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Wirtschaft

TNachfolge gesichert: Vier Söhne führen Apenser Handwerksbetriebe weiter

Jungunternehmer in Apensen (von links): Ole Prigge, Timo Elmers, Dirk Elmers und Nils Buntrock.

Jungunternehmer in Apensen (von links): Ole Prigge, Timo Elmers, Dirk Elmers und Nils Buntrock. Foto: Laudien

Weil Nachfolger fehlen, droht vielen Handwerksfirmen das Aus - nicht so in der Samtgemeinde Apensen. Was treibt vier junge Männer an, den Familienbetrieb zu übernehmen?

Von Susanne Laudien Donnerstag, 20.02.2025, 16:50 Uhr

Apensen. Vielen Handwerksbetrieben droht das Aus, weil sie für ausscheidende Chefs keine Nachfolger finden. Etwa 125.000 Betriebe würden bis zum Jahr 2030 auf der Suche nach einer neuen Leitung sein, teilt der Zentralverband des Deutschen Handwerks mit.

Vier Handwerksbetrieben in der Samtgemeinde Apensen ist es gelungen, das Problem zu lösen.

Der Nachwuchs übernimmt den Handwerksbetrieb

Junge Nachfolger aus der eigenen Familie übernehmen den Betrieb: Nils Buntrock ist bereits seit mehreren Jahren im elterlichen Installationsbetrieb für Heizung, Sanitär, Lüftung und Klima-Technik in Apensen tätig. Der 29-Jährige ist Meister und wird in die Fußstapfen seines Vaters Frank Buntrock treten.

Timo Elmers (28) ist bereits zusammen mit seinem Vater Gerd Geschäftsführer bei Metallbau Elmers in Sauensiek. Sein Cousin Dirk Elmers, der die Ausbildung in einem Betrieb in Buxtehude gemacht hat, arbeitet seit sieben Jahren in dem Betrieb seines Vaters Bernd Elmers für Sanitär- und Heizungstechnik in Sauensiek. „Es ist jetzt die Übergabephase“, sagt der 29-Jährige.

Ole Prigge hat seinen Job als Softwareberater aufgegeben. Mit seinem Bruder Lennard (24), der gelernter Land- und Baumaschinen-Mechatroniker ist und jetzt eine Umschulung zum Tischler macht, sichern die beiden Quereinsteiger die Zukunft der familieneigenen Tischlerei Prigge in Apensen.

Persönliche Bindung zum Familienbetrieb

„Es hat etwas gedauert, zu verstehen, welche Vorteile die Selbstständigkeit bringt, aber jetzt möchte ich nicht mehr zurück“, sagt Ole Prigge. Und Timo Elmers erklärt: „Ich bin in dem Betrieb groß geworden und habe eine persönliche Bindung.“

Für alle vier Nachfolger ist die familiäre Bindung ein Argument, ebenso wie die Verantwortung für Betrieb und Mitarbeiter. Auch die Bindung der Arbeitskraft in der Region halten sie für wichtig. Zudem sehen sie Vorteile in ihrer Selbstständigkeit durch kurze Anfahrtswege und flexible Arbeitszeiten als eigener Chef.

Neue Ideen fürs Handwerk

Haben sie in ihrem Betrieb bereits etwas geändert? „Ich habe die Optik für die Außenwirkung der Tischlerei modernisiert, etwa durch einen neuen Online-Auftritt. Wir wollen Stück für Stück weiter modernisieren und die ältere Generation dabei mitnehmen“, sagt Ole Prigge.

Timo und Dirk Elmers haben bereits in modernere Maschinentechnik investiert. Nils Buntrock setzt auf Digitalisierung. „Anstatt Arbeitszettel gibt es für unsere Monteure jetzt I-Pads“, sagt der 29-Jährige.

Mit der Auftragslage im Handwerk seien sie momentan zufrieden, sagen die vier Jungunternehmer. Es seien zwar nicht mehr die Massen, aber dennoch seien sie derzeit noch gut ausgelastet. Die Zukunft bleibe allerdings ein Blick in die Glaskugel, so Timo Elmers.

Mit Blick auf die Bundestagswahl am kommenden Sonntag sagt er stellvertretend für alle vier: „Wir erhoffen uns von der Politik einen klaren Plan und nicht das Hin und Her wie etwa für die Heizungsbranche bei Wärmepumpen und Photovoltaik.“ Auch der Abbau von Bürokratie sei dringend notwendig.

Das prognostiziert ein Experte für 2025

„Nach einem Umsatzrückgang von voraussichtlich Minus ein Prozent im Jahr 2024 rechnen wir für 2025 mit einem ‚Nullwachstum‘“, sagt Matthias Steffen, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Real würden die Umsätze aufgrund der Inflation erneut sinken und auch die Beschäftigtenentwicklung werde 2025 voraussichtlich negativ ausfallen. Wichtig für die Betriebe sei darum eine deutliche Entlastung, insbesondere bei den Lohnzusatzkosten.

Generationswechsel im Gewerbeverbund Apensen

Die beiden Jungunternehmer Nils Buntrock und Ole Prigge engagieren sich künftig außerdem im Gewerbeverbund Apensen. Bei der Vorstandswahl vergangene Woche wurde Buntrock zum Dritten Vorsitzenden gewählt. Er übernimmt damit das Amt seines Vaters, der aus zeitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht.

 Der neue Vorstand des Gewerbeverbunds Apensen mit (von links) Michael Tibke, Sönke Giese, Ole Prigge, Willem Klie, Andrea Kröger und Nils Buntrock.

Der neue Vorstand des Gewerbeverbunds Apensen mit (von links) Michael Tibke, Sönke Giese, Ole Prigge, Willem Klie, Andrea Kröger und Nils Buntrock. Foto: Laudien

Prigge wurde als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Weitere Veränderung: Vorstandsvorsitzende Regila Radix-Dorozalla legte nach 21 Jahren ihr Amt nieder. Nachfolgerin an der Spitze ist Apothekerin Andrea Kröger, Inhaberin der Delm-Apotheke in Apensen.

Die Neuen beim Gewerbeverbund Apensen (von rechts): Erste Vorsitzende Andrea Kröger, Dritter Vorsitzender Nils Buntrock und Beisitzer Ole Prigge.

Die Neuen beim Gewerbeverbund Apensen (von rechts): Erste Vorsitzende Andrea Kröger, Dritter Vorsitzender Nils Buntrock und Beisitzer Ole Prigge. Foto: Laudien

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