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Apfelernte

TWie ein Azubi den Altländer Obstbau revolutionieren will

Auf den Plantagen in Südtirol durfte Jacob Hauschildt sich mit dem Guyot-System ausprobieren.

Auf den Plantagen in Südtirol durfte Jacob Hauschildt sich mit dem Guyot-System ausprobieren. Foto: privat

Jacob Hauschildt wollte ursprünglich Theologe werden, jetzt ist er Obstbauer. Wie den Jorker eine Reise nach Südtirol inspiriert hat.

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Von Steffen Buchmann
Sonntag, 24.08.2025, 08:00 Uhr

Jork. Wie können Obstbauern im Alten Land zukünftig bessere und mehr Äpfel produzieren? Diese Frage beschäftigt auch Jacob Hauschildt. Gemeinsam mit Ehefrau Meta Hauschildt betreibt der 34-Jährige den familiengeführten Obsthof in Westerjork.

Aktuell verbringt er seine Tage draußen auf den Plantagen. „Ich fühle mich hier total wohl, die praktische Arbeit liegt mir“, sagt der gebürtige Horneburger.

Doch Jacob Hauschildt ist ein Obstbau-Quereinsteiger: Zuvor hatte er Theologie in Göttingen und in Wien studiert. Seine Frau habe ihn jedoch davon überzeugt, sich anstatt mit der heiligen Schrift lieber mit Büchern über Baumerziehung zu beschäftigen.

Vom Theologen zum Obstbauern

Vor zwei Jahren begann Hauschildt nochmal eine Ausbildung als Gärtner im Obstbau. Die Theorie lernte er an den Berufsbildenden Schulen (BBS III) in Stade, die Praxis auf dem Obsthof Augustin in Klein Hove. Dass Hauschildt seine Berufung gefunden hatte, fiel schnell auf: Seine Gärtnerausbildung schloss er erst kürzlich als Jahrgangsbester ab.

Jacob Hauschildt (zweiter links) schloss seine Gärtnerausbildung als Jahrgangsbester ab.

Jacob Hauschildt (zweiter links) schloss seine Gärtnerausbildung als Jahrgangsbester ab. Foto: Buchmann

Die Idee, sein Obstbauwissen in Südtirol zu erweitern, sei aus Gesprächen mit seinem Berufsschullehrer Peter Maxin entstanden. „Ich habe mich schon immer gefragt, wieso wir Apfelbäume im Alten Land nur als Spindel erziehen?“, sagt Hauschildt.

EU fördert Berufspraktika für Auszubildende

Bei einem Besuch der Apfelmesse Interpoma im südtirolerischen Bozen habe sein Lehrer ihm empfohlen, sich das Versuchszentrum Laimburg anzuschauen. Denn in Südtirol arbeiten die Obstbauern überwiegend mit dem sogenannten Guyot-System.

Die Bäume werden dabei, ähnlich wie Weinreben, eng aneinander in ein Drahtnetz eingebunden. Der Aufbau ist aufwendiger als Spindelbäume, verspricht jedoch mehr Äpfel beim Ernten. Die Neugier bei Hauschildt war geweckt: Dieses Wissen wollte er mit ins Alte Land bringen.

Beim Guyot-System machen sich die Obstbauern das Wissen aus dem Weinanbau zunutze.

Beim Guyot-System machen sich die Obstbauern das Wissen aus dem Weinanbau zunutze. Foto: privat

BBS Stade erhielt 80.000 Euro Förderung

„Ich habe beim Versuchszentrum angefragt, ob sie mir einen Praktikumsplatz anbieten können“, sagt Jacob Hauschildt. Und tatsächlich: Für drei Wochen boten die Südtiroler ihm ein Praktikantenzimmer an. Mit seiner Zusage im Gepäck, suchte er Hannah Hirt auf. Sie koordiniert das Erasmus Plus-Projekt der BBS.

„Ziel des Projektes ist es, möglichst vielen Menschen einen Auslandsaufenthalt zu Lernzwecken zu ermöglichen“, sagt Hirt. Die Europäische Union kofinanziert das Programm, jährlich stehen den Berufsbildenden Schulen in Stade 80.000 Euro für Lernaufenthalte zur Verfügung.

Neue Ideen für das Alte Land

„Jacob Hauschildt ist der erste Auszubildende im Bereich Gartenbau, der ein Berufspraktikum in Südtirol absolviert hat“, sagt Hannah Hirt und lobt seine Eigeninitiative.

Anders als beim klassischen Schüleraustausch übernimmt die Kosten für Unterkunft, Anreise etwa mit dem Zug sowie Versicherung das Erasmus-Programm. Für die Reisezeit werden die Azubis vom Unterricht befreit, auch Fristen, etwa für Klausuren, werden angepasst.

Das Anbinden der Apfelbäume ist aufwendiger als im Spindelsystem, dafür jedoch ertragreicher.

Das Anbinden der Apfelbäume ist aufwendiger als im Spindelsystem, dafür jedoch ertragreicher. Foto: privat

Was der Azubi auf seiner Reise lernte

Gute Gründe für eine Lernreise gibt es viele. „Die Azubis werden dadurch selbstständiger und können auch neue Ideen in ihre Betriebe einbringen“, sagt Hirt. Nach der Reise präsentieren Azubis wie Jacob Hauschildt das Erlebte in anderen Klassen. Hirt erhofft sich daraus „viele weitere interessierte Azubis, die seinem Beispiel folgen“.

Während seiner Zeit in Südtirol habe Jacob Hauschildt viel Hilfreiches gelernt. Im heimischen Betrieb will er das System in den nächsten Jahren testen. Das Erasmus-Programm legt er jedem Auszubildenden ans Herz - und gibt einen Tipp: „Wichtig ist, etwas zu finden, worauf man Lust hat.“

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