TPlattdeutsch und Lehramt: Das ist die neue Altländer Blütenkönigin Linn Schuback

Zeremonienmeister Michel Rausch blickt auf die neue Altländer Blütenkönigin Linn Schuback (rechts) aus Mittelnkirchen und ihre Vorgängerin Anna-Sophie Sietas. Foto: Vasel
Volksauflauf in Jork: Als sich die neue Altländer Blütenkönigin Linn Schuback gemeinsam mit ihrer Vorgängerin Anna-Sophie Sietas beim Korso in der Kutsche zeigte, säumten Tausende die Straßen. In ihrer Thronrede verkündete die 23-Jährige ihre Mission.
Jork. „Ich will die Heimatliebe nach außen tragen“, sagte die wortgewandte neue Regentin Linn Schuback bei ihrer Queen‘s Speech auf der Großen Bühne des Altländer Blütenfestes neben der Festhalle in Jork. Landrat Kai Seefried (CDU) hatte die Ehre, die Studentin aus Mittelnkirchen zu krönen. Seefried durfte ihr die fünfreihige Filigrankette aus Silber um den Hals legen - das Symbol ihrer Würde.

Landrat Kai Seefried (CDU) krönt die Altländer Blütenkönigin Linn Schuback. Foto: Vasel
In seinem Grußwort unterstrich der Landrat die Bedeutung des Alten Landes als besondere Kulturlandschaft und als größtes geschlossenes Obstanbaugebiet Nordeuropas und dankte - wie Jorks Bürgermeister Matthias Riel - der Vorgängerin Anna-Sophie Sietas für ihr Engagement.
Die neue Königin stand nicht das erste Mal auf der großen Bühne. Mit der Dance-Sparte des TuS Jork tanzte sie bereits unter Leitung von Lucy Vollmer beim Blütenfest vor großem Publikum, außerdem gehört Linn Schuback zum Ensemble der Kleinen Jorker Bühne.
Blütenkönigin pflegt die plattdeutsche Sprache
Die 23-Jährige ist eine waschechte Altländerin. Aufgewachsen ist sie auf einem Obsthof in Hinterdeich - unmittelbar an der Grenze zwischen Jork und Mittelnkirchen. Ihr Vater ist der Vorsitzende der Elbe-Obst-Erzeugerorganisation, Axel Schuback. Sie studiert Deutsch, Wirtschaft und Politik auf Gymnasiallehramt in Kiel. Zuhause in Hinterdeich wird Plattdeutsch gesprochen, die frühere Halepaghen-Schülerin war zweifache Landessiegerin beim Plattdeutschen Lesewettbewerb.

Beim Blütencorso zeigen sich die Altländer Blütenkönigin Linn Schuback aus Mittelnkirchen und ihre Vorgängerin Anna-Sophie Sietas ihrem Volk. Foto: Vasel
Auf Instagram hatte sie den Aufruf gesehen, sich um das Amt der Blütenkönigin zu bewerben. Mit ihren Freundinnen habe sie immer wieder die Frage diskutiert, ob sie es tun solle. „Wann, wenn nicht jetzt“, sagte sie sich schließlich.
Altländer feiern Blütenfest und Blütenkönigin
In diesem und im nächsten Jahr habe sie noch Zeit für die vielen Termine einer Blütenkönigin, unter anderem bei den Norddeutschen Obstbautagen in Jork sowie der Grünen Woche und beim Bundeskanzler in Berlin. Danach stehen das Staatsexamen und Referendariat an. Unterstützt wird sie von ihrer Familie, ihren Freundinnen und ihren Vorgängerinnen.
Neue Regentin trägt Festtagstracht von 1860
Linn Schuback wird sich an das Blitzlichtgewitter gewöhnen müssen, immer wieder baten Blütenfestbesucher am Sonnabend und Sonntag um ein Autogramm und ein gemeinsames Foto.

Stolzer Vater: Axel Schuback, Vorsitzender der Elbe-Obst, macht ein Foto für eine Touristin. Foto: Vasel
„Die Tracht der Blütenkönigin ist einfach außergewöhnlich“, sagte Ilona Stölken von der Altländer Trachtengruppe vor der Krönung, als sie dem Publikum die Tänze und die Tracht erläuterte. „Das Brauchtum ist weiterhin ein Markenzeichen der Veranstaltung“, sagte auch die Veranstaltungsmanagerin der Gemeinde Jork, Miriam Stöckmann.

Tradition pflegen: Die Altländer Trachtengruppe ist eine Attraktion des Blütenfestes. Foto: Vasel
Die erste Blütenkönigin, die damals 17-jährige Martina Imlau, trug 1982 noch keine Tracht, sondern echte Kirschblüten im Haar und ein blütenweißes Kleid. Martina Meyer war 1994 die erste Regentin, die mit der fünfreihigen Filigrankette auf den Schild gehoben wurde.
Doch was trägt die Altländer Blütenkönigin eigentlich? Sie trägt die Festtagstracht von 1860. Diese wurde von Altländerinnen nach Trauung und Ehrentanz getragen, bis 1900 auch an Sonn- und Festtagen.
Nach dem „ut‘n Disch danzen“ (Ehrentanz der Brautleute) wechselte die Braut ihre Kleidung. Sie durfte zum ersten Mal den leuchtend roten Tuchrock und die weiße Schürze der verheirateten Frau tragen. Gewöhnlich legte die Braut zum goldenen Brusttuch die vergoldeten „God‘n Parl‘n“ an, einige - wie die heutige Blütenkönigin - trugen allerdings weiterhin ihre silberne, mehrreihige Filigrankette und natürlich den Flunkkranz mit den Brokatflügeln. Letztere stellen die Flügel einer Mühle dar - in Freudenstellung.

Konrad Hofer macht der Altländer Blütenkönigin von 2005/2006, Anna Krüger, einen Antrag auf dem Kreisel beim Blütencorso. Foto: Vasel
Altländer Brautherzen schlagen höher
Das passte am Sonnabend nicht nur bei Linn Schuback, sondern auch bei einer ihrer Vorgängerin, Anna Krüger (2005/2006). Beim Altländer Blütencorso am Sonnabend gab es den ersten Heiratsantrag in den Annalen des Festes: Anna Krügers Freund Konrad Hofer, er stakte früher den Fleetkahn beim Kirschmarkt zum Gräfenhof, ging auf dem Kreisel vor dem Rathaus vor ihr auf die Knie. Statt eines Ringes hielt er ein Altländer Brautherz von 1842 in Händen.
Dieses wird vorn an der Wuss (Kragen) befestigt. Das ist eine mit Granatsteinen und Türkisen geschmückte, vergoldete silberne Filigran-Brosche, die die Frauen im 19. Jahrhundert meist als Verlobungsgeschenk bekamen. Anna sagte Ja. Viele Zuschauer hielten das am Sonnabend für eine Inszenierung der Trachtengruppe - und so stand die neue Königin in der offenen Kutsche weiter im Rampenlicht.

Altländer Brautherz von 1842. Foto: Vasel
20 Gruppen beteiligen sich am Blütencorso
20 Gruppen zogen durch den Ort - von der Feuerwehr über die Kleine Jorker Bühne bis zum Altländer Shantychor.

Erstmals sprangen die Sänger des Altländer Shantychores beim Altländer Blütenfest in die Apfelgroßkiste. Foto: Vasel
Bis in die Nacht feierten die Altländer mit der Band Hitfluencer. Laut Polizei war es ein ruhiges Fest.

Wie beim Schlagermove: Beim Blütencorso liefen 20 Gruppen und Vereine aus dem Alten Land mit - unter anderem die Kleine Jorker Bühne. Foto: Vasel

Die Feuerwehr-Oldtimer sind ein Hingucker beim Umzug. Foto: Vasel
In diesem Jahr war der Höhepunkt die Fahrt mit dem Boot vom Yachthafen Neuenschleuse bis zum Siel West bei Hahnöfersand - mit Vollgas. Holger Kuck und die Gruppe der Ortsfeuerwehr Guderhandviertel „waren begeistert. Der Marsch stärkt die Kameradschaft“.

Mit dem THW-Einsatzboot düst die Feuerwehr Guderhandviertel über die Elbe. Foto: Vasel

Blick vom Balkon der Drogerie Hubert auf den Blütencorso. Foto: Vasel

Die Tänzerinnen des TuS Jork auf der Großen Bühne des Altländer Blütenfestes. Foto: Vasel
Die Veranstaltungsmanagerin der Gemeinde Jork, Miriam Stöckmann, zog am Sonntagabend ein positives Fazit. Das Konzept aus Kunsthandwerk, Kulturerbe und Kommerz funktioniert, sagt Bürgermeister Riel.

Dichtes Gedränge in der Bürgerei - bei Kunsthandwerk und Wein. Foto: Vasel
Nach der Kritik im Vorjahr gab es ein Kinderprogramm am Kleinspielfeld. Im Pfarrgarten gab es eine zweite, kleine Bühne. Dort brutzelten die Rotarier, um die Kitas und Schulen in Jork und die Oberschule Horneburg zu unterstützen.

Rotarier-Chefkoch Henning Ramdohr steht im Pfarrgarten an der Pfanne - und unter Beobachtung weiterer Gourmets. Foto: Vasel
Frank Deppe von Lust auf Kultur hofft, dass der Pfarrgarten häufiger als Kulturlocation genutzt wird.