TTrotz Richterspruchs: Hamburg will Hahnöfersand mit Trick zu Feldlerchen-Paradies machen

Die Feldlerche, deren Gesang einst überall im grünen Flachland zu hören war, gilt inzwischen in Deutschland als bedroht. Foto: Nabu/Schäf
Die Hamburger halten an ihren Plänen fest, aus Hahnöfersand ein Wiesenbrüter-Asyl zu machen. Das Vorhaben hatten Richter gekippt. Doch der Senat will jetzt ein Schlupfloch nutzen.
Jork. Der Senat will sich dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Hamburg nicht gänzlich beugen. Die Richter hatten am 27. Februar 2024 das Artenschutzrechtliche Konzept für Baumaßnahmen in Billwerder gekippt. Demnach müssen für die Feldlerche neue Brutreviere aufgrund ihrer Ortstreue maximal zwei Kilometer von den Neubauten entfernt liegen. Hahnöfersand sei mit 20 Kilometer zu weit weg. Damit war das Feldlerchen-Paradies auf der Gefängnisinsel eigentlich aus dem Rennen.

Kleilager oder Feldlerchen-Asyl? Die Hamburger wollen Hahnöfersand als Ausgleichsfläche für Bauprojekte in Billwerder nutzen. Foto: Vasel
Doch die Hamburger wollen sich jetzt selbst eine Ausnahme auf Grundlage von Paragraf 45 des Bundesnaturschutzgesetzes erteilen. Um die Feldlerchenpopulation rechnerisch zu sichern, sollen neun Brutpaare nach Hahnöfersand umziehen.
Hamburger planen Fortpflanzungsstätte
In der Gemeinde Jork plant Hamburg eine „Fortpflanzungsstätte“ mit „niedrigen Gras- und Krautfluren“, wie es in einer nichtöffentlichen Präsentation heißt. Ob die Wiesenbrüter den Weg finden, ist allerdings offen. Schließlich ist bereits der Löffelenten-Ausgleich gescheitert.
Im Zuge des Ausbaus des Airbus-Werkes für den A380 sollten sich 1000 Exemplare - nach der Vertreibung aus dem Mühlenberger Loch - auf den für 65 Millionen Euro geschaffenen Süßwasserwattflächen auf Hahnöfersand tummeln. Ornithologen zählten allerdings lediglich 50 Löffelenten in der Spitze.
Zu wenig Flächen für komplette Umsiedlung in Billwerder
Immerhin: 25 der 34 Feldlerchen-Brutreviere, die dem Bau von 6500 Wohnungen in dem neuen Stadtteil Billwerder weichen müssen, werden nunmehr vor Ort in räumlicher Nähe geschaffen. Mehr ist aufgrund der begrenzten Fläche nicht möglich, daher der Trick mit Hahnöfersand. Wegen des angepassten Ausgleichskonzepts werden die Unterlagen für den Bebauungsplan Billwerder von Juli bis September 2024 erneut ausgelegt.

Auch der Elbdeich auf Hahnöfersand muss klimawandelbedingt erhöht werden. Foto: Vasel
Immerhin sollen die Flächen jetzt nicht in dem Bereich der Kleilager liegen, die die Gemeinde Jork und Deichverband für die klimawandelbedingte Erhöhung des Deiches schaffen wollen.
Der Deichverband befürchtet bekanntlich, dass wegen des Feldlerchen-Ausgleichs in der Brut- und Setzzeit von April bis Juni keine Bagger rollen dürfen. Deshalb hatte der Verband bereits Klage eingereicht. Diese liegt im Zuge der Friedensgespräche auf Eis, mit denen Deichbau und touristische Nachnutzung gesichert werden sollen.
Nach Richter-Entscheid
T Hahnöfersand: Altländer wollen Gefängnisinsel von Hamburg kaufen
Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts sieht sich durch ein Urteil in Bremen gestärkt, demnach sei der Küsten- höher als der Naturschutz zu bewerten. Die Maßnahme sei rechtlich fraglich, so Ulferts mit Verweis auf die Funktionssicherungsklausel im Bundesnaturschutzgesetz.
Das Gefängnis soll 2027/2028 schließen, im Zuge des Bebauungsplanverfahrens hat Jork eine Veränderungssperre beschlossen. Das heißt: Hamburg muss auf die Altländer zugehen. Ohne Abriss gibt es auch kein Wiesenbrüter-Asyl.

Die Feldlerche, deren Gesang einst überall im grünen Flachland zu hören war, gilt inzwischen in Deutschland als bedroht. Foto: Nabu/Schäf