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TSocial Media für Kinder: Altländer App fordert Instagram heraus

Ein Blick auf den Startscreen der NYZZU-App.

Ein Blick auf den Startscreen der NYZZU-App. Foto: Bast

Über vier Jahre zog sich die Entwicklung in Hollern-Twielenfleth. Jetzt will ein Start-up den Markt erobern. Was ist besonders an der kindgerechten App?

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Von Isabell Bast
Dienstag, 15.10.2024, 13:50 Uhr

Hollern-Twielenfleth. Kinder und Jugendliche, die ganz selbstverständlich ein Smartphone nutzen. Diese Situation ist mehr und mehr Alltag. Die Glitzer-Glamour-Welten von Instagram und TikTok ziehen so häufig ins Familienleben ein. Doch wie dürfen die Kinder das Handy und die Apps nutzen? Welche Apps sind „altersgerecht“?

Eine Frage, die auch Nina Lindenblatt und Kai Afflerbach beschäftigt. Die Grafikdesignerin aus Hollern-Twielenfleth und der Jurist aus Hamburg kennen sich über den Kindergarten. Zu dieser Zeit waren Freundschaftsbücher beliebt. Früh schlummerte die Idee einer digitalen Version - also Freundschaftsbücher 2.0. - bei Nina Lindenblatt.

Beide haben zwei Kinder, inzwischen im Alter von 12 und 15 Jahren. Mit dem ersten Smartphone zu Beginn der 5. Klasse poppten Fragen nach der Nutzung von Social Media auf. Schnell war ihnen klar: So, wie es ist, wollen sie es nicht. Das war 2020 und der Startschuss für ihr Start-up und die Entwicklung der App NYZZU (iOS / Android).

So funktioniert die neue App

„Wichtig bei NYZZU war uns der Ansatz ‚Safety by Design‘“, sagt Nina Lindenblatt. Die Sicherheit der Kinder stehe bei ihrer App an erster Stelle. Eine geschützte Umgebung, damit soll sich die App von anderen Plattformen abheben. Denn TikTok, Snapchat und Instagram werden zwar von Kindern genutzt, seien allerdings für Erwachsene entwickelt, erläutert sie das Problem.

Über ihre App ist ein Austausch ausschließlich unter Freunden möglich. Das bedeutet: Es gibt keine öffentlich verfügbaren Inhalte von Influencern. Nur wenn die Telefonnummer bekannt ist, ist Kontakt möglich. Es gibt auch keine Algorithmen, die zum Scrollen animieren.

Nach dem Download ist die App noch „leer“, es gibt also keine Inhalte wie bei Instagram und Co.. Diese entstehen erst durch das Posten, Liken, Kommentieren mit Freunden. Auch Fotos und Videos können die Kinder bearbeiten. Zukünftig wollen die Entwickler Eltern und Schulen stärker einbinden und Informationsmaterial zur ersten Social Media Nutzung von Kindern erstellen.

Nina Lindenblatt (45) aus Hollern-Twielenfleth hat zusammen mit ihrem Geschäftspartner Kai Afflerbach die App entwickelt.

Nina Lindenblatt (45) aus Hollern-Twielenfleth hat zusammen mit ihrem Geschäftspartner Kai Afflerbach die App entwickelt. Foto: Bast

Ursprünglich war das gesamte Projekt für fünf Monate geplant. Bis zur aktuellen Version dauerte es vier Jahre. Auf dem Entwicklungsweg gab es einige Überraschungen und Herausforderungen. „Es war ein Lernprozess, was eine App-Entwicklung kostet - an Zeit und Geld“, sagt Nina Lindenblatt. Finanziert haben sie den ersten Aufschlag über die Gründer-Plattform „Family & Friends“. Die Weiterentwicklung führte zu Programmierern nach Polen und lief über ein Crowdfunding.

Eltern sollten gemeinsam mit Kindern Medien erforschen

Was vielen Eltern oft nicht bewusst ist: Es gibt durchaus Mindestalter für die Nutzung der verschiedenen Social Media-Apps. Meistens ist es 13 Jahre. Teilweise ist eine Zustimmung der Eltern nötig, damit beispielsweise Instagram personalisierte Werbung anzeigen darf. Der Haken: bei der App-Anmeldung wird zwar das Alter abgefragt, nur nicht überprüft. Damit sind die Inhalte schnell verfügbar, auch ohne das Wissen der Eltern.

„Das Nutzungsverhalten von Kindern in digitalen Umgebungen ist ein sensibles Thema. Kinder sind neugierig und erforschen ihre digitale Umgebung oft ohne Filter“, sagt Kerstin Heiden, freie Medienpädagogin beim Verein Blickwechsel. Heiden rät, dass Eltern nicht nur jede App im Vorfeld überprüfen, sondern auch gemeinsam mit ihren Kindern Medienerfahrungen sammeln.

Die Eltern seien häufig überfordert, wie sie mit dem Wunsch der Social-Media-Nutzung ihrer Kinder umgehen sollen. „Alles verbieten, klappt meist nicht“, sagt Nina Lindenblatt. Hier setze die App an. Ziel sei es, den Eltern einen Weg aufzuzeigen, wie ihre Kinder sicherer in die Welt der sozialen Medien einsteigen.

Dabei sollen sie auch kreativ sein und digitale Kompetenzen entwickeln. Zielgruppe der App sind somit Eltern und Kinder - „da prallen Welten aufeinander“, sagt Nina Lindenblatt und lacht.

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