TWeltraumreisen und Elbe-Skywalk: Seefahrtschule soll Tourismus-Magnet werden

Dr. Sebastian Ipach erläutert Leader-Geschäftsstellenleiterin Lydia Goldschmidt die Technik im Planetarium der früheren Seefahrtschule in Grünendeich. Foto: Vasel
Durch ferne Galaxien reisen oder auf einem gläsernen Skywalk über die Elbe laufen: Das ist der Plan für die alte Seefahrtschule in Grünendeich. So soll das gelingen.
Grünendeich. Das Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe am Kirchenstieg soll ein Besuchermagnet werden. Mehr als 1000 Besucher tauchen im Jahr in Grünendeich auf der Kapitänsbrücke und im Planetarium in die Geschichte der Schifffahrt und der Navigation ein. Doch insbesondere der Ausstellungsbereich im Foyer ist in die Jahre gekommen - er versprüht den Charme der 1980er Jahre.
Das will Dr. Sebastian Ipach ändern. Sein Haus soll zu einem überregionalen kulturellen Anziehungspunkt werden - für Einheimische und für Touristen, auch Schulklassen hat er im Blick, Stichwort außerschulischer Lernort. Seine Mission ist die Inwertsetzung des maritimen Erbes.

Blick auf die frühere Seefahrtschule in Grünendeich, heute Sitz der Maritimen Landschaft Unterelbe und des Kreis-Tourismusverbands. Foto: Vasel
Bei der Sitzung der Lokalen Aktionsgruppen der Leader-Region Altes Land und Geestrand stellte der Archäologe und neue Leiter der Geschäftsstelle der Maritimen Landschaft Unterelbe sein Konzept vor. Knapp 200.000 Euro will der Landkreis Stade in eine neue Dauerausstellung und ein neues Planetarium investieren.
Vorbild ist die digitale Fulldome-Projektionsanlage des Olbers-Planetarium in Bremen. Das ist nach der Digitalisierung mit knapp 30.000 Besuchern im Jahr das meistbesuchte Kleinplanetarium Deutschlands. Mehr als 50 Prozent der Besucher kommen aus dem Umland. „Wir wollen einen Mehrwert für die Metropolregion generieren“, sagt Ipach.
Neuer Ort für spannende interstellare Reisen
Dafür muss der alte Projektor neuer Rechner- und Beamer-Technik weichen. In der Zukunft können die Besucher (aus der Perspektive eines Navigators oder Astronauten) nicht nur den Sternenhimmel über der Nord- und der Südhalbkugel kennenlernen, sondern auch durch ferne Galaxien oder die Zeitgeschichte oder Kulturlandschaft reisen. Die Planetarium-Shows könnten mit Musik und Lesungen verbunden werden, Besucher könnten über die Unterelbe fliegen.

Digitale Technik soll ab 2025 Einzug im Planetarium halten. Foto: Vasel
Im 1958 eingerichteten Planetarium und auf der Kapitänsbrücke lernten die Seefahrtschüler die nautische Navigation. 1980 wurde im Untergeschoss für 200.000 Mark ein Projektionsgerät des Volkseigenen Betriebs - kurz VEB - Carl Zeiss Jena installiert. 5600 Sterne kann die Technik an die Kuppel projizieren. Das alles würde heute locker eine Million Euro kosten. Das 44 Jahre alte Gerät sei eigentlich robust wie Sowjet-U-Boot-Technik, doch Ersatzteile fehlen. Hinzu kommt: Der Sternenhimmel kann lediglich bis 2030 korrekt dargestellt werden.
Gläserner Skywalk über die Elbe
„Unser Planetarium hat ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Ipach. Die alten Projektoren werden in eine neu konzipierte Ausstellung im Foyer wandern, Räume werden saniert. Die Astronomiefans werden das technische Demonstrationsobjekt bedienen können.
Damit nicht genug. Über dem alten Manöverbecken wird ein gläserner Mini-Skywalk installiert. Auf diesem können Besucher über ein dreidimensionales beleuchtetes Modell des Elbe-Ästuars laufen - Leuchttürme inklusive. Umsetzung: bis Ende 2025.
Maritime Landschaft
T Neue Kapitäne am Tourismus-Steuer: Wie Stade sein maritimes Erbe aufleben lässt
Des Weiteren soll die Geschichte des Hauses erläutert werden. Die Wurzeln der Seefahrtschule lagen in Cranz. Dort hatte Steuermann Peter Porath im Jahr 1845 eine private Navigationsschule eröffnet. Diese platzte bald aus allen Nähten. Deshalb wurde die Schule fünf Jahre später nach Grünendeich verlegt. 1856 wurde sie schließlich in den Kreis der Königlichen Navigationsschulen aufgenommen. Zwei Jahre später wurde der heutige Altbau bezogen.

So sah die Navigationsschule zu Grünendeich im Jahr 1858 aus. Foto: TAGEBLATT-Archiv
1919 ging kurzzeitig das Licht aus. Auf Drängen der Gemeinde Grünendeich und des Kreises Jork wurde die Schule im Jahre 1925 wiedereröffnet. Nach der Verwaltungsreform von 1932 übernahm der Landkreis Stade schließlich die Trägerschaft. 1958/1978 wurde das Denkmal erweitert - um Schulräume, Kapitänsbrücke, Manöverbecken und Planetarium. Die Nachfrage sank, am 28. Februar 2002 war Schluss. Die Bilanz: mehr als 5500 ausgebildete Seeleute.
Die Leader-Region Altes Land und Geestrand wird 130.000 Euro beisteuern, Metropolregion Hamburg und Landkreis Stade sind mit jeweils 35.000 Euro dabei.