T100 Jahre Reitverein Engelschoff: Wie die alten Ritter

Die Kleinsten haben Mühe, den Ring zu treffen. Foto: Felsch
Der Reitverein Engelschoff feierte am Wochenende seinen 100. Geburtstag mit Reitturnieren und gemütlichem Beisammensein im Zelt. Einer der Höhepunkte war das Ringreiten am Freitagnachmittag, eine Fertigkeit, die schon die alten Ritter beherrschten.
Engelschoff. In Engelschoff geht es etwas anders zu als im Mittelalter. Ohne Rüstung und mit einer kurzen Lanze, hier Stecker genannt, starten die Reiter und versuchen, den kleinen Metallring aus dem Schild heraus aufzuspießen. Das wäre einfach, wenn man nicht, wie die Regel es erfordert, im vollen Galopp heranpreschen müsste. „Traben ist nicht erlaubt, wer trabt, scheidet aus“, erklärt Klaus Wolter.
Vorsitzender sitzt seit Kindesbeinen auf dem Pferd
Der 1. Vorsitzende sitzt seit Kindesbeinen auf Pferden, machte als Jugendlicher beim Ringreiten mit und kann es noch heute. Einmal zu Weihnachten zeigen er und seine Mitstreiter aus der Gruppe Ü50, dass sie es noch immer draufhaben. „Ich nehme regelmäßig daran teil, einmal im Jahr“, scherzt der 65-Jährige, der sich mittlerweile aufs Kutschenfahren spezialisiert hat.
Einfache Regeln und trotzdem schwierig
In vielen kleinen Orten Norddeutschlands finden Ringreit-Turniere statt. Ringkönig oder -königin wird, wer die meisten Ringe sticht. Um die zu erlangen, müssen die Reiter unter den Galgen reiten, an dem der Ring mit einem Magneten an einem über der Bahn gespannten Band befestigt ist. Die Regel sei simpel und wurde nie geändert, erklärt Experte Wolter. „Man muss eben nur den Ring erwischen.“ Was sich so einfach anhört, entpuppt sich bei den Teilnehmern, ob jung oder alt, allerdings alles andere als leicht.
So wird Mina-Elisa dann doch Kindermajestät
Nach einem Probedurchgang versuchen die Jüngsten ihr Glück. Die Mädchen - sie dürfen im Trab reiten - werden von einem Erwachsenen, meistens sind es ihre Mütter, begleitet. Die müssen sich sputen, denn manches Ross dreht richtig auf. Vielleicht etwas zu schnell, denn im ersten Durchgang trifft keine der kleinen Reiterinnen den Ring. „Liegt an der Mutter“, kommentiert Klaus Wolter humorvoll die Misserfolge.
Also nochmal von vorn. Und nun klappt‘s. Mina-Elisa Keitsch schafft einen Ring und darf sich Kindermajestät nennen. Die Sechsjährige ist mächtig stolz, als ihr die Schärpe umgelegt wird. Unter dem Applaus der Zuschauer verabschiedet sich die erste Gruppe, um den Jugendlichen Platz zu machen. Auch die haben ihre Schwierigkeiten. Bis auf Jule Hagenah, die vier Ringe abräumt und zur Jugendreiterkönigin gekürt wird.
Einige Pferde sind recht temperamentvoll
Zum guten Schluss sind die Erwachsenen dran. Die erfahrenen Profis halten sich zwar perfekt im Sattel, aber einige rasen unter dem Schild hindurch, ohne auch nur damit in Berührung zu kommen. „Manchmal liegt das an den Pferden, einige müssen angetrieben werden, andere rennen um ihr Leben“, meint Klaus Wolter lachend. Jacob Diercks holt zwei Ringe und sichert sich damit den Titel Reiterkönig 24.
Jeder hat seine Technik für den perfekten Stoß
Eine besondere Technik gebe es nicht, sagt Wolter. „Jeder hat da seine eigene Taktik. Wir sind früher einfach drauf los - und wenn man es schafft, ist gut, wenn nicht, hat es trotzdem Spaß gemacht.“ Die Geselligkeit und das gemeinsame Feiern, wie zum Jubiläum abends im Zelt, das ist es, was er am Engelschoffer Reitverein schätzt. Dass jeder mit anpackt, wenn, wie an diesem Wochenende, ein größeres Ereignis ansteht, darauf ist der 1.Vorsitzende auch ein bisschen stolz.
Der Spaß steht an erster Stelle
„Wichtig ist nicht die Auszeichnung, sondern es soll den Mitgliedern Freude machen“, resümiert Klaus Wolter, der selbst von einem strengen Reitlehrer unterrichtet wurde. „Der kam vom Militär, und so hat er auch den Unterricht gemacht“, erinnert er sich. „In dem Ton funktioniert das heute nicht mehr, das ist gut so“, sagt der Vereinsvorsitzende.
350 Mitglieder sind im Verein. Das Interesse ist groß, weiß Wolter. Was auch an der passablen Halle liege, aber in erster Linie an dem netten Miteinander. Und nicht daran, wer ein Turnier gewinnt. Das meint jedenfalls Klaus Wolter.

Der Vorsitzende Klaus Wolter zeigt den Ring, den die Reiter erwischen müssen. Foto: Felsch

Augen zu und durch: Den kleinen Ring zu erwischen, ist gar nicht so einfach. Foto: Felsch