TNach 47 Jahren wird es Zeit: Venti Amica soll wieder dem Wetter trotzen

In Zukunft soll die Venti Amica in Twielenfleth besser gegen Wind, Wetter und Unwetter gerüstet sein. Foto: Thies Meyer
Es ist die erste umfangreiche Sanierung der „Freundin des Windes“ seit 1978. Die hat sie dringend nötig. Ein Blick auf die Baustelle an der Venti Amica in Twielenfleth.
Twielenfleth. Es regnet an diesem grauen Vormittag im Alten Land. Auch auf die Venti Amica. Regen ist ein Grund, warum die dreistöckige, 24 Meter hohe Galerie-Holländer-Windmühle saniert wird. Seit 1978 hat sich nichts mehr getan an der Mühle - „eigentlich ein zu langer Zeitraum“, sagt Jörg Öllrich, 2. Vorsitzender des Mühlenvereins und zuständig für Technik und Bau, und ergänzt: „Jetzt wird es Zeit.“

Die Venti Amica ist nach Südwesten ausgerichtet. Das Silogebäude ist ummantelt mit einem Gerüst. Foto: Thies Meyer
Die Venti Amica soll vor Feuchtigkeit geschützt werden. „Wir sorgen für die Abdichtung gegen Niederschlag und dafür, dass die Konstruktion in einem guten Zustand ist“, sagt Öllrich. Wenn die Konstruktion wind- und wetterfest ist, können Kindergärten, Schulklassen und Touristen die „Freundin des Windes“ wieder sicher begehen.
Wo die Venti Amica schon saniert wurde
Um die Sanierung kümmert sich die Dachdeckerei Brahmst aus Stade. Malerarbeiten übernimmt Müller und Eigentümer Hein Noodt. Das Silodach liegt derzeit noch frei und erhält neue Deckel. Der Holzteil des Daches ist schon fertig, es fehlt der Wetterschutz. Eines der Rohre, die das Korn ins Silo fördern, ist neu. Über die noch freiliegenden Rohre kommt später der Deckel.
Venti Amica
Ein Blick auf die Baustelle an der Venti Amica in Twielenfleth.
Außerdem sind der Holzbelag der Galerie - der Balkon um den Achtkant der Mühle - und die Konstruktion veraltet. „Die waren teilweise beschädigt und haben wir jetzt erneuert“, sagt Öllrich. Die Galerie wurde an einigen Stellen bereits mit neuen Holzbrettern ausgestattet und mit neuem Belag verdichtet. Zudem stützt eine neue Holzschrebe auf der Südostseite der Venti Amica die Galerie. Die Stabilität macht Fortschritte.
Nicht mehr wetterfest: Galerie-Holländer wird neu verkleidet
Ende nächster Woche wird ein Gerüst auf die Galerie gestellt. „Dann erneuern wir die Verkleidung des Achtkants und die Unterkonstruktion. Wenn das Gerüst wieder runter ist und die Verkleidung fertig ist, kommt die Stahlkonstruktion wieder weg. Dann wird die Galerie abgedichtet, und danach erst kommen die Flügel“, sagt Öllrich.
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Früher hatte der Achtkant ein Reetdach, ab 1880 kam wegen der Brandgefahr ein verzinktes Stahlblech. Das hielt fast 100 Jahre. 1978 wurde die Venti Amica mit Aluminium verkleidet. Wind und Hitze lösten in den letzten 47 Jahren die Schrauben der Verkleidung. „Die Dichtungen der Schrauben haben sich mit der Zeit aufgelöst. Dadurch wurden die Schrauben lose und die Bleche haben das Flattern angefangen“, sagt Öllrich. Dadurch sickerte Regen durch und im Inneren des Achtkants wurde es nass.

Auch sanierungsbedürftig ist dieses alte Fenster am Achtkant. Foto: Thies Meyer
Die Venti Amica ist fertig, wenn sie wieder „beflügelt“ wird. Im September sollen am Kopf wieder zwei Flügelpaare hängen. Das eine hängt, das andere liegt im Obsthof auf Schotter, auf der Südseite der Windmühle.

Ein Flügelpaar hängt noch an der Kappe der Venti Amica, das andere wurde für die Arbeiten demontiert und wird vorübergehend im Obsthof gelagert. Foto: Thies Meyer
Dieses Flügelpaar demontierten die Arbeiter aus gutem Grund: Es erleichtert die Arbeit. Dafür richteten sie die zwei verbliebenen Flügel nach Südwesten aus, „so dass der Wind von vorne kommt und die Flügel im Wind stehen“, sagt Öllrich. So lasse sich der Mühlenkopf drehen. Das mache die Arbeit am Achtkant leichter.
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Venti Amica wird nicht nur mit Leader-Fördermitteln finanziert
Die Windmühle ist seit drei Jahren immaterielles UNESCO-Kulturerbe. 1818 ersetzte dieser Galerie-Holländer eine Bockwindmühle von 1331, 1848 brannte er nieder und 1851 stand er wieder.

Im Süden der Mühle erstrecken sich Hunderte Meter lang Apfelbaumreihen. Foto: Thies Meyer
Finanziert wird die Sanierung von der Leader-Region Altes Land und Geestrand. 150.000 Euro lässt sich die Venti Amica ihre Sanierung kosten. Knapp 82.000 Euro steuert die Leader-Förderung bei. Gemeinde und Bürger leisten auch ihren Beitrag. Zum Teil runden Kunden bei ihren Einkäufen in der Region Beträge auf. Wenn die Bürger Trinkgeld geben, geben sie es auch für einen guten Zweck: für die „Freundin des Windes“. Die soll ihrem Namen wieder alle Ehre machen und wind- und wetterfest sein.
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