Zähl Pixel
Ernte

TGetreide-Qualität steht auf dem Spiel: Landwirte nutzen jede Regenpause

Das Getreide leidet nicht nur unter den Frühjahrsschäden, sondern jetzt auch unter dem Regen.

Das Getreide leidet nicht nur unter den Frühjahrsschäden, sondern jetzt auch unter dem Regen. Foto: Miriam Fehlbus

Ständiger Regen und schlechte Erzeugerpreise - für Landwirte gestaltet sich die momentane Getreideernte schwierig. Daher kommen die Bauern jetzt in Stress.

Von Susanne Laudien Donnerstag, 07.08.2025, 09:50 Uhr

Apensen. Jede Regenpause zählt: Niedersachsens Landwirte arbeiten in diesen Tagen oft bis tief in die Nacht, um ihr Getreide trocken von den Feldern zu holen. „Weil ab Sonntag eine Regenfront angesagt war, haben viele Landwirte am Samstag die Nacht durchgeerntet“, berichtet Konrad Westphale, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für pflanzliche Erzeugnisse im Landvolk Niedersachsen.

Der Grund für diesen Einsatz: Jeder zusätzliche Regenschauer erhöht das Risiko von Pilzbefall und Auswuchs am Halm – und mindert damit die Qualität des Korns. „Nur so sichern wir, dass das Getreide als hochwertiges Mehl für Brot, Kuchen oder Pizza genutzt werden kann“, betont Westphale gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Wie berichtet ist zudem vergangene Woche bei der Raisa in Apensen bei einem Brand ein Getreidetrockner ausgefallen. Die Getreidelieferungen werden daher aktuell nach Fredenbeck umgeleitet, damit der Weizen dort getrocknet werden kann.

Dabei hat die Ernte 2025 schon vor dem Sommer gelitten: Die Trockenheit im Frühjahr hinterließ vor allem auf sandigen Böden deutliche Spuren. Dennoch konnte die Gerstenernte noch rechtzeitig und mit guten Ergebnissen eingefahren werden.

„Mit rund 77 Dezitonnen pro Hektar haben wir bei der Wintergerste einen erfreulichen Durchschnittsertrag erreicht – besser als im Vorjahr mit 72,5 Dezitonnen pro Hektar“, zieht Westphale Bilanz. Jeder Millimeter Regen im Frühjahr habe sich in diesem Jahr besonders stark im Ertrag niedergeschlagen.

Getreideernte steht unter Zeitdruck

Für den weiteren Ernteverlauf hatten viele Ackerbauern hohe Erwartungen. Doch die seit Wochen anhaltenden Niederschläge bremsen den Mähdreschereinsatz vielerorts fast komplett aus. „Wir brauchen dringend drei bis vier trockene, warme Tage am Stück, damit Weizen und Raps ohne Qualitätsverluste geerntet werden können“, erklärt Westphale.

Besonders der Winterweizen sei jetzt unter Zeitdruck: „Backqualität kann nur gesichert werden, wenn er in den nächsten zwei Wochen gedroschen wird.“ Das bestätigt auch Dirk Neumann vom Lohnunternehmen Fitschen in Oersdorf. „Wir sehen buchstäblich schwarz bei der Getreideernte aufgrund der enormen Feuchtigkeit und warten jetzt auf trockenes Wetter.“

Die vorläufigen Ernteergebnisse in Niedersachsen: Wintergerste ist zu 99 Prozent geerntet, durchschnittlich 77 Dezitonnen pro Hektar (Vorjahr: 72,5 dt/ha). Der Winterraps ist zu 45 Prozent geerntet, durchschnittlich 37 dt/ha (Vorjahr: 37,5 dt/ha). Beim Winterweizen sind es bislang 16 Prozent, die geerntet wurden, durchschnittlich 80 dt/ha (Vorjahr: 76 dt/ha). Beim Weizen und Raps sind noch deutliche Änderungen möglich – diese sind abhängig davon, ob sich die Mähdrescher in den nächsten Wochen wieder häufiger in Bewegung setzen können.

Schlechte Erzeugerpreise

Die wirtschaftliche Lage macht die Situation zusätzlich angespannt. „Die Erzeugerpreise sind derzeit so schlecht, dass nur mit Top-Ergebnissen kostendeckend gearbeitet werden kann“, stellt Westphale klar. Dazu kommt eine ungewöhnliche Entwicklung auf den Feldern: Raps zeigt mancherorts sogar schon wieder Blüten – ein Zeichen für starken Durchwuchs.

Die Hoffnung der Landwirte ruht nun auf einer stabileren Wetterlage. „Die Qualität unserer Ernte steht und fällt in diesem Jahr mit dem Wetter der kommenden Tage“, so Westphale.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel