TJorks Bürgerpreis geht an Jens Stechmann: Der Mann mit der Obstbau-DNA
Freudestrahlend: Bürgermeister Matthias Riel und Bürgerpreisträger Jens Stechmann (rechts). Der Bundesvorsitzende der Fachgruppe Obstbau wurde für sein ehrenamtliches Engagement bei den Lessing-Gesprächen geehrt. Foto: Vasel
Für Bürgermeister Matthias Riel ist Jens Stechmann das Sprachrohr des deutschen Obstbaus. Jetzt hat die Gemeinde Jork ihn mit dem Bürgerpreis 2025 geehrt.
Jork. Bürgermeister Matthias Riel machte es spannend. Fast fünf Minuten lang spannte er die Gäste der Lessing-Gespräche auf die Folter. Riel unterstrich in seiner Bürgerpreis-Laudatio die Bedeutung des Ehrenamtes und zitierte den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Der Liberale habe das Ehrenamt als „Herz einer lebendigen Gemeinschaft“ gewürdigt. Einstimmig habe der Rat der Gemeinde Jork in einer Sitzung hinter verschlossener Tür am 25. September beschlossen, Jens Stechmann aus Jork-Lühe mit dem Bürgerpreis 2025 zu ehren.
Bürgermeister Matthias Riel übergibt den Bürgerpreis 2025 der Gemeinde Jork an den Bundesvorsitzenden der Fachgruppe Obstbau, Jens Stechmann (von links). Foto: Vasel
Stechmann habe sich um das Gemeinwohl verdient gemacht und das Alte Land gestärkt, unterstrich Matthias Riel vor der Übergabe der Ehrenmedaille an den Altländer. Als „Botschafter des Alten Landes“ habe der 67-Jährige mit diplomatischem Geschick die Interessen des Obstbaus in Hannover, in Berlin und in Brüssel vertreten.
„Was wäre unsere Gemeinschaft ohne Menschen, die Verantwortung übernehmen, Brücken bauen und ihre Heimat mit Leidenschaft gestalten?“, fragte der Bürgermeister am späten Sonnabendnachmittag im vollbesetzten Veranstaltungsraum unter dem Dach des Museums Altes Land rhetorisch in die Runde.
Großartiger Netzwerker mit Überzeugungskraft
Der Obstbauer aus Jork-Lühe sei ein „großartiger Netzwerker mit hoher sozialer Kompetenz und Überzeugungskraft“, zitierte Riel die frühere Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU). Stechmann sei eine „Persönlichkeit, die den Obstbau im Alten Land und weit darüber hinaus spürbar geprägt“ habe.
Doch der Altländer, dessen Sohn in 13. Generation den Betrieb mit dem denkmalgeschützten Ensemble aus Altländer Fachhallenhaus und Prunkpforte bewirtschaftet, habe sich auch im Sport engagiert. Bereits 1976 brachte der Handballer sich im Vorstand des MTV Wisch ein, auch als Elternvertreter habe sich Stechmann an der Grundschule und der Orientierungsstufe engagiert.
Altes Land
T Obstbauern kämpfen mit massiven Mehrkosten
Von 2000 bis 2024 stand er an der Spitze des Obstbauversuchsrings des Alten Landes, dem zweitgrößten Beratungsring nach Südtirol. Auch die Obstbauern aus Schleswig-Holstein und Südoldenburg holte er mit ins Boot. Unter seiner Leitung sei der Obstbauversuchsring (OVR) „zu einer starken Stimme für Innovation, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit geworden, immer mit dem Ziel, Tradition und Moderne zu vereinen“.
Riel hob auch die Bedeutung der Norddeutschen Obstbautage für die Gemeinde Jork hervor. Im Februar 2024 hatte Stechmann den OVR-Vorsitz an Karsten Palm übergeben. Jüngere sollten übernehmen.
Esteburg zum Leuchtturm gemacht
Auf der Bundesebene spielte Jens Stechmann lange Jahre als Vorsitzender der Bundesfachgruppe und des Bundesausschusses Obst und Gemüse mit. Am Dienstag wird die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Breher (CDU), seine Arbeit in Berlin würdigen. Der Landesvorsitzende der Fachgruppe Obstbau, Claus Schliecker aus Guderhandviertel, wird das Amt übernehmen und damit die Interessen von mehr als 7000 deutschen Obstbauern vertreten. Damit nicht genug: Jens Stechmann ist Aufsichtsratsvorsitzender der Vereinigten Hagel-Versicherung.
Landwirtschaft
Puzzle und App vom erfolgreichen Obstbau-Paar
In seiner Amtszeit war es Stechmann gelungen, das Obstbauzentrum Esteburg in Moorende zu stärken. Heute ist es das Kompetenzzentrum für den norddeutschen Obstbau. Seit 2010 steht das Haus nicht nur für Beratung und Angewandte Forschung, sondern auch für die Aus- und Weiterbildung - die Obstbauschule ist seitdem die dritte Säule. Etwa 1,9 Millionen Euro gab es aus der Landeskasse, jeweils 312.500 Euro steuerten der Obstbauversuchsring des Alten Landes (OVR) und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen seinerzeit für die Erweiterung in Moorende bei. Unter anderem Stechmanns Einsatz für die Altes Land Pflanzenschutzverordnung (Alvo) sichert den Einsatz von biologischen und chemischen Mitteln in der gewässerreichen Marsch.

Obstbauern-Chef Jens Stechmann traf sich Anfang 2024 im Stadeum mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem Europaabgeordneten David McAllister (von links). Foto: Vasel
„Unter seiner Leitung wurde diese Institution nicht nur Sprachrohr vor Ort und die berufsständische Vertretung, sondern eine Stimme von überregionaler Bedeutung“, sagte Riel. Ein Beispiel: Die viel beschäftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahm sich 2024 in Stade die Zeit, mit Karsten Palm und Jochen Feindt von der Fachgruppe Obstbau sowie Anna zum Felde von der Arbeitsgemeinschaft junger Obstbauern über einen „strategischen Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU“ zu sprechen.
Direkter Draht nach Berlin und Brüssel
Der bodenständige und beharrliche Altländer habe einen guten Draht zu Agrarpolitikern und Behördenvertretern aus allen Lagern, nicht nur aus der CDU, sondern auch bei SPD, FDP und Grünen. Riel würdigte Stechmann als Brückenbauer. Ob Pflanzenschutz oder Artenvielfalt - um Spitzenpolitiker von den hohen Umwelt- und Sozialstandards im Obstbau zu überzeugen, gab es Anschauungsunterricht auf dem Hof der Familie, wissenschaftlich untermauert von Wissenschaftlern an der Esteburg um Professor Dr. Roland Weber. Sachlich, aber unmissverständlich habe er die Interessen vertreten und damit auch die Wirtschaft und den Tourismus vor Ort gestärkt.
EU-Kommissionspräsidentin
T Was Ursula von der Leyen den Obstbauern in Stade versprach
Dass von der Leyen letztlich die Pflanzenschutzmittel-Verordnung gestoppt hat, daran hat auch der Jorker einen Anteil. Die Pläne für ein Pflanzenschutzmittelverbot in Schutzgebieten - Bauern hätten auf 38 Prozent ihrer Flächen kein marktfähiges Obst mehr produzieren können - und die pauschale Reduktion von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um 50 Prozent hätten die Existenz vieler Betriebe gefährdet. Riel: „Er steht für die Werte, die unser Jork ausmachen: Gemeinschaft, Heimatliebe und Mut zur Veränderung. Der Obstbau ist Teil unserer DNA, und Menschen wie Jens Stechmann haben dafür gesorgt, dass dieses Erbe lebendig bleibt und zukunftsfähig ist.“

Die Altländer Blütenkönigin Ella Weilert im Gespräch mit Bürgermeister Matthias Riel. Foto: Vasel
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.