TNeue Kapitäne am Tourismus-Steuer: Wie Stade sein maritimes Erbe aufleben lässt

Dr. Sebastian Ipach von der Maritimen Landschaft Unterelbe und Ines Utecht vom Tourismusverband haben das Ruder in der früheren Seefahrtschule fest in der Hand; Kapitän Joachim Brill (Mitte) zeigt Gästen die Brücke. Foto: Vasel
Sie wollen das maritime Erbe des Alten Landes bewahren, in Wert setzen und zugleich den Tourismus stärken. Maritime Landschaft und Tourismusverband segeln gemeinsam in die Zukunft. Das ist ihr Plan.
Grünendeich. Dr. Sebastian Ipach von der Maritimen Landschaft Unterelbe und Ines Utecht vom Tourismusverband des Landkreises Stade halten das Ruder in der früheren Seefahrtschule fest in Händen - gemeinsam.
Der Archäologe ist bereits seit Anfang 2023 der Geschäftsstellenleiter der Arbeitsgemeinschaft Maritime Landschaft Unterelbe (MLU) - ein Zusammenschluss von 23 niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Elbanrainerkreisen, -städten und -gemeinden sowie der Freien und Hansestadt Hamburg.
Vorgängerin vor die Tür gesetzt
Ines Utecht (57) arbeitet erst seit Juni beim Tourismusverband. Ursprünglich verantwortete die Lüneburgerin den Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit in Grünendeich.
Nachdem Landrat Kai Seefried (CDU) ihre Vorgängerin Dr. Monika Rulle vor die Tür gesetzt hatte, stieg die Kulturwissenschaftlerin auf. Seit Februar dieses Jahres ist sie die neue Geschäftsführerin des Tourismusverbands.Lange gesperrt
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Das Maritime spielt große Rolle
Sie ist eine „ausgewiesene Tourismus-Expertin“, sagt Seefried. Ines Utecht hat Angewandte Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg studiert. Sie war unter anderem für die Lüneburg Marketing GmbH tätig und hat - bereits als Geschäftsführerin - für die Bad Bevensen Marketing GmbH gearbeitet.
Kurzum: Mit ihrer Erfahrung in der Hansestadt Lüneburg wisse sie um die Bedürfnisse des städtischen Tourismus in Buxtehude und Stade; in Bad Bevensen sammelte sie Erfahrungen im Land- und Natur- sowie Heilbadtourismus.
„Im Landkreis Stade spielen das Maritime und der Naturtourismus eine große Rolle, hinzu kommen die beiden Hansestädte und die einzigartige Kulturlandschaft des Alten Landes“, sagt Utecht und betont: „Das ist Reiz und Herausforderung zugleich.“ Auch deshalb habe sie sich beworben.
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Gemeinsam die Region touristisch stärken
In der Seefahrtschule (1845 - 2002) sitzen Ipach und Utecht unter einem Dach. Sie wollen Synergien nutzen. Ipach stellte deshalb die Angebote seines Hauses beim alljährlichen Workshop für Mitglieder des Tourismusverbands vor.
Es ist ihm gelungen - unterstützt von Ehrenamtlichen - die Zahl der Führungen zu steigern. 1300 Besucher ließen sich auf der Kapitänsbrücke und im Planetarium unter anderem bei einer Führung von Kapitän Joachim Brill in die Geschichte der Seefahrt und der Navigation einführen.
„Das ist unser Hollywood, Kümo Henriette wurde hier gedreht“, sagt Brill. Das Angebot soll ausgeweitet werden, verbunden mit regulären Öffnungszeiten. Auch Feiern, vom Firmenevent bis zum Kindergeburtstag, und Workshops sind möglich.

Blick auf das Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe in Grünendeich - in der Alten Seefahrtschule (1845-2002). Foto: Vasel
Führungen für Touristen oder Trauungen für Brautpaare
Im Untergeschoss nehmen der Physiker Dr. Georg Hetzendorf und der frühere Hamburger Hafenkapitän Jörg Pollmann im Planetarium die Besucher mit auf eine Reise in die Welt der Sterne und der Galaxien.
Die Gäste erfahren, wie griechische Mythologie und Sternenbilder zusammenhängen. Beispiel: das Sternenbild Großer Bär. Bei den alten Griechen war es die Nymphe Kallisto, die Zeus nach einem Seitensprung einen Sohn geboren hatte.
Hera, Frau des obersten Gottes der griechischen Götterwelt, verwandelte Kallisto im Zorn in eine Bärin. Als Kallistos Sohn, der seine Mutter nicht erkannte, sie bei der Jagd töten wollte, setzte Zeus die Große Bärin in den Himmel.
Besucher erfahren, wie Wikinger oder Entdecker wie Kolumbus navigierten und Amerika erreichten. Sogar Heiraten ist auf der Kapitänsbrücke und im Planetarium möglich. Die Brautpaare sitzen auf Altländer Stühlen der Familie der 2019 verstorbenen Buxtehuder Stadtarchivarin Dr. Margarete Schindler.

Kennen die Sterne: Georg Hetzendorf und Jörg Pollmann führen Gruppen durch das Planetarium in Grünendeich (von links). Foto: Vasel
Landkreis Stade will das Planetarium modernisieren
„Die Seefahrtschule ist ein Kleinod, ein Mehrwert für die Region“, so Ipach. Unter der Kuppel finden 30 Personen einen Platz. Der Landkreis Stade wolle ab 2025 kräftig investieren - unter anderem in die Modernisierung der Ausstellungshalle und des Planetariums.
Erstere soll eine Lüftungsanlage erhalten. Des Weiteren ist geplant, das Planetarium mit einem digitalen Projektor (Beamer) auszustatten. Ersatzteile fehlen, eigentlich sei das 44 Jahre alte Gerät robust wie „Sowjet-U-Boot-Technik“, so Ipach. Ohne das alte Gebäude und die Geschichte der 5500 ausgebildeten Seeleute sei die sozioökonomische Entwicklung bis heute nicht zu denken.
Schub durch Digitalisierung?
Die Idee: Die Geschichte der astronomischen Navigation erzählen. Im Eingang steht Technik von 1958, im Keller ein 1980 für 200.000 Mark installiertes Gerät vom Typ ZKP2 von Zeiss, das Ipach aufgrund der Modernisierung des Olbers-Planetariums in Bremen mit einem Sonnensystem-, einem Kometen- und einem Satellitenprojektor ausstatten konnte.
Brücke und Planetarium sind im Erweiterungsbau von 1958 untergebracht. 5600 Sterne kann die Technik projizieren, die Gäste können sich wie ein Offizier bei der Navigation auf einem Schiff mitten auf dem Atlantik fühlen.
Utecht und Ipach hoffen, dass durch die geplante digitale Wissensvermittlung im Zuge der Moorregion, vom Verband koordiniert, auch Ideen zur Vermittlung der Altländer Schifffahrtsgeschichte entstehen.