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TKleine Jorker Bühne: Neues Stück begeistert die Zuschauer

„Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ heißt das Stück, das die Kleine Jorker Bühne in diesem Herbst aufführt.

„Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ heißt das Stück, das die Kleine Jorker Bühne in diesem Herbst aufführt. Foto: Lankuttis

Der Teufel war dabei, ein böser König und eine Prinzessin: Die Kleine Jorker Bühne hat ihr neues Stück aufgeführt. Vor allem eine Zahl ist erstaunlich.

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Von Karin Lankuttis
Sonntag, 17.11.2024, 22:00 Uhr

Jork. Das Stück des Autors Gunar Kunz nach dem Märchen der Gebrüder Grimm führen die Jorker mit der erstaunlichen Zahl von 55 Darstellern auf. Dafür wurde sogar die Bühne vergrößert. Insgesamt sind etwa 100 Aktive an den Vorstellungen beteiligt, allein 12 Techniker. Der Aufwand ist riesig, das Ergebnis der Amateure in der Altländer Festhalle in Jork professionell und ein Erlebnis.

Schon im Bauch der Mutter mit auf der Bühne

„Wir sind eine große Theaterfamilie“, sagt Dustin Rulfs von der Regie. Hauptdarsteller Mats Mumm sieht das genauso. „Solange ich lebe, gehöre ich dazu“, sagt der Gymnasiast. Schon im Bauch seiner Mutter war er mit auf der Bühne. „Ich habe jedes Jahr mitgespielt, zuerst wurde ich als Säugling getragen.“ Zum ersten Mal hat er die Hauptrolle bekommen.

Hauptdarsteller Mats Mumm spielt das mutige Glückskind.

Hauptdarsteller Mats Mumm spielt das mutige Glückskind. Foto: Lankuttis

Den „prächtigen Burschen“ aus dem Märchen verkörpert der athletische Junge mit dem Lockenkopf hervorragend. Bereits im März begannen die Proben, zweimal in der Woche und einmal im Monat ein ganzes Wochenende. „Jede Probe hat Spaß gebracht“, sagt Mats. Zeit für sein zweites Hobby, Irish Dance in Hamburg, bleibe trotzdem noch.

Der 17-Jährige sieht das mutige Glückskind als „Gegenpol“ zu den jammernden, vom Pech verfolgten, trägen Städtern. Das Glückskind werde von der Liebe angetrieben und stecke die Städter an, sagt Mats, dessen drei Schwestern ebenfalls mitspielen.

Glückskind muss die drei goldenen Haare des Teufels holen

Zur Handlung: Das Glückskind muss die drei goldenen Haare des Teufels holen, um die Prinzessin (Greta Hauschildt) als Frau behalten zu können. Der böse König (Per Röscher) schickt ihn in die Hölle. Die Vorgeschichte mit einer Seherin (Melanie Mairose) wird mit Bildern und einem Film untermalt.

Musik, Geräusche, Licht und Nebel erzeugen viel Stimmung. Wind pfeift, Regen prasselt, Krähen schreien, als das Glückskind durch den Wald wandert. Es läuft durch den Saal, vom Scheinwerfer verfolgt. Immer wieder wird auch im Saal gespielt und nebenbei die Bühne umgebaut. Gruselig wie der Fährmann (Lukas Fürste), begleitet von düsteren Seelen, das Schiff über den Fluss des Todes rudert. Im dunklen Nebel fährt er durch das Publikum. Das ist ein Höhepunkt, aber alles hält die Zuschauer in Atem.

Insgesamt 55 Darsteller wirken bei dem Märchen in der Jorker Festhalle mit.

Insgesamt 55 Darsteller wirken bei dem Märchen in der Jorker Festhalle mit. Foto: Lankuttis

Die Räuber treten wunderbar unflätig und derbe auf. Am Hofe tanzen die Adeligen lieblich barock, das Publikum klatscht mit. Die heulenden Frauen am Brunnen, die schläfrigen Kinder am Apfelbaum - alle spielen gekonnt vor aufwendigen Bühnenbildern und mit manchen Effekten.

Geniale Ideen sind etwa der Fahrstuhl, mit dem das Glückskind in der Hölle verschwindet. Das Bett, auf dem der Teufel (Moritz Fürste) schläft, steht hochkant. Es ist gut zu sehen, wie die Oma des Teufels (Katrin Hauschildt) dem Jüngling hilft. Ansteckend ist das gehässige Lachen des Teufels und seiner Oma.

Auch Wolfgang Petri ist mit von der Partie

Der böse König denkt nur daran, Gold zu bekommen, wird aber vom Publikum ausgelacht. Immer wieder sind lustige Kleinigkeiten eingebaut. Krass, wie der Teufel plötzlich das umgetextete Lied „Wahnsinn“ von Wolfgang Petri singt und alle „Hölle, Hölle“ rufen.

„Am Ende bekommt jeder, was er verdient“, lautet das Fazit des Märchens. Zur Musik von „Celebration“ tanzen die Darsteller durch den Saal auf die Bühne. Was für ein fröhliches Bild zum Abschluss, bevor die knapp 400 Zuschauer stehend Applaus spenden.

Dustin Rulfs und Janis Götze haben zum ersten Mal Regie geführt. Sie hatten „unglaublich viel Spaß“ bei den Vorbereitungen und waren nach der Premiere „total happy und erleichtert.“ Und wieder kommt die Familie ins Spiel. „Mein Opa hat die Bühne gegründet“, sagt Janis Götze.

Der jüngste Schauspieler ist vier Jahre alt

„Jeder bringt sich ein, und es entsteht etwas Großes, Ganzes“, schwärmt Regieassistentin Julika Ziegler, die auch die Königin spielt. Jung und Alt wirken zusammen. Ihre zwei Kinder spielen mit. „Ich war auch schon im Bauch auf der Bühne“, sagt der kleine Titus Ziegler stolz. Der jüngste Schauspieler war diesmal der vierjährige Flynn Rohloff als Räuber Nummer 14. Im Film hat Jon Götze als Baby mitgewirkt, ein Neffe des Regisseurs.

Acht Aufführungen an acht Tagen hintereinander stehen auf dem Programm. Alle seien ausverkauft, sagt Julika Ziegler. Kein Wunder bei den eingefleischten Fans. Bei der Premiere sind die Erwachsenen in der Überzahl. „Die Jorker Bühne ist immer ein Muss“, sagen Stefanie und Jochen Feindt (54). „Toll, technisch brilliant wie immer, kindgerecht, auch lustig zwischendrin“, schwärmen beide. Jenny (25) ist mit vier Freundinnen aus Buxtehude jedes Jahr da. „Richtig gut, lohnt sich immer“, sagt die junge Frau begeistert.

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