TSchwerer Unfall mit Wasserstoffzug und Traktor: Jetzt gibt es neue Details

Der Zug von vorne: An der Seite ist der Schaden zu erkennen. Foto: Fehlbus
Beim Zusammenprall mit einem Zug wird am Mittwoch ein Traktorfahrer in Kutenholz schwer verletzt. Der Blick geht jetzt auch auf den Bahnübergang, der keine Schranken hat.
Kutenholz. Der Zug der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) war gerade erst aus dem Bahnhof Kutenholz in Richtung Bremervörde losgefahren, als an einem unbeschrankten Bahnübergang ein Traktorfahrer mit einem Baustellenfahrzeug die Gleise querte.
Offenbar hatte der 61-jährige Fahrer aus Seedorf im Kreis Rotenburg den herannahenden Zug übersehen. Zu dem Zeitpunkt am Morgen stand die Sonne tief. Der Traktorfahrer wurde bei dem Unfall schwer verletzt.
Traktorfahrer im Wrack: Ersthelfer handeln vorbildlich
Der durch den Unfall abgerissene Anhänger mit einem Fass, wie er in der Landwirtschaft für Gülle genutzt wird, blieb bei dem Unfall mit der Achse direkt am Zug stehen.

Die Kabine des Traktors ist noch intakt, der Rest des Traktors nicht. Ersthelfer konnten den Fahrer befreien. Foto: Fehlbus
Der große Traktor wurde in einen nahen Graben geschleudert. Als die Rettungskräfte an der Unfallstelle ankamen, war der Fahrer des Traktors bereits von Ersthelfern aus der Fahrerkabine des sonst völlig zerstörten Fahrzeugs geholt und vorbildlich erstversorgt worden, lobte Feuerwehr-Einsatzleiter Sven Dammann aus Kutenholz. Unter den Ersthelfern war ein zufällig anwesender Berufsfeuerwehrmann aus Köln.
Hubschraubereinsatz und Evakuierung des Zugs
Der schwer verletzte Fahrer des Traktors wurde schließlich mit dem Hubschrauber Christoph Hansa ins Unfallkrankenhaus nach Hamburg geflogen. Bei den 13 Fahrgästen im Zug gab es keine Verletzten. Zwei Personen, darunter die 31 Jahre alte Triebwagenführerin aus Bremervörde, standen unter Schock. Die Fahrgäste wurden schließlich vom Technischen Hilfswerk zum nächstgelegenen Bahnhof gebracht, wo sie ihre Reise fortsetzen konnten.

Unter dem Zug ist einer der Reifen des Traktors eingeklemmt. Die Bahn ist entgleist. Foto: Fehlbus
Der moderne Wasserstoffzug hatte einen Reifen des Traktors unter sich begraben und war aus den Gleisen gesprungen. Eine Gefährdung durch den Wasserstoff bestand nicht. Tanks und Brennstoffzellen auf dem Zugdach wurden nicht beschädigt.
Sperrung der Strecke bis Donnerstagnachmittag
Die eingleisige Strecke musste nach dem Unfall gesperrt werden. Die Sperrung soll auch noch bis Donnerstagnachmittag bestehen bleiben. „Ein Kran konnte den Zug erfolgreich zurück auf die Schienen heben“, sagte EVB-Sprecher Christoph Nagel am Mittwochnachmittag. Ein Bus-Notverkehr als Ersatz für die Fahrt auf der Schiene ist zwischen den Haltestellen Bremervörde und Harsefeld eingerichtet.

Die von der Triebwagenführerin ausgelöste Gefahrenbremsung hat den Zug mit dem hinteren Teil noch auf dem Bahnübergang stehen bleiben lassen. Foto: Fehlbus
„Wir sind im Zeitplan und werden die Strecke voraussichtlich am Donnerstag zum abendlichen Berufsverkehr wieder freigeben können“, so der EVB-Sprecher weiter. Einige Schienen und Bahnschwellen wurden bei dem Unfall beschädigt. Hier muss noch vor der Freigabe eine Reparatur erfolgen.
Gefahrenbremsung kann Aufprall nicht verhindern
Der Wasserstoffzug war mit dem hinteren Wagen genau auf dem Bahnübergang zum Stehen gekommen. Als der Zug heranfuhr, war der Traktor offenbar dabei, mit Anhänger die Schienen zu überqueren. Die Triebwagenführerin hatte versucht, eine Gefahrenbremsung zu machen, konnte aber den Zusammenstoß mit dem Traktor nicht mehr verhindern.

Das Fass mit Wasser blieb mit der Achse direkt am Zug stehen. Foto: Fehlbus
Die Flächen vor dem Bahnübergang, der sich 600 Meter hinter dem mit Schranken gesicherten Bahnübergang am Kutenholzer Bahnhof befindet, waren ordnungsgemäß ausgemäht, um die Sicht nicht zu beeinträchtigen.
Es gibt an dieser hauptsächlich von Landwirten genutzten Querung keine Lichtzeichenanlage, aber die Andreaskreuze als Warnschilder. Für Arbeiten mit schweren Fahrzeugen an der Trasse Südlink wurde eine temporäre Aufschüttung mit Steinen und Befestigung der Strecke vorgenommen.
Schließungspläne für Bahnübergang lagen vor
„Es ist ein tragischer Unfall“, sagte EVB-Geschäftsführer Christoph Grimm in einer ersten Reaktion. An erster Stelle gehe es jetzt um die Gesundheit des verletzten Fahrers. Die Diskussion über unbeschrankte Bahnübergänge aber dürfte erneut aufflammen.
Laut Zahlen der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung gab es deutschlandweit in diesem Jahr bislang mehr als 100 Unfälle an Bahnübergängen. Die Gefahr ist erkannt, besonders an abgelegenen und wenig befahrenen Straßen sollen deshalb Bahnübergänge zurückgebaut werden.
Für die beiden unbeschrankten und nicht technisch gesicherten Bahnübergänge hinter Kutenholz, darunter der 600 Meter vom Kutenholzer Bahnhof entfernte, lagen bereits Schließungspläne vor. Die Entscheidung über die Machbarkeit und Finanzierung einer technischen Sicherung von Bahnübergängen liegt maßgeblich bei der Landeseisenbahnaufsicht.
EVB bundesweit führend bei Querungssicherung
Die EVB hat dabei in den vergangenen Jahren zahlreiche Bahnübergänge an ihren Strecken nachgerüstet. „Ich möchte behaupten, dass wir bundesweit führend sind, wenn es darum geht, wie viele Bahnübergänge wir Jahr für Jahr nachrüsten“, sagte Grimm - nicht nur mit Lichtzeichen, sondern auch mit Halbschranken.
Streckenreaktivierung
T Ab 2027 mit dem Zug von Fredenbeck nach Stade – Karte mit allen Bahnhöfen
Gerade laufen Arbeiten an zwei Bahnübergängen in der Samtgemeinde Fredenbeck, Arbeiten an einem dritten Bahnübergang bei Dinghorn sollen folgen. Für die Landwirte geht es dagegen um weite Wege, wenn die Wiesen, teilweise mit Viehbesatz, nicht über die üblichen Wirtschaftswege erreichbar sind. In Kutenholz hatte sich bereits die Politik für eine Nicht-Schließung stark gemacht.
100 Einsatzkräfte bei Bahnunfall in Kutenholz
Der Unfall an der Bahnstrecke zwischen Bremervörde und Buxtehude hat für ein Großaufgebot an Rettungskräften gesorgt. Im Einsatz waren aus dem Kreis Stade die Ortswehren Kutenholz, Mulsum, Ahlerstedt, die Bahnerdungsgruppe der Ortswehren Dollern/Horneburg, die Ortswehren Stade und Bremervörde mit Rüstwagen sowie aus dem Kreis Rotenburg die Wehren aus Farven und Byhusen.

100 Einsatzkräfte waren am Mittwoch bei dem Unfall nahe Kutenholz, darunter zwei Rettungswagen, Hubschrauber und ein Notarzt. Foto: Fehlbus
Dazu kamen die Einsatzleitwagen-Gruppe der Samtgemeinde Fredenbeck und das Technische Hilfswerk Kutenholz. Insgesamt waren neben zwei Rettungswagen, Notarzt, Polizei und Notfallseelsorger circa 100 Einsatzkräfte im Einsatz.
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