TNaturschauspiel am Nachthimmel: Altländer erklärt das Geminiden-Spektakel
Ein unscheinbares Gartenhäuschen in Guderhandviertel, doch hinter der Tür lebt Johannes Lüth seine spezielle Leidenschaft: Astronomie. Foto: Meyer
Sternschnuppen verwandeln den Nachthimmel in eine Kinoleinwand, wenn bald das Geminiden-Spektakel beginnt. Hobby-Astronom Johannes Lüth gibt Tipps, um das Naturschauspiel zu erleben.
Guderhandviertel. Johannes Lüth (40) hat das spannendste Gartenhaus im Alten Land. In der dunkelgrauen Blechhütte stehen nicht Rasenmäher oder Blumentöpfe, sondern eine weiße Säule, die Lüth bis zur Hüfte reicht. Es ist eine Art Stativ, auf das Lüth seine Teleskope schraubt. Eines zum Beobachten, eines zum Fotografieren.
Lüth liebt Astronomie seit der Schule
Der Hobby-Astronom hat sich 2021 im Garten seines Hauses in Guderhandviertel eine Sternwarte gebaut. In seine Ausrüstung investierte er den Wert eines Kleinwagens. Mit 15 Jahren begeisterte sich Lüth für Sternkunde, als sein Lehrer diese Wissenschaft in einer Astronomie-AG unterrichtete. Das Gymnasium hatte auf seinem Dach eine Sternwarte. „Da haben wir uns die Nächte um die Ohren geschlagen, um Sterne zu beobachten“, sagt Lüth.
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„Ich habe festgestellt: Astronomie interessiert mich, sowohl die Wissenschaft als auch die Technik dahinter.“ Die Technik aber mehr. Lüth sieht sich als technischer Astronom und mag die Praxis lieber als die Theorie: Er beobachtet und fotografiert viel, studiert die Wissenschaft aber nicht bis ins Detail. Astronomie mit Mythologie erklären? „Da bin ich raus.“

Auf der weißen Säule ist eine Montierung. Da sich Sterne bewegen (was mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist), hilft die Montierung, die Bewegung der Sterne nachzuführen. Die beiden Teleskope auf der Montierung drehen sich sehr langsam - einmal in 24 Stunden um die eigene Achse, mit dem Tempo der Sterne. Foto: Meyer
Das Hobby zum Beruf machen? Das war nicht seins, sagt Lüth. Einen Job als Astronom zu bekommen, sei schwer. Ein Physikstudium („ziemlich intensiv“) schreckte den 40-Jährigen ab - zu viel Theorie.
Vater und Sohn schauen in die Sterne
Bis heute habe die Astronomie Lüth „nie wirklich losgelassen“, auch wenn er die Sternwarte mal mehrere Monate nicht öffnet. Himmelsereignisse wie die Geminiden seien „immer wieder so ein Eyecatcher“, die ihn in sein Gartenhaus locken.
„Die Kinder fragen jetzt langsam nach“, sagt Lüth. Für seine dreijährige Tochter sei es noch zu früh. Bei seinem siebenjährigen Sohn steigt das Interesse am Sternegucken.

Eine Deep-Sky-Aufnahme von Johannes Lüth aus seiner Sternwarte. Lüth ist fasziniert: Das Universum halte so viel Unerforschtes bereit. Foto: Lüth (nomo)
Das lohnt sich auch in den nächsten Tagen beim Naturschauspiel der Geminiden. Der Hobby-Astronom verrät: Der Aufwand ist nicht groß, um das Astronomie-Highlight im Dezember zu sehen.
Tipps zum Geminiden-Kino
Aber was sind Geminiden eigentlich? „Geminiden sind ein Meteorschauer“, sagt Lüth. Im Volksmund sagt man zu Meteoren: Sternschnuppen. Gemini ist Lateinisch und bedeutet „Zwillinge“. Ihren Namen haben die Geminiden, weil „sie scheinbar aus dem Sternbild Zwillinge heraus beginnen, ihre Leuchtspur über den Himmel zu ziehen“, so Lüth.

Eine Sternschnuppe ist während des Geminiden-Meteorenstroms zu sehen. Foto: Matthias Balk/dpa (Archiv)
Die Erde umkreist die Sonne und durchquert dabei eine Staubwolke mit kleinen, maximal drei Millimeter großen Steinchen. „Während wir da durchfliegen, verglühen die Teilchen durch Reibung, sofern sie in unsere Erdatmosphäre eintreten“, sagt Lüth. Sie erzeugen eine Leuchtspur, Meteore. Jedes Teilchen, das in der Erdatmosphäre verglüht, ist ein Geminid. „Wir gehen im Maximum von 60 bis 100 pro Stunde aus“, sagt Lüth.
Wann sind sie zu sehen? Schon jetzt, wenn das Wetter mitspielt. Ein bewölkter Himmel - wie vielerorts im Alten Land prognostiziert - erschwert die Sicht. Der beste Zeitpunkt, um am meisten vom Meteorschauer zu sehen, ist die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember - „eher in den Morgenstunden“. Der 20. Dezember könnte der letzte Zeitpunkt sein.
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Zwei gute Nachrichten hat Lüth. „In Norddeutschland ist das Sternbild Zwillinge die ganze Nacht zu sehen.“ Und: „Wir brauchen nur unser menschliches Auge dafür.“ Die Geminiden seien mit dem bloßen Auge sogar besser zu erkennen als mit seinem Teleskop.

Geminiden pro Stunde zu zählen, beeindruckt Lüth: „Man weiß nie so richtig, was einen erwartet.“ Er wird sie nur mit seinen Augen sehen und mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren - aber nicht in der Sternwarte. Die Geminiden sind mitunter zu schnell, um sie damit abzulichten. Foto: Meyer
Beste Sicht haben Sterngucker an einem dunklen Ort, ohne Beleuchtung. Lüth erklärt: Je dunkler es ist, desto höher ist die Chance, möglichst viele Geminiden zu sehen. Geduld ist gefragt. Manchmal müsse man mehr als zehn Minuten auf eine Sternschnuppe warten.
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„Spektakuläre Fotos“ zu machen, sei nicht schwer, sagt Lüth. Die Kamera müsse nur „ungefähr 10 bis 30 Sekunden belichten“. Ein Stativ hilft.
Demut durch Astronomie
Der Blick durch das Teleskop ins Universum verändert auch den Blick auf das Leben etwas. Lüth „nimmt sich selber nicht so wichtig“. Den Sternenhimmel zu erkunden, rege auch zum Philosophieren an.

Mit seinem Teleskop fotografierte der Hobby-Astronom aus dem Alten Land auch eine Mondfinsternis. Foto: Lüth (nomo)
Lüth erlebt als Hobby-Astronom krasse Momente: „Krass, wir leben hier in einer Realität, in der alles jetzt passiert. Wenn ich in den Himmel gucke, ist alles die Vergangenheit“, sagt Lüth. Ein Beispiel: Das Sternenlicht, das der Mensch sieht, sei schon vor mehreren Milliarden Jahren losgeschickt worden und brauche so lange, bis es die Menschen erreicht.

Eine weitere Deep-Sky-Aufnahme. Foto: Lüth (nomo)
Fotoaufruf: Schicken Sie uns Ihre Bilder!
Fotografieren Sie die Geminiden - und schicken Sie uns Ihre Bilder per Mail an online@tageblatt.de, inklusive der Information, wo Sie auf den Auslöser gedrückt haben. Hinweis: Mit dem Einsenden Ihrer Fotos erklären Sie sich mit einer Veröffentlichung in allen TAGEBLATT-Medien einverstanden.
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Mit dem großen Teleskop (links) beobachtet Lüth den Sternenhimmel, mit dem kleineren fotografiert er ihn. Foto: Meyer