Hochwasser: Ärger mit Autofahrern und Schaulustigen in Stader Nachbarkreisen

Ein Auto blieb zwischen Bramel und Laven im Wasser stecken. Der Fahrer hatte diverse Verbotsschilder missachtet. Foto: Feuerwehr Gemeinde Schiffdorf/Eriksen
Verbotsschilder werden umfahren, Warnhinweise ignoriert: Die Feuerwehren mahnen, ihre Arbeiten im Hochwasserschutz nicht zu beeinträchtigen. Große Nachfrage nach Sandsäcken.
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Schiffdorf/Rotenburg. Die Feuerwehr musste am ersten Weihnachtsfeiertag gegen 11.40 Uhr ausrücken, um einem Autofahrer auf der Lavener Straße (K61) nahe Schiffdorf im Landkreis Cuxland zu helfen. Aufgrund von stetigen Überflutungen ist ein Teilstück der Strecke bereits seit mehreren Tagen gesperrt. Diverse Absperrbaken und Verbotsschilder weisen darauf hin, dass man hier nicht weiterfahren darf.
Doch ein Autofahrer machte es trotzdem. Er ließ sich von den Wassermassen auf der Straße nicht abschrecken und fuhr in Richtung Bramel als sein Auto plötzlich kurz vor der Geestebrücke zum Stehen kam. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Fahrer selbst das Fahrzeug nur schwer verlassen. Deshalb wurde die Feuerwehr zu Hilfe gerufen. Außerdem zogen die Einsatzkräfte mit Hilfe eines Landwirtes und seines Traktors das Auto aus dem Wasser. Verletzt wurde niemand.
Absperrung entfernt: Verheerende Folgen für Autofahrerin
„Mit Erschrecken musste jedoch festgestellt werden, dass dieser Fahrer nicht der einzige war, welcher diese Verbotsschilder ignorierte. Sowohl aus Bramel als auch aus Laven folgten immer wieder Fahrzeuge und drehten kurz vor der betroffenen Stelle. Im Verlaufe des Tages kam es erneut zu einem ähnlichen Fall“, klagte Sönke Eriksen, Sprecher der Gemeindefeuerwehr.
Auch die Polizei wurde bereits aktiv. Mit Stand von diesem Dienstag waren noch die L134 zwischen Uthlede und Meyenburg sowie die K61 voll gesperrt. Nicht nur, dass Autofahrer die Sperrungen ignorierten, sie entfernten auch Absperrmaterial, wie die Polizei mitteilt.
In einem Fall sei deshalb eine 69-jährige Schiffdorferin in den überfluteten Bereich gefahren. Das Fahrzeug erlitt dadurch einen Totalschaden. Die Polizei Schiffdorf ermittelt nun wegen Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Eine Absperrbake und ein Schild mit der Aufschrift "Hochwasser". Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Wichtige Hinweise zu den Hochwassergefahren:
- Heizung und elektrische Geräte in bedrohten Räumen sichern beziehungsweise abschalten.
- Bei drohender Überschwemmung nicht in Keller oder Tiefgarage gehen. Nicht in Unterführungen, Tunneln oder Garagen Schutz suchen.
- Nicht mit Booten auf Gewässern mit Hochwasser fahren - Gefahr von Wellen und nicht sichtbaren Hindernissen unter Wasser.
- Ob zu Fußs, mit Fahrrad oder Auto: keine Uferbereiche und Wasserlachen betreten, sie könnten unterspült sein und abbrechen. Auch Wege und Brücken können unterspült sein und brechen.
- Keinesfalls überflutete Straßen nutzen - egal, ob mit Auto oder zu Fuß -, Wassersog kann einen mitreißen.
- Autos, die bis zur Ölwanne oder bis über die Räder im Wasser stehen, keinesfalls starten.
Feuerwehr
T Hochwasser-Alarm: So ist die Lage im Kreis Stade
Rotenburger Feuerwehr: Schaulustige sorgen für Ärger
Auch in Rotenburg und Umgebung kamen die Einsatzkräfte wegen des Hochwassers nicht zur Ruhe: Bereits am Montag ließ sich erahnen, dass die Pegelstände der Flüsse und Wasseransammlungen weiter steigen würden. Deshalb wurden am Nachmittag noch einmal zusätzlich Einsatzkräfte aus den Gemeinden Scheeßel, Bothel und Visselhövede nachgefordert. Es galt rund 30.000 Säcke mit Sand zu füllen und diese zu den besonders betroffenen Bereichen im Rotenburger Ortskern zu liefern.
Auch die Stader Feuerwehr half, lieferte nach eigenen Angaben auf Bitten der Kreisfeuerwehr in Rotenburg rund 50.000 Sandsäcke.

Tausende Sandsäcke schützen die Rotenburger Innenstadt vor den Wassermassen. Foto: Kreisfeuerwehr Rotenburg
Weiterhin sind die Einsatzstellen am Magdeburger Ring sowie am Stadtspeicher die Orte, die am meisten Aufmerksamkeit benötigen. Der Pegel des Stadtstreek sei alleine am Montag um rund 20 Zentimeter gestiegen. Deshalb wurden besonders hier mehrere Tausend Sandsäcke entlang der Mauer verlegt, damit das Wasser nicht durch die Mauer in die Innenstadt fließt.
Zudem musste die Innenstadt für Passanten gesperrt werden. Schaulustige hatten am Nachmittag die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit behindert.

Der Pegel des Stadtstreek ist deutlich gestiegen. Foto: Kreisfeuerwehr Rotenburg
Im Krisenstab macht Rotenburgs Bürgermeister Torsten Oestmann deutlich, dass der Großeinsatz noch nicht beendet sei. Man rechne noch mit mindestens drei weiteren Tagen, an denen die Innenstadt vor den Wassermassen geschützt werden muss.
Neben den großen Einsatzorten gibt es in Rotenburg „nebenbei“ weiterhin viele kleine Einsatzstellen die abgearbeitet werden müssten. Keller werden ausgepumpt und Grundstücke vom Wasser befreit.
Weiter werden die Anwohner gebeten, nicht persönlich Sandsäcke bei der Feuerwehr holen zu wollen. Sollten Sandsäcke benötigt werden, möge man sich noch immer über den Notruf 112 bei der Feuerwehr melden.
Leichte Entspannung an der Oste
Alle in Heeslingen und Weertzen in der Samtgemeinde Zeven gelagerten Paletten mit gefüllten Sandsäcken sowie weitere leere Säcke aus Elsdorf wurden am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Lilienthal weitergegeben. Von dort erreichte die Samtgemeinde eine Bitte in Form einer Amtshilfe. Da die Lage in Zeven derzeit unter Kontrolle ist, wird die Gemeinde Lilienthal mit den vorhandenen Mitteln unterstützt. (tip)