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Obstbau

TStreit um Apfel-Import: Wie klimafreundlich ist das Obst aus dem Alten Land?

Sind heimische Äpfel klimaschädlicher als importierte? Das zumindest behauptet der Chefökonom der Welthandelsorganisation.

Sind heimische Äpfel klimaschädlicher als importierte? Das zumindest behauptet der Chefökonom der Welthandelsorganisation. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Die Obstbauern an der Niederelbe laufen Sturm. Der Grund: Der Chefökonom der Welthandelsorganisation, Ralf Ossa, hatte in einem Interview die Klimafreundlichkeit der Altländer Äpfel in Zweifel gezogen. Die Fachgruppe Obstbau verweist auf wissenschaftliche Studien.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 21.12.2023, 19:20 Uhr

Jork. „Die Behauptung von Ossa, dass Äpfel aus Neuseeland im Winter grüner als Äpfel aus Deutschland seien, ist eklatant falsch“, widerspricht Joerg Hilbers von der Bundesfachgruppe Obstbau dem Chefökonomen der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf, Ralf Ossa. Das könne den Absatz deutscher Äpfel gefährden. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stand den deutschen Obstbauern bereits in der Vergangenheit zur Seite. Für den Grünen sichern die deutschen Obstbauern die nachhaltige Versorgung der Bevölkerung. „Es ist wichtig, dass wir ihre Arbeit wertschätzen und gemeinsam die heimische Erzeugung unterstützen.“ Frisches und saisonales Obst aus der Region gehört nicht nur zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, „sondern ist auch noch aktiver Klimaschutz“, ist der Minister überzeugt.

Obstbau verweist auf Studien

Joerg Hilbers von der Bundesfachgruppe Obstbau verweist auf eine Studie - gefördert vom Bundesumweltministerium - des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg. Ergebnis: Beim ökologischen Fußabdruck schneiden deutsche Äpfel deutlich besser als Importware ab.

Die ifeu-Wissenschaftler haben den Klimaeffekt über den CO2-Fußabdruck ermittelt - von der Produktion bis zur Supermarktkasse. Die deutschen Äpfel werden deutlich klimafreundlicher bewertet als importierte neuseeländische Äpfel - auch nach mehrmonatiger Lagerung im Apfellangzeitlager. Kurzum: Moderne Lagerung (auch über mehr als sechs Monate) in den Apfellangzeitlagern benötige weniger Energie als der Transport.

Import belastet die CO2-Bilanz

Der Import-Apfel benötige 43 Prozent mehr fossile Energie, 28 Tage sind die Äpfel aus Neuseeland unterwegs. Der Energieaufwand (Schweröl), 22.000 Kilometer werden mit dem Kühlschiff zurückgelegt, ist deutlich höher als der Energieeinsatz für sechs Monate im CA/Ulo-Lager an der Niederelbe.

In CA/Ulo-Lagern können Äpfel bis zu einem Jahr gelagert werden, das ist laut Obstbau klimafreundlicher als Importe aus Übersee.

In CA/Ulo-Lagern können Äpfel bis zu einem Jahr gelagert werden, das ist laut Obstbau klimafreundlicher als Importe aus Übersee. Foto: Vasel

Der CO2-Fußabdruck der Äpfel aus der Region liegt laut der vom Bundesumweltministerium geförderten Studie bei 0,2 bis 0,3 im Herbst (Ernte) und bei 0,4 im April (Lagerung), Bei den im März geernteten Äpfeln aus Neuseeland hat das Heidelberger Institut 0,8 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilogramm Apfel errechnet.

Hilbers verweist auch auf eine Studie von Julius Blinken, der seit zwei Jahren an der Hochschule Anhalt zu diesem Thema promoviert. Der sagt: „Allein der Seetransport verursacht unterschiedlichen Autoren zufolge Emissionen, welche in der Größenordnung dem Gesamtfußabdruck heimischer Äpfel entsprechen.“

Sind heimische Äpfel klimaschädlicher als importierte? Das zumindest behauptet der Chefökonom der Welthandelsorganisation.

Sind heimische Äpfel klimaschädlicher als importierte? Das zumindest behauptet der Chefökonom der Welthandelsorganisation. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

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