TWo alte „Starenkästen“ im Kreis Stade jetzt durch neue Blitzersäulen ersetzt werden

In Sauensiek steht jetzt eine moderne Blitzersäule. Foto: Susanne Laudien
Moderner, schlanker, effektiver - neue Blitzersäulen lösen an mehreren Standorten im Kreis Stade die alten Starenkästen ab. Wo die Blitzer noch erneuert werden und warum die Erneuerung notwendig war.
Sauensiek. Während im Nachbarort Beckdorf die Bürger seit Jahren um Verkehrsberuhigung an der Ortsdurchfahrt L130 ringen, erhielt Sauensiek eine neue Blitzersäule. Der 2012 aufgestellte Starenkasten wurde abmontiert. Der Standort bleibt aber weiterhin am Ortsanfang aus Richtung Beckdorf.
Auch in Wischhafen, Neuland und Aspe sollen demnächst die alten Anlagen umgerüstet werden, teilt Arne Kramer vom Stader Straßenverkehrsamt mit.
Warum müssen die „Starenkästen“ erneuert werden?
Warum diese Erneuerung? „Die Geschwindigkeitsmessung bei alten Blitzkästen erfolgt über elektrische Drucksensoren, die in Schleifen in der Fahrbahn eingelassen sind“, erklärt Kramer. Fährt ein Auto darüber, wird durch die Verformung der empfindlichen Kristalle Elektrizität erzeugt - und aus dem Abstand der Messingstränge die Geschwindigkeit errechnet. Der Kasten ist lediglich für das Foto zuständig.
Nachteil dieser Technik: Höhere Anfälligkeit, zudem sei von einigen Verkehrsteilnehmern die Genauigkeit, etwa durch angebliche Rillen in der Fahrbahn, angezweifelt worden. Dieser Einwand ist jetzt passé. Bei den neuen Säulen werden per Lasertechnik Lichtimpulse ausgesendet, die von den Fahrzeugen reflektiert werden.
Zwölf mobile Blitzer, drei Messfahrzeuge und zwei Semistationen werden im Kreis Stade eingesetzt
Seit nunmehr 16 Jahren setze der Landkreis Stade stationäre Blitzer ein, so der Kreissprecher Daniel Beneke. Zwölf dieser Anlagen stehen an den Straßen. Zudem sei die mobile Messung verstärkt ausgebaut worden. Drei voll ausgestattete Messfahrzeuge machen an den Straßenrändern Jagd auf Raser. Zwei sogenannte Semistationen benutzt der Kreis seit 2023.
33.276 Raser wurden im vergangenen Jahr erwischt und spülten insgesamt 2.383.482 Euro in die Kasse des Landkreises Stade. Die Messungen der Polizei fehlen in der Statistik des Landkreises.
Nach einem außergewöhnlichen Einbruch auf 25.400 während der Corona-Pandemie 2021 stiegen die absoluten Zahlen der Geschwindigkeitsüberschreitungen mit 30.400 im Jahr 2022 wieder an. 2020 registrierte der Landkreis knapp 33.200 Fälle.

Der Landkreis Stade hat im Jahr 2023 knapp 2,4 Millionen Euro mit seinen Blitzern eingenommen. An der B73 bei Grefenmoor ist Tempo 70 angesagt. Foto: Berlin
Neuer Bußgeldkatalog sorgt für höhere Einnahmen
Im November 2021 wurde ein neuer Bußgeldkatalog eingeführt. Damit müssen Verkehrssünder höhere Bußgelder zahlen, wenn sie erwischt werden. Wer beispielsweise innerorts 16 bis 20 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt und geblitzt wird, zahlt 70 statt zuvor 35 Euro. Teurer ist es auch für jene geworden, die verbotswidrig auf Geh- und Radwegen parken, unerlaubt auf Schutzstreifen halten oder in zweiter Reihe parken und halten. Auch durch diese Erhöhung sind die Einnahmen in den vergangenen Jahren teils deutlich gestiegen, wie mehrere Kommunen angaben.
Ein Blick auf die Städte - wo stiegen die Einnahmen?
Hamburg: Insgesamt hat die Hansestadt fast 44,13 Millionen Euro an Bußgeldern wegen überhöhter Geschwindigkeit auf den Straßen eingenommen, wie die Innenbehörde am Dienstag mitteilte. Und damit hat die Stadt erneut eine Rekordsumme verzeichnet - 2022 waren es nur knapp 540 000 Euro weniger.
Das meiste Geld wurde dabei nicht etwa mit den fest installierten Blitzern eingenommen, sondern mit den mobilen Geräten. Von ihnen festgehaltene und registrierte Verstöße haben Einnahmen in Höhe von fast 32,44 Millionen Euro eingebracht. Zu den mobilen Einheiten gehören Lasergeräte, Messfahrzeuge und die sogenannten Blitzeranhänger. Damit wurden die Fahrerinnen und Fahrer fast 619 500 Mal (2022: gut 710 100 Mal) erwischt.
Auf Hamburgs Straßen kommen derzeit 18 sogenannte Blitzanhänger zum Einsatz. Bis zu 20 sollen es noch werden, wie ein Behördensprecher am Dienstag sagte. Von den 47 stationären Blitzern gab es zudem gut 320 240 Fotos für zu schnell Fahrende (2022: 278 100). Für 2023 konnten die festen Blitzanlagen so Einnahmen in Höhe von 11,69 Millionen Euro generieren.
Hannover: In der niedersächsischen Landeshauptstadt wurden im vergangenen Jahr rund sieben Millionen Euro mit Blitzern eingenommen, hinzukämen noch rund 1,7 Millionen aus Geschwindigkeitsmessungen der Polizei. 2022 waren es noch 6,3 Millionen Euro sowie 900 000 aus Messungen der Polizei.
Im vergangenen Jahr gingen nach Angaben eines Stadtsprechers fünf Anlagen neu in Betrieb in Hannover, die Zahl erhöhte sich somit auf 33. Manche der Anlagen würden nur Geschwindigkeitsverstöße erfassen, manche Rotlichtverstöße und einige könnten beides. Da sich nicht alle Verkehrsteilnehmer an Regeln hielten, sei eine Überwachung und gegebenenfalls die Ahndung von Verstößen unumgänglich, hieß es.
Braunschweig: In der zweitbevölkerungsreichsten Stadt in Niedersachsen stiegen die Einnahmen von 2022 auf 2023 um etwa eine halbe Million auf rund 2,3 Millionen. Die Zahl der Anzeigen stieg ebenfalls. Auch Braunschweig wies darauf hin, dass es nicht das Ziel sei, Einnahmen zu generieren.
Osnabrück: Im Landkreis Osnabrück stiegen die Einnahmen im gleichen Zeitraum um mehr als eine Million auf rund 4,4 Millionen Euro. Man wolle sich bei den Messstellen weiterhin auf besonders schützenswerte Gebiete konzentrieren - etwa Schulen, Kindergärten oder Altenheime, wie ein Sprecher mitteilte. In der Stadt Osnabrück stiegen die Einnahmen von 2022 auf 2023 um rund 150 000 Euro auf knapp 2,5 Millionen Euro.
Wo noch mehr Geld eingenommen wurde
Im Landkreis Vechta wurde ein deutlicher Sprung verzeichnet - von knapp 800.000 Euro (2022) stiegen die Einnahmen im vergangenen Jahr um mehr als eine halbe Million. Im Landkreis Leer wurde ein Einnahmeplus in ähnlicher Größenordnung verzeichnet. Im Landkreis Friesland stiegen die Bußgelder von rund 860 000 Euro in 2022 auf 1,7 Millionen im vergangenen Jahr. Höhere Einnahmen verzeichneten etwa auch die Landkreise Helmstedt, Hameln-Pyrmont, Ammerland und die Stadt Wilhelmshaven.
Wo die Einnahmen zurückgingen
Weniger Geld mit Blitzern nahmen rund zehn Kommunen ein. In Lüchow-Dannenberg waren es mit 2,1 Millionen Euro etwa 200 000 Euro weniger als noch 2022. In der Stadt und im Landkreis Oldenburg war die Entwicklung ähnlich wie auch in den Landkreisen Heidekreis und Lüneburg.
Region Hannover: In der einwohnerstarken Region sanken die Einnahmen minimal auf rund 7,5 Millionen Euro. Die Region ist nach Angaben einer Sprecherin die Bußgeldstelle für alle ihrer 20 Gemeinden und Städte - ausgenommen der Stadt Hannover. Gemessen werde nur an mit der Polizei abgestimmten Unfallschwerpunkten, betonte eine Sprecherin.
Strafzettel: Was beim Einspruch gegen Bußgeld zu beachten ist
Wer geblitzt worden ist und meint, zu Unrecht bezichtigt worden zu sein, kann innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt entsprechender Post Einspruch erheben, informiert der ADAC. Bei Vergehen bis 55 Euro droht ein Verwarnungsgeld. Die Zahlungsaufforderung wird in der Regel mit der normalen Post verschickt.
Ab 60 Euro wird per Einschreiben ein Bußgeldbescheid verschickt. Das ist noch mit mindestens 25 Euro Verfahrensgebühr und den Kosten für die Postzustellung verbunden. Gegen den Bußgeldbescheid muss innerhalb von zwei Wochen ab Zustellung in den Postkasten bei der Bußgeldbehörde Einspruch eingegangen sein. Bei einem Einspruch folgt in der Regel eine Verhandlung vor dem Amtsgericht.
Nach zwei Wochen wird der Bescheid rechtskräftig
Dem Bußgeldbescheid kann ein Anhörungsbogen mit Gelegenheit zur Stellungnahme vorausgehen. Angaben zur Person sind dabei verpflichtend, zum Tatvorwurf muss man sich nicht äußern.
Vergehen zwei Wochen ohne Einspruch wird der Bußgeldbescheid rechtskräftig. Eine weitere Überprüfung sei dann ausgeschlossen und die Geldbuße werde fällig, so der ADAC. Wer allerdings nachweislich die Einspruchsfrist ohne eigenes Verschulden belegbar versäumt hat, könne die sogenannte Wiedereinsetzung beantragen. Bei erfüllten Voraussetzungen kann das Verfahren fortgesetzt werden.
Die Beratung durch einen Verkehrsrechtsanwalt ist sinnvoll. Dieser könne auch ermessen, ob und welche Einwände überhaupt Aussicht auf Erfolg hätten, so der ADAC. Das gelte auch generell für die Frage, ob der Aufwand eines Einspruchs und einer etwaigen Gerichtsverhandlung in Relation zur Höhe des Verwarnungsgelds oder des Bußgelds mit Punkten steht.
Fahrtenbuchauflage kann drohen
Wer etwa angibt, nicht selbst gefahren zu sein, dem kann das Führen eines Fahrtenbuchs drohen, so eine ADAC-Sprecherin. Und wer die Korrektheit der Messung in Zweifel zieht, benötigt Einblick in die Bußgeldakte, was durch die Einschaltung eines Anwalts erleichtert wird, und muss auch mit Gutachterkosten rechnen.
Wer nach dem Blitzen gleich vor Ort aus dem Verkehr gezogen wird: Auch hier wird zwischen Verwarnungs- und Bußgeld unterschieden. Direkt vor Ort bezahlen kann man nur Verwarnungsgelder, muss man aber nicht. Dann folgt das per Post. Ein Bußgeld lässt sich grundsätzlich nicht vor Ort bezahlen und zieht die postalische Zustellung nach sich. (mit dpa)