TGroßeinsatz: Mehrere Häuser brennen in Dollern nieder - Millionenschaden

Ein Brand hat in Dollern mehrere Gebäude, davon zwei historische Reetdachhäuser, vernichtet. Foto: Vasel
Der Feuerschein war bis nach Buxtehude sichtbar. In Dollern sind in der Nacht zu Donnerstag drei Gebäude abgebrannt - unter anderem zwei historische Reetdachhäuser von 1793. Jetzt gibt es erste Angaben zur Schadenshöhe.
Dollern. Gegen 0.28 Uhr wird in der Nacht auf Donnerstag die Feuerwehr mit dem Stichwort „Feuer mittel“ in die Dorfstraße nach Dollern gerufen. Das Flackern des Feuerscheins ist bis nach Buxtehude, Stade und ins Alte Land sichtbar.
Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte steht ein denkmalgeschütztes, mehr als 200 Jahre altes Wohn- und Wirtschaftsgebäude gegenüber der ehemaligen Sparkassen-Filiale in Vollbrand. Schnell wird das Alarmstichwort auf „Feuer groß“ erhöht.
Brandschützer aus dem gesamten Kreisgebiet rücken nach Dollern aus
Es werden Ortsfeuerwehren der Samtgemeinde Horneburg und auch Kreiseinheiten mit Feuerwehrleuten aus Buxtehude, Stade, dem Alten Land und der Stader Geest alarmiert. Die Bevölkerung wird durch die Nina-App gewarnt: Rauch zieht durch das Dorf. Brennendes Reet fällt auch auf die A26. Den Einsatzkräften bietet sich ein Bild wie aus der Apokalypse.
Feuerwehr rettet weitere Reetdachhäuser vor den Flammen
Mitten im Ortskern brennen mittlerweile drei Häuser, davon zwei historische Fachwerkhäuser. „Von allen Seiten Wasser heranzuholen, war herausfordernd“, sagt Kreis-Feuerwehrsprecher Stefan Braun. Der Buschteich wird angezapft, ein mobiler Speicher an der B73 aufgestellt. Die Bundesstraße wird gesperrt, die Feuerwehr holt mit ihren Fahrzeugen das Wasser unaufhörlich aus dem Dollerner Gewerbegebiet - im Pendelverkehr. „Wir haben mehrere 100 Meter Schläuche verlegt“, sagte Feuerwehrsprecher Michael Dehmlow.
Großfeuer in Dollern
Die freiwilligen Feuerwehrleute retten durch ihren schnellen, teils gefährlichen Einsatz unter Führung von Gemeindebrandmeister Torben Schulze und seinem Vize Nils Bründel sieben weitere Reetdachhäuser in unmittelbarer Nähe sowie weitere hartgedeckte Wohn- und Wirtschaftsgebäude vor den Flammen. Zwei Drehleitern und mehrere Wasserwerfer kommen zum Einsatz, Löschtrupps unter Atemschutz können das Feuer eindämmen. Reetdächer werden unter Wasser gesetzt.
16 Denkmäler stehen im Einzugsbereich im alten Ortskern. Auf dem Hof gegenüber konnten das reetgedeckte Zweiständerhaus von 1793/1850 und die Scheune in letzter Sekunde gerettet werden. Einige Bereiche des Denkmals brannten bereits.
1793 war das Dorf fast komplett abgebrannt
Die Hitze ist enorm. Funken und Asche fliegen durch die Luft. Das große giebelständige reetgedeckte Zweiständerhaus in der Dorfstraße 11 ist nicht mehr zu retten. Die Flammen greifen auf das reetgedeckte Nebenhaus über. Die Häuser waren nach dem großen Ortsbrand von 1793 wieder errichtet worden. Seinerzeit war das Dorf fast komplett abgebrannt. Auch das Hauptwohnhaus des Hofs aus der Nachkriegszeit geht in Flammen auf.

Den Einsatzkräften bot sich ein Bild wie aus der Apokalypse. Foto: Vasel
Auch DRK und DLRG sind zur Unterstützung vor Ort. Nachbarn kochen Kaffee, bringen Getränke für die Einsatzkräfte. Der Strom fällt in großen Teilen des Dorfes aus, in der Nacht beginnen die Reparaturen.
Ein Feuerwehrmann verletzt sich leicht: Brandverletzung. Er kommt ins Elbe Klinikum.
Familie kann sich retten
Eine Familie, sie wohnt in dem Nebengebäude, kann sich retten, Nachbarn kümmern sich. Der Eigentümer war nicht zu Hause. Die im Bau befindlichen Mehrfamilienhäuser an der Hofstelle werden verschont.
Der Ortskern rund um die Dorfstraße in der Nähe der Bundesstraße 73 war zeitweise komplett abgesperrt. Der Verkehr wurde örtlich umgeleitet. Zu größeren Behinderungen sei es laut Polizei jedoch nicht gekommen. Die Dorfstraße liegt teils unter einer dicken Schicht aus verbranntem Reet. Das Kreis-Umweltamt ist ebenfalls vor Ort.
Nach ersten Schätzungen von Feuerwehr und Polizei beläuft sich der Sachschaden auf ungefähr 2,5 Millionen Euro. Die Brandursache ist bislang unklar. Polizei und Tatortgruppe haben Ermittlungen aufgenommen. „Genaue Ergebnisse werden aber erst nach den Recherchen der Brandexperten der Polizeiinspektion Stade erwartet, die in den kommenden Tagen anlaufen werden“, teilt der Sprecher der Stader Polizei, Rainer Bohmbach, mit.
Nach Angaben der Polizei vom Donnerstagmorgen waren in der Nacht bis zu 210 Brandschützer im Einsatz. Die Löscharbeiten dauern an und werden vermutlich den gesamten Tag in Anspruch nehmen. Einsatzkräfte werden noch weit bis in den Tag vor Ort im Einsatz sein - unter anderem mit einer Brandwache.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde um 9.36 Uhr aktualisiert.