschaft nicht im Stadion zu sehen“, sagt Koch. Der Funktionär beklagt den „Egoismus in der Gesellschaft“, der Freizeitsport und ehrenamtliches Engagement bedrohe.

Geisterspiel in Steinkirchen: Hier gilt ein Zuschauerverbot. Foto: Vasel (Archiv)
Der Vorsitzende der SG Lühe, Heiko Baumgarten, hofft jetzt auf eine schnelle Legalisierung des Sportplatzes am Mühlenweg. Auch die Plätze in Hollern und Guderhandviertel müssten für den Vereinssport gesichert werden, so Verband und Verein. Etwa 350 Mitglieder zähle die SG Lühe, unter ihnen viele Kinder und Jugendliche. Der Sportverein habe mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet.
Samtgemeinde Lühe arbeitet am Bauantrag
Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke ist froh, dass der Erste Kreisrat den Spielbetrieb vorerst gesichert habe. Er ruft die Fußballfans auf, sich an die Anordnung zu halten. Er wolle schnellstmöglich den Bauantrag einreichen. Die mit dem Schall- und Lichtgutachten beauftragten Planer arbeiten unter Hochdruck. Das erste Gutachten sei fast fertig.
In einer Sondersitzung hatte der nicht öffentlich tagende Samtgemeindeausschuss vor drei Wochen die Aufträge in Höhe von 15.000 Euro erteilt.
Die Altländer hoffen jetzt, dass ein schnelles Genehmigungsverfahren allenfalls für wenige Wochen zu einer Sperrung führt. Vielleicht sei auch eine weitere Duldung möglich. Das Bauordnungsamt hat signalisiert: Nach einer Nutzungsänderung ist auf dem Platz auch Vereinssport zulässig. Möglicherweise gibt es neben zeitlichen Begrenzungen auch Auflagen für Ballfangzaun und/oder Flutlichtanlage.