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Sturm im Kreis Stade: Mehr als 50 Einsätze für Feuerwehr und Polizei

In Bliedersdorf stürzte ein Baum auf einen Pkw. Hierbei wurde jedoch zum Glück niemand verletzt.

In Bliedersdorf stürzte ein Baum auf einen Pkw. Hierbei wurde jedoch zum Glück niemand verletzt. Foto: Feuerwehr Buxtehude

Heftige Sturmböen rasten am Montag durch den Landkreis. Feuerwehr und Polizei mussten mehr als 50 Mal ausrücken. Auch im Nachbarkreis wütete das Unwetter - und wehte ein Stalldach auf einen Lieferwagen.

Von Redaktion Dienstag, 07.01.2025, 10:00 Uhr

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Die Sturmböen haben den Landkreis Stade ordentlich durchgepustet: Mehr als 50 Einsätze von Feuerwehr und Polizei hat es am Montagabend laut Polizeisprecher Rainer Bohmbach gegeben.

Zwischen kurz vor 18 Uhr und 21.15 Uhr waren die Einsatzkräfte aus den verschiedenen Ortswehren laut Bohmbach damit beschäftigt, umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste zu zersägen und Straßen und Wege wieder freizumachen.

Sieben Disponenten koordinieren Einsätze

Mehrere umgewehte Verkehrsschilder und Bauzäune mussten wieder aufgestellt werden. Die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle löste ihre Rufbereitschaft aus, sodass zeitweise sieben Disponenten gleichzeitig die einzelnen Einsätze mit den Feuerwehren koordinieren konnten.

Bäume stürzen auf Autos

Um kurz nach 18 Uhr knickte in Buxtehude im Bollweg ein Baum um und stürzte auf zwei dort abgestellte Autos. Verletzt wurde dabei niemand.

Gegen 18.15 Uhr stürzte ein Baum in Fredenbeck in der Wedeler Hauptstraße auf einen fahrenden Mercedes. Der 63-jährige Fahrer aus Hammah kam mit dem Schrecken davon, sein Auto wurde total beschädigt.

Gegen 18.45 Uhr fuhr ein 54-jähriger Volvofahrer aus Nottensdorf mit seinem Fahrzeug auf der Kreisstraße 37 aus Richtung Bliedersdorf in Richtung Horneburg und geriet dabei unter eine umstürzende Birke. Sein Auto wurde schwer beschädigt, der Fahrer blieb ebenfalls zum Glück unverletzt.

Insgesamt werden die Kosten für die beim Sturm entstandenen Sachschäden auf mindestens 50.000 Euro geschätzt, so der Polizeisprecher.

60-Jähriger lebensgefährlich verletzt

Im Kreisgebiet gab es zum Glück keine Verletzten. Anders im Landkreis Wesermarsch: Dort ist ein 60-Jähriger durch einen umstürzenden Baum lebensgefährlich verletzt worden. Der Baum traf den Mann am Kopf, wie die Polizei mitteilte. Der Autofahrer war aus Richtung Brake kommend auf der Bundesstraße 212 unterwegs gewesen, als ein Baum auf die Motorhaube stürzte.

Der 60-Jährige hielt an, stieg aus und wurde von einem weiteren umstürzenden Baum erfasst. Der Mann wurde nach dem Unfall am Montagnachmittag in ein Krankenhaus gebracht. Unverletzt blieben drei weitere Erwachsene und ein Kind, die im Auto saßen.

Deutscher Wetterdienst warnte vor Sturmböen

Bereits am Montagmorgen gab der Deutsche Wetterdienst zwischen 18 Uhr und 22 Uhr eine amtliche Warnmeldung für den Landkreis Stade aus.

Durch die Sturmböen stürzten überall im Landkreis Stade Bäume auf die Straßen und Wege. Hier in der Apenser Straße in Buxtehude.

Durch die Sturmböen stürzten überall im Landkreis Stade Bäume auf die Straßen und Wege. Hier in der Apenser Straße in Buxtehude. Foto: Battmer

Rund 40 Feuerwehren im Einsatz

Laut TAGEBLATT-Informationen erreichten um kurz vor 18 Uhr die ersten Alarmierungen die Feuerwehr in Nordkehdingen, dann sprangen überall restlichen Landkreis die Warnmelder an.

Die Feuerwehr musste zahlreiche absturzbedrohte Äste händisch absägen.

Die Feuerwehr musste zahlreiche absturzbedrohte Äste händisch absägen. Foto: Feuerwehr Buxtehude

Häufigster Einsatzgrund waren nahezu flächendeckend Bäume, die auf Straßen und Wege gefallen sind, so Wilfried Sprekels, Leiter der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Stade.

Bisher (Stand 19.50 Uhr) kam es durch die Sturmböen nur zu Sachschäden, teilt die Leitstelle mit.

Bisher (Stand 19.50 Uhr) kam es durch die Sturmböen nur zu Sachschäden, teilt die Leitstelle mit. Foto: Battmer

In Freiburg, Hammah, Buxtehude, Drochtersen, Harsefeld, Bützfleth, Fredenbeck und Krummendeich mussten die Einsatzkräfte Bäume von den Wegen schaffen.

Bauzäune auf Straße gestürzt

In Stade-Wiepenkathen haben die Einsatzkräfte derweil umgestürzte Bauzäune von der Straße aufsammeln müssen. In Ottenbeck sollen Baustellenelemente von den Sturmböen erfasst worden sein. Auch ein Trampolin sei an einer noch unbekannten Stelle im Landkreis vom Sturm erfasst worden.

Dreikönigssturm fegt über den Landkreis Cuxhaven

Besonders der Bereich der Samtgemeinden Hemmoor und Land Hadeln war ab 17.30 Uhr betroffen. Als erste Wehr musste die Feuerwehr Neuenkirchen zu einem umgestürzten Baum auf der Straße Scholien ausrücken.

100-Quadratmeter-Blechdach fliegt auf Nachbargrundstück

Kurz darauf gab es Alarm für die Einsatzkräfte der Feuerwehr Wanna. Hier war das etwa 100 Quadratmeter große Blechdach eines Stallgebäudes von den Orkanböen komplett abgedeckt worden. Ein Firmenfahrzeug auf einem benachbarten Grundstück wurde unter rund 50 Quadratmeter Blech, knapp die Hälfte des Daches, buchstäblich begraben.

Die Hälfte eines 100 Quadratmeter großen Blechdaches fliegt von einem Stallgebäude auf das Nachbargrundstück und begräbt ein abgestelltes Firmenfahrzeug unter sich.

Die Hälfte eines 100 Quadratmeter großen Blechdaches fliegt von einem Stallgebäude auf das Nachbargrundstück und begräbt ein abgestelltes Firmenfahrzeug unter sich. Foto: Lange

Nach Eintreffen von 21 Einsatzkräften wurde zunächst die L118 im Gefahrenbereich voll gesperrt. Der betroffene Landwirt wurde beim Abdecken der restlichen beschädigten Bleche unterstützt und half mit einem Trecker und Hoftruck, sämtliche losen Teile zu entfernen. Das Fahrzeug des Nachbarn wurde vorsichtig freigelegt, um zu verhindern, dass die Blechplatten nochmals von einer Sturmböe erfasst werden und weiteren Schaden anrichtet. Nach etwa zwei Stunden konnte die L118 wieder freigegeben werden und der Einsatz war beendet.

Schwangere prallt mit Auto gegen Baum

Um 17.52 Uhr wurde die Feuerwehr Wingst von der Leitstelle Bremerhaven in die Wasserwerkstraße in den Einsatz gerufen. Hier war ein größerer Baum auf die Straße gekippt. Ein Auto, gefahren von einer jungen schwangeren Frau, fuhr auf den plötzlich umgestürzten Baum auf. Wegen der Schwangerschaft wurde vorsichtshalber ein Rettungswagen nachgefordert. Nach einer kurzen Untersuchung wurden keine Verletzungen festgestellt. Nachdem das Fahrzeug abgeschleppt worden war, entfernte die Feuerwehr den Baum.

Zu einem Nachfolgeeinsatz kam es in der Straße Krainholdt. Hier war durch einen umgekippten Baum eine Telefonleitung zerstört worden. Auf Anleitung der Telekom wurde die Leitung gekappt, anschließend der Baum zersägt und an die Seite geräumt.

Ein weiterer Einsatz führte erneut in die Wasserwerkstraße, wo ein gekippter Baum quer die Straße hing und in einer Astgabel festgeklemmt war. Über die Samtgemeinde und die Straßenmeisterei wurde die Wasserwerkstraße komplett gesperrt, um Gefahr für Verkehrsteilnehmer zu vermeiden.

Weitere Baumeinsätze hatten die Feuerwehren Geversdorf in Mannhausen und die Feuerwehr Oberndorf in Laak sowie die Feuerwehr Hechthausen (Samtgemeinde Hemmoor) in der Wriedstraße Hechthausen und die Feuerwehr Belum in Bahrdorf. In der Samtgemeinde Hemmoor wurde die Wehr Osten zu einem umgekippten Baum nach Niederkögt alarmiert.

Gegen 19 Uhr wurde der Feuerwehr Kehdingbruch ein etwas größerer Baum in der Straße Westerende gemeldet. Der Baum war von der Gewässerseite der „Kehdingbrucher Wettern“ quer über die Straße Westerende gefallen und versperrte die Fahrbahn.

Letzter Einsatz um 19.30 Uhr

Gegen 19.30 Uhr wurde die Feuerwehr Warstade zu einem umgekippten Baum in die Straße An der Heide alarmiert. Bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte sicherte die Polizei Hemmoor den Einsatzbereich ab. Nachdem der Baum entfernt und die Fahrbahn gereinigt worden war, wurden der Sturm und die starken Böen deutlich weniger und es kam in der Nacht zu keinen weiteren nennenswerten Einsätzen.

Den letzten Einsatz hat die Wehr Warstade um 19.30 Uhr an der Heide. Danach wird der Sturm merklich weniger und es gibt keine nennenswerten Einsätze mehr in der Nacht.

Den letzten Einsatz hat die Wehr Warstade um 19.30 Uhr an der Heide. Danach wird der Sturm merklich weniger und es gibt keine nennenswerten Einsätze mehr in der Nacht. Foto: Lange

Glimpflich ging der Abend in der Stadt Cuxhaven aus. Frank Switala, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr, meldet zwei Einsätze in Lüdingworth und Altenbruch aufgrund von Baumkronen, die abknickten und auf die Straßen stürzten. Zudem seien im Bereich Süderwisch sechs Tannenbäume, die Anwohner bereits zur Abholung an die Straße gestellt hatten, mit einer Böe auf die Fahrbahn geweht worden. „Das war aber kein Akt, die wieder zurückzustellen“, entwarnt Switala.

Viele Einsätze wegen Sturmschäden in Niedersachsen

Das Sturmtief „Bernd“ hat am Montagabend und in der Nacht in weiten Teilen Niedersachsens Bäume und Äste herabfallen lassen. Mindestens drei Menschen wurden verletzt, wie die Polizeistellen mitteilten.

Bei Elsfleth in der Wesermarsch wurde ein 60-Jähriger von einem Baum am Kopf getroffen und lebensgefährlich verletzt.

In Auetal (Landkreis Schaumburg) stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto und durchschlug die Frontscheibe. Die 26 Jahre alte Fahrerin wurde leicht verletzt. In Meppen wurde eine 60 Jahre alte Autofahrerin ebenfalls leicht verletzt, als sie mit ihrem Wagen gegen einen auf die Straße gestürzten Baum fuhr.

Viele Einsätze wegen umgestürzter Bäume

Im Landkreis Uelzen stürzten laut Polizei mehrere Bäume auf die L250 bei Ebstorf, sodass diese zwischenzeitlich voll gesperrt wurde. In Aurich blockierte ein Baum die Bundesstraße 72. Ein weiterer Baum drohte dort am frühen Montagabend auf ein Wohnhaus zu stürzen. Er kippte laut Feuerwehr auf einen Gartenschuppen und wurde dadurch gestoppt. Die Einsatzkräfte schnitten den Baum Stück für Stück zurück.

Zugverkehr beeinträchtigt

Der Sturm führte auch zu Einschränkungen im Bahnverkehr: Weil in Bad Bevensen im Landkreis Uelzen ein Baum auf die Gleise stürzte, war die Strecke zwischen Hamburg und Hannover am Montagabend für mehrere Stunden nicht befahrbar, wie eine Bahnsprecherin sagte.

Das private Bahnunternehmen Nordwestbahn hatte einem Sprecher zufolge aufgrund des Sturms zwischenzeitlich den Betrieb auf allen Strecken eingestellt. Der Betrieb sei mittlerweile wieder aufgenommen worden, es sei heute jedoch weiterhin mit vereinzelten Verspätungen zu rechnen, sagte der Sprecher am Morgen. Auch der Regionalbahnbetreiber Start Niedersachsen Mitte teilte mit, es sei am Morgen noch mit Beeinträchtigungen auf allen Linien zu rechnen.

Sturm sorgt für Schäden und Verkehrsprobleme im Norden

Der heftige Sturm hat in Norddeutschland für Verkehrsbehinderungen, einige Schäden und eine Sturmflut an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gesorgt.

In Hamburg stieg das Wasser am Fischmarkt nach Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) knapp über die Sturmflutmarke von 1,5 Meter über dem normalen Hochwasser. In Dagebüll (Nordfriesland) waren es gut zwei Meter mehr als normal. Dort wurde der Fähranleger überspült.

Nach der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gibt es am Dienstag erneut teils kräftige Böen. An den Küsten seien Sturmböen mit Geschwindigkeiten um 85 Kilometer pro Stunde sowie mancherorts auch noch schwerere Sturmböen möglich. Auf den Nordfriesischen Inseln könne orkanartige Böen geben.

Ausfälle im Fährverkehr

Es kam zu Ausfällen und Fahrplanänderungen bei der Wyker Dampfschiffs-Reederei im Fährverkehr zu den Inseln und Halligen. Die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH (NPDG) sagte ihre Verbindungen zwischen Nordstrand und Pellworm bis zum späten Nachmittag ab und kündigte Sonderabfahrten für den Abend an.

Sturm verursacht 100 Einsätze in Hamburg

Nach Angaben von Polizei und Feuerwehr gab es zahlreiche Einsätze, zumeist wegen umgestürzter Bäume, abgerissener Äste oder beschädigter Dächer. Die Feuerwehr Hamburg sprach von rund 100 Einsätzen. In Nienstedten wurde das Dach eines Restaurants abgedeckt. Die Polizei in Lübeck meldete 44 Einsätze in der Hansestadt und dem Kreis Ostholstein. In den Kreisen Steinburg und Dithmarschen waren es nach Polizeiangaben 20 Einsätze, in Kiel 24 und im Kreis Plön 15.

Der Sturm aus westlicher Richtung trieb das Wasser der Ostsee aus den Förden und Buchten. In Flensburg, Eckernförde und Kiel war der Wasserstand am Vormittag knapp 60 Zentimeter niedriger als normal, in Lübeck rund 50 Zentimeter.

Behinderungen bei der Deutschen Bahn

Bei der Deutschen Bahn (DB) Bahn kam es zu erheblichen Behinderungen. Am Morgen lief der Verkehr aber größtenteils wieder normal, wie ein Sprecher sagte.

Die ICE-Strecke Hamburg-Berlin war wegen des Sturms am Montag zeitweise voll gesperrt worden. Bei Dergenthin zwischen Ludwigslust und Wittenberge war ein Baum im Gleis gelandet. Deshalb wurden die ICE-Züge gestoppt. Die Strecke wurde laut Bahn gegen 23.30 Uhr wieder eingleisig für den Zugverkehr freigegeben. Am Dienstagvormittag lief der Verkehr wieder auf beiden Gleisen.

Der Nah- und Regionalverkehr in Schleswig-Holstein war witterungsbedingt mehrere Stunden stark beeinträchtigt. Die Züge des RE6 (Hamburg-Altona – Westerland (Sylt)) fuhren am Morgen zunächst weiter mit reduzierter Geschwindigkeit. Sie begannen und endeten in Elmshorn. Am Vormittag normalisierte sich der Verkehr in Schleswig-Holstein wieder, wie eine Sprecherin der Bahn sagte.

Der Deutsche Wetterdienst sagte für die nächsten Tage abflauenden Wind vorher. Dabei wird es langsam kühler, mit möglichem Frost in der Nacht zu Freitag. (sb/pm/dpa/cnv)

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