TPaukenschlag: Viebrockhaus-Chef stoppt Smart City in Grünendeich
Die Öko-Siedlung in Grünendeich ist vorerst vom Tisch. Foto: Viebrockhaus
Viebrockhaus fühlt sich nach den Protesten in Grünendeich nicht willkommen und stoppt sein dortiges Bauprojekt. Allerdings lässt sich das Unternehmen eine Hintertür offen.
Grünendeich. Eigentlich wollte der Grünendeicher Rat ein externes Beratungsunternehmen beauftragen, um die Planung für die Öko-Siedlung nahe dem Lühe-Anleger auf ein sicheres Fundament zu stellen. Doch Viebrockhaus-Vorstandschef Dirk Viebrock zieht beim Grünendeicher Projekt jetzt die Reißleine. „Wir bauen nicht, wenn wir in einer Gemeinde nicht willkommen sind“, teilte Viebrock am Freitag in einer Pressemitteilung mit.
Grünendeichs Bürgermeister Nikolai Müller (CDU) sei per Brief über die Entscheidung des Harsefelder Bauunternehmens informiert worden. Viebrock argumentiert, ihm fehle „angesichts der kontroversen Debatten in der Gemeinde“ die Planungssicherheit für das Projekt. Deshalb beende das Unternehmen das Vorhaben als „logische Konsequenz“.
Wie das TAGEBLATT berichtete, hatte eine Bürgerinitiative am 17. September einen Antrag im Gemeinderat gestellt, um das Bauprojekt zu stoppen. Auch wenn das Bürgerbegehren laut Gemeindedirektorin Henrike Lühders rechtlich unzulässig war, haben die aufgebrachten Bürger durch Viebrocks Absage jetzt doch ihren Willen bekommen.
Bürgermeister Müller überrascht über Viebrocks Absage
Bürgermeister Müller zeigte sich überrascht angesichts der plötzlichen Absage. „Wir hatten bisher nicht den Eindruck, dass sich Viebrock aus dem Projekt zurückziehen will“, sagte Müller dem TAGEBLATT. Ende Mai hatten Bürger und Ratsmitglieder im voll besetzten Sitzungssaal der Fernsicht über die Öko-Siedlung diskutiert. Auch Vertreter der Firma Viebrockhaus waren dort gewesen.
Den Vorwurf, dass das Harsefelder Unternehmen in der Gemeinde nicht willkommen sei, wies Müller zurück. „Der Rat hat den Plänen zugestimmt. Und auch viele Bürger, mit denen ich mich ausgetauscht habe, standen dem Projekt positiv gegenüber“, sagte der Bürgermeister. Der Gegenwind gehe lediglich von wenigen Anwohnern aus, die Baulärm und andere Beeinträchtigungen befürchten.
Doch die Stimmung sei aufgeheizt und aggressiv gewesen. „Ich habe zwischendurch gedacht, ich würde ein Atomkraftwerk bauen“, sagte Müller. Dass Viebrockhaus jetzt mit dem Bürgerbegehren die Absage begründe, könne er nicht verstehen: „Es dürfte ja nicht der erste Gegenwind gewesen sein, den das Unternehmen bei einem Bauprojekt bekommen hat.“
Viebrock weiterhin offen für Gespräche
Die Bürgerinitiative hatte in einem Bürgerbegehren gefordert, keine weiteren Verhandlungen mehr mit dem Vorhabenträger zu führen und das laufende Planverfahren einzustellen. In ihrer Begründung gaben die Initiatoren an, dass durch den geplanten Bau der ermittelte Wohnraumbedarf in Grünendeich überschritten werde und das Projekt damit hinfällig sei.

Auf dem 2,3 Hektar großen Wohngebiet (rot) links des Lühe-Anlegers sollte die Öko-Siedlung entstehen. Foto: Google Earth
Die Viebrockhaus AG wollte in Grünendeich nach der Smart City in Harsefeld und den Power Townhouses in Hollenstedt die beiden Ansätze in einem neuen Bauvorhaben vereinen. 54 neue Wohneinheiten waren auf der 2,3 Hektar großen Fläche oberhalb der Spreenstraße auf ehemaligen Obstbauflächen in Grünendeich angedacht.
Da es sich bei dem angedachten Bauland um private Grundstücke handele, sei das Bauprojekt für die Gemeinde erst mal vom Tisch. „Wir werden die Absage zeitnah im Gemeinderat thematisieren“, sagte Müller. Er finde es schade, dass die Planung nicht bis zur Prüfung einer Realisierung weitergegangen sei.
„Ich bedanke mich bei Viebrock für die investierte Arbeit“, so der Bürgermeister. Viebrockhaus-Chef Dirk Viebrock zeigt der Gemeinde eine Option auf. „Sollten sich Bürger und Politik in Grünendeich mit Blick auf die Zukunft der Gemeinde auf eine einvernehmliche Lösung einigen, ist die Viebrockhaus AG immer für Gespräche offen.“