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Steinkirchen

T„Highway to hell“: Anwohner kritisieren Sanierungspläne der L140

Die Ortsdurchfahrt Steinkirchen (L140) soll saniert werden.

Die Ortsdurchfahrt Steinkirchen (L140) soll saniert werden. Foto: Vasel

Ärger um die Sanierung der L140: Die Pläne für die erneuerte Ortsdurchfahrt drohen wegen neuer Auflagen doch noch mal geändert zu werden. Die Anwohner kritisieren die Pläne, sprechen von einem „Highway to Hell“.

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Von Mario Battmer
Montag, 15.01.2024, 11:50 Uhr

Steinkirchen. Bislang ging es in der Diskussion um die Sanierung der Landesstraße 140, der Ortsdurchfahrt von Steinkirchen, vor allem darum, ob Fahrräder auf der Straße oder auf einem Radweg fahren sollten. Nun haben die Anwohner mobil gemacht - in Sorge um den Charakter des Dorfes.

Ein Schreiben landete in mehreren Briefkästen im Ort, es wies auf die Sitzung des Bauausschusses der Gemeinde am Dienstagabend hin. „Zahlreiches Erscheinen macht sicherlich Sinn, wenn wir unsere Interessen gut vertreten wissen wollen“, hieß es mit Blick auf das Thema Sanierung der L140.

Anwohner sorgen sich um den Dorfcharakter

25 Zuhörer versammelten sich im Rathaus. Im Gespräch vor der Sitzung nannten die Anwohner die neue Straße mit Geh- und Radweg einen „Highway to Hell“ mitten durch den Ort. Die favorisierte Lösung mit Schutzstreifen für Radfahrer auf der Straße passe nicht. Ihre Sorge: Das Ortsbild mit dörflichem Charakter wäre nach der Sanierung dahin. „Es geht uns nicht darum, dass keiner von uns Grundstücksfläche dafür abgeben möchte“, betont Saskia Tiedemann, die mit einer weiteren Anwohnerin die Flyer in die Briefkästen warf. Es gehe vielmehr darum, wie Steinkirchen in Zukunft aussieht.

Politik sowie auch Anwohner und Radfahrer favorisierten Variante 4: Gehweg mit Schutzstreifen für Radfahrer auf der Straße. Das hatten die Beratungen im Rat, aber auch eine öffentliche Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus „Zur Schönen Fernsicht“ im Sommer 2022 gezeigt.

Doch im Laufe der Planung haben sich anscheinend die rechtlichen Anforderungen geändert: Die Schutzstreifen müssen nicht mehr 1,25 Meter sondern inzwischen 1,50 Meter breit sein. Fahrbahn und Gehweg auf beiden Seiten würden sich damit bei Variante 4 auf einer Breite von 14,21 Metern erstrecken. Pläne für kombinierte Geh- und Radwege sahen eine Gesamtbreite von 14,4 Metern vor.

Nach Sanierung würde viel Grün und Bäume verschwinden

Wie würde sich das auf den Ort auswirken? Politik und Planer machten sich bei einer Ortsbegehung im November selbst ein Bild. „Wir hatten bislang ja noch keine Detailplanung“, sagt Bürgermeisterin Sonja Zinke. Skizzen, Pläne und Gespräche hätten suggeriert, „das passt schon. Darum haben wir uns auch für den ‚großen Baukasten‘ entschieden“, so Zinke. Doch die Begehung habe gezeigt, dass doch einiges an Bäumen und Grün bei der Sanierung wegfallen würde.

Die Planung für die Sanierung zu stoppen, scheint auch keine Option zu sein. Gemeindedirektor Tim Siol und Zinke hätten eine Erklärung unterschrieben, dass Steinkirchen in dem Fall für die bisherigen Planungskosten aufkommen würde, berichtet die Bürgermeisterin.

In Steinkirchen wären neben den Schutzstreifen grundsätzlich auch folgende Varianten möglich:

  • Variante 2: Gehwege auf beiden Seiten (gegebenenfalls mit dem Zusatz „Radfahrer frei“) und Radfahrer auf der Fahrbahn.
  • Variante 3: Gemeinsamer Geh- und Radweg auf beiden Seiten.

Die Krux bei Variante 2: Ob der Landkreis als zuständige Verkehrsbehörde Radfahrer auf dem Gehweg fahren lassen würde, ist unklar. Im Frühjahr 2021 untersagte der Kreis dies per verkehrsbehördlicher Anordnung nach einer „massiven Beschwerde“, hieß es damals.

Plan: 2025 „baubereit“ sein

Die Straße muss saniert werden. Das Land, verantwortlich für die Baumaßnahme, würde in dem Zuge auch die Gehwege sanieren. Diese würden anschließend in Gemeindehand übergehen.

„Die Planung zur Sanierung der L140 in Steinkirchen ist in Bearbeitung, so dass wir anstreben, ab 2025 baubereit zu sein“, sagt Carolin Selle, Sprecherin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Das heißt allerdings nicht, dass es im kommenden Jahr auch mit den Baumaßnahmen losgeht. So war etwa im vergangenen Jahr wie berichtet unter anderem die Sanierung der L124 zwischen Harsefeld und Ahlerstedt aus dem Bauprogramm Niedersachsens gerutscht.

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Die Finanzierung der Maßnahme in Steinkirchen sei letztlich abhängig vom noch ausstehenden Landeshaushalt, so Stelle weiter. Die Sanierung der 2,4 Kilometer langen Strecke kostet schätzungsweise bis zu sechs Millionen Euro und dauert zwei bis drei Jahre.

Land muss Flächen kaufen

Für die Durchführung der Baumaßnahme hat das Land eine „unverbindliche Abfrage der Bereitschaft zum Verkauf von Flächen“ unter einigen Anliegern durchgeführt. Es würden zu gegebener Zeit individuelle Gespräche mit allen betroffenen Anliegern geführt, versichert die Behördensprecherin. „Ein valides Stimmungsbild kann aus den bisher eingegangenen Rückmeldungen noch nicht abgeleitet werden.“

Wie es um die aktuelle Planung steht, soll das Land öffentlich in einer kommenden Bauausschusssitzung vorstellen. Ein konkreter Termin steht noch aus.

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