THochzeitssuppe: Das ist das Geheimnis des kulinarischen Erbes der Altländer

Koch Oliver Wendt und Mitarbeiterin Eveline Weber bereiten die Hochzeitssuppe im Hotel „Altes Land" zu. Foto: Franziska Felsch
Hochzeiten im Alten Land ohne Hochzeitssuppe? War sie früher fester Bestandteil einer Vermählung, muss man heute nicht unbedingt heiraten, um in den Genuss zu kommen. Was die Altländer Spezialität ausmacht.
Jork. Vor 6000 Jahren gelangten die ersten Suppen nach Ägypten, von dort nach Griechenland und die Römer sorgten dafür, dass die flüssigen Mahlzeiten in ihren eroberten Gebieten populär wurden.
Eine spezielle Hochzeitssuppe gibt es aber erst seit dem Mittelalter.
Ein pfiffiger Schwabe soll sie erfunden haben, nachdem ausgelassene Festgelage in vielen Städten verboten waren, da sich viele Brauteltern mit dem, was sie für die nicht gerade wenigen Hochzeitsgäste an Hühnern, Schweinen und Rindern auftischten, in den Ruin stürzten. Je mehr Speisen, desto wohlhabender galt der Brautvater und seine Tochter. Also griff man zu einer List und kochte eine Brühe mit zahlreichen Einlagen, die den Wohlstand oder den Wunsch nach Wohlstand für das Hochzeitspaar symbolisierten. Bald galt es als schöne Sitte in Deutschland, für die Gäste, die oft eine weite Anreise mit Pferdewagen oder zu Fuß hinter sich hatten, eine Suppe zu servieren, die den Hunger und den Durst löschte.

Die gebundene Altländer Hochzeitssuppe aus dem Hotel-Restaurant „Altes Land". Foto: Franziska Felsch
Nach altem Brauch teilte sich das Brautpaar einen Teller Suppe. Ähnlich wie das Anschneiden der Torte bedeutete das: Wer als erster den Löffel in die Suppe tauche, habe in der Ehe die Hosen an. Beginnen beide Partner gleichzeitig mit dem Auslöffeln, soll die Ehe besonders harmonisch verlaufen.
Gäste bringen eigenen Löffel mit
Eigentlich das ganze Jahr - vornehmlich von Mai bis Oktober - dauert die Hochzeitssaison im Hotel „Altes Land“. Die Hochzeitssuppe wird aber nicht nur dann aufgetischt, sondern steht auch auf der Speisekarte im Restaurant. Hier ein Auszug: „Diese Altländer Spezialität wird aus Rindfleisch, Sellerie, Lauch, Petersilienwurzel, Muskat, Ingwer, Ei und Butter nach Originalrezept zubereitet. Dazu reicht man warme Rosinen und Weißbrot. Eine Suppe, zu der früher die Gäste ihren Löffel selber mitbrachten.“

Mitarbeiterin Eveline Weber bereitet die Hochzeitssuppe im Hotel „Altes Land" zu. Foto: Franziska Felsch
„Viele Einheimische verbinden damit Erinnerungen“, sagt Carolin Jakoby, zuständig für Trends und Marketing im Hotel. „Unsere Hochzeitssuppe ist die traditionelle, gebundene Suppe, die bei uns seit Jahrzehnten unverändert, traditionell zubereitet wird.“
Eine klare Version ist beim Büfettangebot mit aufgeführt - und wird auch gern geordert. In der Regel von jüngeren Gästen für Feiern im Sommer.
Eine gute Altländer Hochzeitssuppe braucht Zeit
„Früher gab es im Alten Land sogenannte Suppenhochzeiten“, sagt auch Evi Hauschildt vom gleichnamigen „Partieservice“. Die Chefin kocht seit Jahren nach einem alten Originalrezept von Schlachter Völkers. „Die Zubereitung dauert mehrere Stunden, weil wir zuerst eine kräftige Brühe durch Auskochen der Knochen gewinnen“, erklärt die Fachfrau. Die Krönung sei, Sellerie und Porree in Stecknadelgroße Stückchen zu schneiden. Dann mit Butter andicken und mit Eigelb legieren.
„Die jungen Leute und die Zugezogenen machen sich nicht so viel daraus, aber die Einheimischen bestellen sie zu allen möglichen Anlässen“, erzählt die Küchenchefin. Wie bei der Krönung des Königs vom Schützenverein Steinkirchen. Wie beliebt das Gericht ist, zeigt sich an einer weiteren Tradition: Evi Hauschildt kocht zwei bis dreimal im Jahr größere Mengen, die sich jeder mit dem eigenen Topf - nach Vorbestellung - abholen kann.
Ob trüb oder klar ist Geschmackssache
Ob Hochzeit, Konfirmation oder Blütenfest-Busgesellschaft: Ohne die „Stubbe-Suppe“ lief kaum eine Feier im Fährhaus Kirschenland. Sie war unter dem Namen „Altländer Hochzeitssuppe“ bekannt, aber Wilhelm Stubbe hatte seine eigene Kreation, eine gehaltvolle, klare Bouillon mit Eierstich und Fleischbällchen. Jedenfalls muss sie schmackhaft gewesen sein, da sie auch in größeren Mengen außer Haus geliefert wurde. Sein Nachfolger, Ilir Spagaj, hat sich ebenfalls für eine Brühenvariante entschieden. Die sehr gut bei den Gästen ankommt und das nicht nur zu Hochzeiten, versichert der neue Fährhaus-Pächter.
Warum die Suppe mit Absicht versalzen wurde
Grundsätzlich muss eine gute Hochzeitssuppe einige Stunden köcheln. Reis, Spargel, Rosinen, Stuten, Kartoffeln, Eierstich sind mögliche Zutaten, je nach Rezept. Auch das mit dem Würzen ist unterschiedlich. Früher hieß es, eine leicht versalzene Hochzeitssuppe habe nichts damit zu tun, dass der Koch verliebt sei.
Das Salz sollte für kräftige und gesunde Kinder sorgen. Damit die Suppe aber noch essbar war, ging entweder der Bräutigam oder die Braut in die Küche, um das Schlimmste zu verhindern. Denn nichts rettet ein versalzenes Essen. Selbst nicht der eisgekühlte Korn, der traditionell dazu gereicht wird, nach dem Motto: Een vörweg, een twischendöör, een achteran!
Auch die Kehdinger lieben Hochzeitssuppe
Eine ähnliche, regionale Spezialität ist die „Kehdinger Hochzeitssuppe“. Der Unterschied zur Altländer ist, dass die Kehdinger es klar lieben.
Auch hier existieren mehrere Zubereitungsarten. Eine davon: Zuerst wird eine klare Suppe mit Wurzeln und Fleischklößchen serviert. Im Anschluss Reis mit Scheiben des gekochten Rinderbratens, dazu werden Rosinen oder Zwetschgen in Zimt gekocht und Meerrettichsauce gereicht.