Zähl Pixel
Obstbau

T„Kermit“-Programm: Landschaft im Alten Land wird sich verändern

Senkrechte Photovoltaik-Module sollen an ungenutzten Wegrändern im Alten Land sowie an Gräben und Wettern Strom für die Betriebe liefern.

Senkrechte Photovoltaik-Module sollen an ungenutzten Wegrändern im Alten Land sowie an Gräben und Wettern Strom für die Betriebe liefern.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat Wort gehalten und Millionen bewilligt. Was damit entlang von Apfelplantagen geplant ist.

author
Von Björn Vasel
Sonntag, 22.12.2024, 14:00 Uhr

Jork. Doch es handelt sich nicht um einen Frosch. Der Bund hat 2,7 Millionen Euro bewilligt. Das bestätigte Özdemir-Sprecher Oliver Kertész dem TAGEBLATT. Der Bundesminister für Landwirtschaft/Ernährung sowie Bildung/Forschung hatte sich bei den Norddeutschen Obstbautagen im Februar in Jork für ein Folgeprojekt für Samson starkgemacht. Doch wofür steht der Name Kermit? Es ist die Abkürzung für „Klimaschutz im Erwerbsobstbau durch modellgestützte Bilanzierung und intelligente Reduktion von THG-Emissionen auf dem digitalen Zukunftsbetrieb“. Der Förderbescheid soll im Januar bei der Grünen Woche in Berlin vom Minister übergeben werden.

Obstbetrieb stärken und Klima schützen

Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Stade (IFAM) und der Universität Hamburg wollen die Forscher und die Berater am Obstbauzentrum Esteburg den Obstbauern helfen, unabhängiger beim Thema Energie zu werden - insbesondere durch Photovoltaik. Bundesminister Özdemir verspricht sich damit eine wirtschaftliche Stärkung der Betriebe - verbunden mit einer „deutlichen“ Einsparung an Energie und Treibhausgasen.

Die Idee: Senkrechte Photovoltaik-Module sollen an ungenutzten Wegrändern und an Gräben und Wettern Strom für die Betriebe liefern und gleichzeitig - wie sonst etwa Hecken - die ohnehin schon kräftig minimierte Abdrift von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer noch weiter reduzieren. Für Dr. Karsten Klopp von der Esteburg liegen die Vorteile auf der Hand. Wenn die Forschung erfolgreich ist, könnten die Höfe - von der Lagerung bis zu Schleppern und Geräten - sich autark mit Strom versorgen. Geringere Energie- beziehungsweise Produktionskosten könnten die 500 Betriebe an der Niederelbe im Wettbewerb stärken. Klimaneutrales Obst könnte ein weiteres Plus sein.

Apfel-Lagerung mit Kühl-Akku aus Solarstrom-Eis

Esteburg-Experte Dr. Dirk Köpcke will mit seinen Kollegen die Lagertechnik revolutionieren. Erneuerbare Energie könne nicht nur Strom für elektrobasierte Feldgeräte generieren, sondern auch für Eisspeicher-Technologie. Der Öko-Strom könnte in sonnenreichen Monaten in Form von Eis in den Apfellangzeitlagern gespeichert werden. Diese Kühl-Akkus könnten an den Wänden der CA/Ulo-Lager stehen und nach dem Einlagern nach der Ernte „wie früher in Eiskellern und Lagerhäusern“ zur Kühlung der Äpfel genutzt werden.

Auch Benjamin Schulze vom Fraunhofer-Institut sitzt mit im Boot. Die Samson-Experten für die Digitalisierung und Robotik im Obstbau sollen digitale Assistenzsysteme zur Identifikation von THG-Emittenten und zur individuellen Bilanzierung von Obsthöfen entwickeln.

Moritz Hentzschel vom Obstbauzentrum Esteburg gab beim Techniktag einen Überblick zum Samson-Projekt.

Moritz Hentzschel vom Obstbauzentrum Esteburg gab beim Techniktag einen Überblick zum Samson-Projekt. Foto: Vasel

Die Universität Hamburg soll erforschen, wie sich der Klimawandel, aber auch Nachfrageentwicklungen, politische Rahmenbedingungen und der Einsatz nachhaltiger Produktionstechnologien auf den globalen Obstmarkt, die regionale Wettbewerbsfähigkeit und die Umwelt auswirken. Ihr Auftrag: ein ökonomisches Agrarsektormodell und eine Bilanzierung der Treibhausgasemissionen im Obstbau.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel