TNach skurrilen Überraschungen: Sauensieks Schützen feiern mit neuer Fahne

Die neue Fahne kommt beim diesjährigen Schützenfest zum Einsatz. Foto: SV Sauensiek
Beim Sauensieker Schützenfest weht dieses Jahr eine neue Fahne. Sie ist Symbol für die Offenheit des Schützenvereins. In alten Protokollen wurden dubiose Details zu früheren Fahnenweihen entdeckt.
Sauensiek. In Sauensiek wird vom 19. bis 22. Juli Schützenfest gefeiert - mit großer Open-Air-Party am 20. Juli und erstmals mit neuer Fahne. „Das ist ein tolles Teil. Der Keiler-Kopf hat sogar leichte 3-D-Optik und sieht auch nicht wie eine Spitzmaus aus. Sie ist ein Symbol für unsere offene Gemeinschaft. Jeder kann bei uns dazukommen“, sagt Sauensieks Schützenpräsident Thomas Meyer.
Die offizielle Fahnenweihe wurde bereits im April im großen Kreis mit Würdenträgern, Vorständen, Vertretern von Gemeinde, Kirchengemeinde Apensen und Bezirksschützenverband Stade sowie Abordnungen befreundeter Vereine gefeiert. Bei dieser Gelegenheit präsentierten Sauensieks Schützenpräsident und Vizepräsident Jörg Fischer einen humorvollen Abriss über die bisherigen Fahnen und die Beschaffung der neuen.
Protokolle in Sütterlin-Schrift
„Ich studierte frühere Protokolle und blätterte weit zurück“, so Meyer. Die handschriftlichen Überlieferungen in Sütterlin-Schrift waren zum Glück vor Jahren in lateinische Schrift übersetzt worden.

Die erste Fahnenweihe 1930 in Sauensiek mit weiß gekleideten Fahnenjungfern, die damals ein wichtiges Thema waren. Foto: SV Sauensiek
Sauensieks erste Fahne wurde am 11. Mai 1930 geweiht. In den Protokollen stand zwar nichts über die Beschaffung, dafür umso mehr zur Planung. Als Sprecher für die Weihe wurde damals ein Lehrer Bösch ausgewählt. „Von ihm fehlt der Vorname. Ich kann nur vermuten, dass er auch Mitglied des Schützenvereins war“, so Meyer.
Die Suche nach Fahnenjungfern
Detaillierter wurde die Auswahl der Fahnenträger und insbesondere der Fahnenjungfern festgehalten. Letztere waren in mehreren Vorstandssitzungen und einer Generalversammlung wichtiges Thema. „Heutzutage in unserem gleichberechtigten Schützenverein mit 180 weiblichen von 460 Mitgliedern undenkbar“, sagt Sauensieks Schützenpräsident.
Damals wurde beschlossen, wie viele junge Damen aus jedem Ort zu benennen sind. „Allerdings war der damalige Vorstand mit dieser Thematik anscheinend völlig überfordert, da er die Aufgabe ebenfalls dem Lehrer Bösch übertrug“, so Meyer
1980 wurde eine neue Fahne beschafft
Von der ersten Fahnenweihe 1930 existiert noch ein Foto, das mehrere junge Frauen im Vordergrund zeigt. Diese Fahne wurde 56 Jahre lang vorausgetragen. Anfang der 1980er Jahre war das gute Stück sichtbar in die Jahre gekommen. Sanierung oder Neubeschaffung lautete die Frage des Vorstandes.
„Doch wie viele Schützen wissen, sind die finanziellen Mittel eines Schützenvereins begrenzt - auch in Sauensiek“, sagt Meyer. Eine Sanierung hätte damals das Budget überstiegen. Daher entschied man sich für eine neue Fahne und wählte das günstigste Angebot.
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Dubiose Fahnenübergabe auf einem Parkplatz
Doch damit begannen die Probleme. Trotz Anzahlung ließ die beauftragte Firma mit dem Fahnen-Entwurf auf sich warten. Selbst die Androhung strafrechtlicher Verfolgung zeigte keinerlei Wirkung. Bei der Generalversammlung wurde bereits erklärt, dass der Vorstand persönlich für die Erstattung der Vorauszahlung aufkomme, wenn keine Lieferung erfolge.
Doch so weit kam es zum Glück nicht. Die genauen Mittel zum Zweck wurden im Protokoll als „dubios“ festgehalten. Die Auslieferung der Fahne soll auf einem Autobahnparkplatz von Kofferraum zu Kofferraum stattgefunden haben, wissen Insider. Schließlich wurde die Fahne am 20. April 1986 vom damaligen Bezirksschützenpräsidenten geweiht.
Keiler soll nicht wie eine Spitzmaus aussehen
Die Geschichte wiederholte sich: Unmittelbar vor der Corona-Pandemie 2020 wurde bei der Generalversammlung beschlossen, für das Jubiläum 2026 die bisherige Fahne zu restaurieren oder eine neue anzuschaffen. Damit begann erneut ein Fahnen-Abenteuer.

Die Vorderseite der neuen Fahne mit dem Keiler-Kopf. Foto: SV Sauensiek
Auch diesmal sollte eine neue Fahne angeschafft werden. Die Kriterien zur Optik wurden klar definiert: Sie sollte gut aussehen - und mit einem Keiler, der auf besonderen Wunsch des Ehrenpräsidenten nicht wie eine Spitzmaus aussehen sollte.
Erlebnisse bei der Abholung
Ihre Beschaffung dank arbeitsintensiven Einsatzes des Vizepräsidenten Jörg Fischer und seiner Ehefrau Yvonne sorgte im September 2023 für skurrile Überraschungen. Unter anderem ging bei der Abholung einer der Schützen kurzzeitig verloren und der Fahnenmacher in Regensburg staunte nicht schlecht über die uniformierte Schützentruppe aus Sauensiek. So etwas hatte es dort noch nicht gegeben.