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TKein Respekt: Unbekannte versuchen Cuxhavener Stolpersteine zu entfernen

Die Stolpersteine in der Großen Hardewiek erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenthal. Auf dem Bild erkennbar: Im Fugenbereich wurde das Erdreich herausgekratzt.

Die Stolpersteine in der Großen Hardewiek erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenthal. Auf dem Bild erkennbar: Im Fugenbereich wurde das Erdreich herausgekratzt. Foto: Koppe

Zu einem Fall für die Polizei sind die Manipulationen an „Stolpersteinen“ in Cuxhaven geworden. Unbekannte hatten versucht, die in das Pflaster eingelassenen Metallwürfel zu entfernen.

Von Kai Koppe Mittwoch, 13.08.2025, 11:19 Uhr

Cuxhaven. Die Spuren sind mehr als eindeutig: Im Bereich der zwischen den Gedenksteinen verlaufenden Fugen hat irgendjemand das Erdreich herausgekratzt - mit großer Sicherheit in der Absicht, letztere herauszuhebeln. Erfolg haben der oder die Täter nicht gehabt: Vielleicht wurden sie bei ihrem Tun gestört, unter Umständen widerstanden die Würfel auch dem Versuch, sie zu beschädigen oder herauszuholen.

Zunächst ein „versuchter schwerer Diebstahl“

„Wer macht so etwas?“ Oder: „Was sind die Hintergründe?“ So lauten die Frage, die man sich gegenwärtig in den Reihen der regionalen Arbeitsgruppe des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ stellt: Ein Mitglied erstattete am Montag Anzeige gegen unbekannt, nachdem eine Passantin berichtet hatte, dass sich jemand an den Steinen zu schaffen gemacht habe.

Auf Nachfrage bestätigte die örtliche Polizei, Kenntnis von der Sache zu haben. Die Anzeige laute auf „versuchten besonders schweren Diebstahl“, teilte ein Sprecher der Cuxhavener Inspektion mit. Tatsächlich hatte auch die Anzeigenstellerin in Erwägung gezogen, dass die Täter auf das Material der massiv gearbeiteten „Stolpersteine“ aus gewesen sein könnten. Neben dem Szenario „Metalldiebe“ kommt jedoch noch eine andere Möglichkeit der Motivlage in Betracht - und die wäre weitaus bedenklicher. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, betonte der Polizeisprecher - und wollte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass das Fachkommissariat Staatsschutz in dieser Angelegenheit aktiv werden könnte.

Tafeln erinnern an die Familie Rosenthal

Denkbar ist schließlich auch, dass die Manipulationen an den Steinen einen politischen (in diesem Fall dann wohl antisemitischen) Hintergrund haben. Die Inschriften der Messingplatten, die sich auf den vor dem Haus Große Hardewiek 1 verlegten vier Würfeln befinden, erinnern nämlich an die ehemaligen Bewohner: An den Schlachter Bernhard Rosenthal und seine drei Töchter, Minna, Betty Erna, und Gerda, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunächst ihre wirtschaftliche Existenz einbüßten. In den Jahren 1941/42 wurden die Genannten deportiert; Vater und die mittlere Tochter inhaftierten die Nazis im Konzentrationslagern Theresienstadt beziehungsweise im KZ Westerbrok. Betty Erna Asch (geborene Rosenthal) war am Ende das einzige der vier Familienmitglieder, welches den Holocaust überlebte.

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