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TGalaktische Klänge mit Madonna in der Borsteler Kirche - Tosender Applaus

Stehender Applaus in der St.-Nikolai-Kirche in Borstel beim Finale der Borsteler Sommerklänge.

Stehender Applaus in der St.-Nikolai-Kirche in Borstel beim Finale der Borsteler Sommerklänge. Foto: Vasel

Mit Standing Ovations dankten die Besucher am Sonntagabend den Künstlern und der Leitung der Borsteler Sommerklänge um Daniel Kaiser und Undine Rehder. Gemeinsam mit Pastorin Anika Röling haben die beiden noch einiges vor.

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Von Björn Vasel
Dienstag, 06.08.2024, 08:05 Uhr

Borstel. Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Das Ensemble Beatus Vir von Organist Michael Fuerst hat die ausverkaufte St.-Nikolai-Kirche am Sonntagabend beim Finale der Borsteler Sommerklänge mit zwölf weiteren Musikern und Sängern in einen einzigen Klangkörper verwandelt. Fuerst hatte bereits nach der Probe ein galaktisches Erlebnis versprochen. Und er hielt Wort.

St.-Nikolai-Organist Michael Fuerst spielt das Regal - eine tragbare Kleinorgel, die nur mit Zungenpfeifen bestückt ist.

St.-Nikolai-Organist Michael Fuerst spielt das Regal - eine tragbare Kleinorgel, die nur mit Zungenpfeifen bestückt ist. Foto: Vasel

Höhepunkt des Abschlusskonzerts war „Tota pulchra es“ des Organisten Hieronymus Praetorius (1560 - 1629). Der in Hamburg geborene und gestorbene frühbarocke Komponist war einer der Mitbegründer der Norddeutschen Orgelschule. Diese spielte auch im Alten Land eine Rolle. Ella Smith und Elena Tasantidis (beide Sopran) sowie Michael Gattwinkel (Tenor) besangen in dem Lied aus dem vierten Jahrhundert die Makellosigkeit Mariens - jeweils auf der Orgel-Empore und einer der Priechen sowie im Chor stehend.

Emporen und Altarraum dienten den Musikern und Sängern als Bühne.

Emporen und Altarraum dienten den Musikern und Sängern als Bühne. Foto: Vasel

Währenddessen ließen Michael Fuerst und Thorsten Ahlrichs die imposante Orgel aus dem 16. Jahrhundert und zu Füßen des spätbarocken Altars von 1770/1772 das Regal, eine tragbare Kleinorgel, erklingen - untermalt von Streichern und Blechbläsern. „Umfassend schön bist Du“, heißt es in dem Lied. Maria schaute den Künstlern währenddessen höchstpersönlich von der Nordwand zu - in der Gestalt der spätmittelalterlichen Skulptur „Madonna auf der Mondsichel“.

Standing Ovations für Künstler und Festivalleitung

Nach dem Konzert erntete das Ensemble um Michael Fuerst stehenden Applaus. Minutenlang. Auch die Altländerinnen Gisela Mumm, Ruth Jeschonneck und Bärbel Stitz waren begeistert von der Emporenmusik aus der Hansezeit „und dem gesamten Festival“. Stitz lobte die Vielfalt bei der Programmauswahl, von unterhaltsam bis nachdenklich. Bei seinem Bücherpodcast eat.READ.sleep. gab Kurator Daniel Kaiser vor dem Roten Sofa sogar den Wilhelm Tell. Immer wieder fragten am Sonntag die Besucher, ob es im kommenden Jahr eine Fortsetzung geben wird.

Gisela Mumm, Ruth Jeschonneck und Bärbel Stitz wünschen sich eine Fortsetzung im Jahr 2025 (von links)

Gisela Mumm, Ruth Jeschonneck und Bärbel Stitz wünschen sich eine Fortsetzung im Jahr 2025 (von links) Foto: Vasel

Pastorin Anika Röling, Undine Rehder vom Kirchenvorstand und der Kurator Daniel Kaiser ließen sich am Sonntag noch nicht ganz in die Karten schauen. Der Leiter der Kulturredaktion von NDR 90,3 hatte sich als „Urlaubsvertreter von Anika Röling“ extra 14 Tage frei genommen.

Fortsetzung im Jahr 2025 im Gespräch

2025 könne er sich vorstellen, ein achttägiges Programm in der St.-Nikolai-Kirche auf die Beine zu stellen, sagte Kaiser dem TAGEBLATT. Im Gespräch sei ein Festival „von Sonntag bis Sonntag“ mit Literatur und Musik, von Klassik bis Pop. Erst einmal sollen die 15 Veranstaltungen evaluiert werden, so Rehder. Das wird nicht leicht.

Schließlich waren fast alle Veranstaltungen komplett ausverkauft. Von Dora Heldt über Peter Urban bis Andreas Altenburg, der gut vernetzte Kaiser hatte viele namhafte Künstler im Juli und August ins Alte Land geholt. Sie traten ohne Gage auf, mit dem Erlös werden das Hospiz in Bremervörde und der Demenzgarten Bergfried in Guderhandviertel unterstützt.

Poetische und nachdenkliche Lieder auf Plattdeutsch und Friesisch von Norma Schulz, begleitet von Niclas Jawinsky.

Poetische und nachdenkliche Lieder auf Plattdeutsch und Friesisch von Norma Schulz, begleitet von Niclas Jawinsky. Foto: Vasel

Freunde der plattdeutschen Sprache waren von dem Auftritt der plattdeutschen Legende Gerd Spiekermann und der Songwriterin Norma Schulz begeistert. Er hatte mit seinen witzigen Geschichten aus dem Alltag die Lacher auf seiner Seite, während die junge Sängerin mit ihren poetischen Liedern, Muntermachern mit Tiefgang, auf Hochdeutsch, Friesisch und Plattdeutsch verzauberte. Eigentlich ein Kontrast, doch letztlich vielleicht auch nicht.

Meister des Plattdeutschen: Gerd Spiekermann läuft zur Höchstform auf.

Meister des Plattdeutschen: Gerd Spiekermann läuft zur Höchstform auf. Foto: Vasel

Denn beide vereint die Liebe zu bedrohten Sprachen. Die „plattdeutschen Granaten“ waren kurzfristig eingesprungen.

Pastorin dankt ehrenamtlichen Helfern und Kurator Kaiser

Daniel Kaiser war nach dem Finale der „Borsteler Sommerklänge - Texte und Töne hinter dem Deich“ noch ganz beseelt. Für ihn ist die Kirche ein „Schmuckkästchen, die Atmosphäre ist einzigartig“.

Ehrenamtliche unterstützten die Borsteler Sommerklänge.

Ehrenamtliche unterstützten die Borsteler Sommerklänge. Foto: Vasel

Beeindruckt habe ihn auch das großartige Engagement der Ehrenamtlichen, bei der Organisation und beim Catering, und die Verankerung der St.-Nikolai-Kirche in der Gesellschaft. Die Schriftstellerin Dora Heldt war so begeistert, dass sie Weihnachten in der Kirche lesen will. Viele Besucher hörten auch die Andachten vor den Veranstaltungen. Röling: „Es hat sich wieder einmal gezeigt: Wir sind eine lebendige Gemeinde.“

Dank an Daniel Kaiser.

Dank an Daniel Kaiser. Foto: Vasel

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