Hier wird der Kleiboden für Deichbau an der Lühe und im Bullenbruch gebunkert

Der Kleiboden-Cocktail aus dem Nord-Ostsee-Kanal landet in Becken aus Erdwällen aus bereits getrocknetem Klei. Foto: Vasel
Bagger marsch: Der Deichverband der II. Meile Alten Landes aus Jork legt an der K36neu bei Horneburg ein Kleilager an. Das dringend benötigte Material stammt aus dem Nord-Ostseekanal. Damit ist der Deichbau an der Lühe gesichert. Das ist geplant.
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Das Baggergut stammt vom Neubau der Schleuse, das deichbaufähige Material wird in Schuten von Brunsbüttel nach Stade-Bützfleth transportiert - und im Hafen auf Lkw umgeladen. Über die A26 geht es nach Horneburg. Bis zu 3000 Kubikmeter sollen auf einer Fläche an der Kreisstraße K36neu im Bullenbruch gelagert werden - übergangsweise. „Es handelt sich lediglich um ein provisorisches Kleilager“, betont Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts.
Das Material wird - in einigen Wochen ist es trocken - in Neuenkirchen und Horneburg eingebaut. Das Straßen- und Tiefbau-Unternehmen Henn aus Helmste hatte den Altländern den Kleiboden vermittelt. Mehr als 35.000 Kubikmeter wird der Deichverband an der Lühe und an der Elbe in Hinterbrack aus Schleswig-Holstein insgesamt bekommen. Das Material aus der Bundeswasserstraße kostet die Altländer keinen Cent, diese sparen rund 500.000 Euro.
Kritischen Deichabschnitt an der Lühe noch 2023 sichern
Die 3000 Kubikmeter - unter dem Strich 160 voll beladene Lkw - werden an der Kreisstraße südlich des DLRG-Gerätehauses in kleine Becken abgekippt. Dort trocknet das Material und kann in einigen Wochen oder Monaten eingebaut werden.
Ulferts hofft, dass er noch vor dem Oktober die Schwachstelle im Umdeich an der Lühe in Neuenkirchen beseitigen kann. Dort hatte der Deichverband einen Abschnitt des Schutzdeiches im Februar 2022 mit einem Geotextil- Vlies und Sandsäcken verstärkt - verbunden mit einem Feuerwehreinsatz. Denn der Vollkleideich war nach Starkregenfluten aufgeweicht.
Dort steht seit mehr als eineinhalb Jahren ein Bauzaun. Der Verband hat ein Haus erworben. Die Erstellung eines Schadstoffgutachtens verzögerte den geplanten Abriss. Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts hofft, dass das Gebäude noch im Spätsommer dieses Jahres endlich abgerissen werden kann.
Bauarbeiten sind im Winter tabu
Wegen der Begrenzung auf 1,5 Tonnen auf dem Weg auf der Deichkrone wird das nicht einfach. Danach soll dieser Abschnitt des Umdeichs - auf einer Länge von 100 Metern - mit einem Kleibodenkeil verstärkt werden, unter dem Strich wächst der Deichkörper um den Faktor 1,5.

Das Haus auf dem Umdeich soll noch 2023 für den Deichbau abgerissen werden. Foto: Vasel
Wünschenswert wäre eine zusätzliche Sicherung des Ufers durch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), so Ulferts. Weil es bis Mitte Oktober - im Winter sind Bauarbeiten tabu - noch keine dichte Grasnarbe geben wird, muss der Deich vermutlich noch außendeichs mit einem großen luftdurchlässigen Spezial-Vlies geschützt werden.
Der restliche Umdeich wird laut Verband erst nach Fertigstellung des Hochwasserentlastungspolders im Bullenbruch ertüchtigt. Der ist an seiner schwächsten Stelle lediglich 2,80 Meter über Normalhöhennull (NHN) hoch. Der neue Deich wird auf bis zu 3,30 Meter erhöht, im Gespräch ist wegen der Grundbruchgefahr ein Sandkern. Denn am Deichfuß - in der Außenkurve - ist die Lühe zum Teil rund drei Meter tief.
Kreisstraße wird Deich einer Riesenbadewanne
Der restliche Kleiboden wird östlich der K36neu eingebaut. Diese ist Teil des voraussichtlich 15 Millionen Euro teuren Hochwasserentlastungspolders. Dieser soll ab 2024 gebaut werden. Drei bis vier Jahre werden bis zur Fertigstellung ins Land ziehen. Vor dem Spatenstich muss die Ausgleichsfläche, 24 Hektar am Mühlenbach im Moor bei Neukloster, hergestellt werden. Der Ökoausgleich läuft.
Der Damm der Kreisstraße wird auf einer Länge von 1075 Metern mit einem rund 30 Zentimeter starken Keil aus Klei (Berme) zum Deich. In die Riesenbadewanne im Bullenbruch wird bei Starkregen- und/oder Sturmflut das Wasser aus der Aue und Lühe - wie bereits heute - ab einem Wasserstand von 2,30 Metern über Normalhöhennull (NHN) über die Hochwasserentlastungsanlage an der Kreisstraße in den Bullenbruch östlich von Horneburg geleitet, um letztlich Buxtehude, Dammhausen, Horneburg und das Alte Land vor einer Überflutung zu bewahren.

Kleiboden für den Deichbau in Neuenkirchen und im Bullenbruch: An der K36neu in Horneburg werden 3000 Kubikmeter zwischengelagert. Foto: Vasel