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Ersthelfer

T17-Jähriger will Mobile Retter im Kreis Stade

Tillmann Tietz, 17 Jahre alt, hat eine Petition gestartet, im Landkreis Stade die Mobile Retter App zu installieren.

Tillmann Tietz, 17 Jahre alt, hat eine Petition gestartet, im Landkreis Stade die Mobile Retter App zu installieren. Foto: Helfferich

Tillmann Tietz wohnt in Balje. Der Waldorfschüler kennt die langen Wege in Kehdingen. Jetzt macht er sich stark für Hilfe in Situationen, wo es ganz schnell gehen muss.

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Von Susanne Helfferich
Dienstag, 10.12.2024, 17:15 Uhr

Balje. Tillmann möchte, dass im Landkreis Stade zusätzlich zum First Responder System die Mobile Retter App eingeführt wird. Das ist eine Notfall-App, die entwickelt wurde, um bei medizinischen Notfällen schnell Erste Hilfe zu leisten. Sie vernetzt ausgebildete Ersthelfer, sogenannte Mobile Retter, die sich in unmittelbarer Nähe eines Notfalls befinden, mit den Rettungsdiensten, erklärt der 17-Jährige, der bei den Johannitern in Stade aktiv ist.

Sobald ein Notruf eingehe und ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand, wie ein Herzstillstand, vorliege, alarmiere die App automatisch Mobile Retter, die möglicherweise noch vor dem Rettungsdienst vor Ort sein und Erste Hilfe leisten können, so Tillmann. Eine Erhebung aus den Nachbarkreisen Rotenburg und Harburg habe ergeben, dass die Mobilen Retter dort im Schnitt nach drei Minuten und fünf Sekunden am Notfallort waren.

„Diese App kann entscheidend dazu beitragen, die Zeit bis zur Erstversorgung zu verkürzen und so Leben zu retten, insbesondere in ländlichen Gebieten wie in Nordkehdingen“, so Tillmann. Allerdings will der Landkreis Stade diese App nicht einführen, da es bereits ein ausgebautes First Responder System gibt, das die Feuerwehren mit einem Defibrillator ausstattet.

So funktioniert der Einsatz bei den Mobilen Rettern

„First Responder ist ein cooles System“, sagt der Waldorfschüler, der zu den Mobilen Rettern seine Facharbeit schreibt. Aber von den 92 Feuerwehren im Landkreis setzten es nicht alle um und es funktioniere nur mit einer Weiterbildung bei der Feuerwehr. Aber nicht alle potenziellen Ersthelfer wollten sich der Feuerwehr anschließen.

Mobile Retter können Angehörige von Hilfsorganisationen - wie DRK, DLRG, THW oder dem Sanitätsdienst der Bundeswehr - sowie Ärzte, Rettungsdienstler, Feuerwehrleute, Gesundheits- und Krankenpfleger werden und würden dann von der Feuerwehrleitstelle freigeschaltet.

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Auch Tillmann möchte helfen. „Im Januar mache ich meine Prüfung zum Sanitätshelfer und kann dann effizient reanimieren“, sagt er. Im Fall eines Notfalls würden im Umkreis von 300 Metern zum Notfallort bis zu drei Ersthelfer per App informiert: einer für die Reanimation, einer für die Einweisung des Rettungsdienstes und der dritte navigiert und organisiert den nächsten Defibrillator. Damit die Alarmierung nicht ins Leere läuft, muss sie binnen 30 Sekunden bestätigt werden. Erst dann werden die Daten des Betroffenen übermittelt.

Alle Ortswehren in Nordkehdingen mit Defis versorgt

Der Landkreis hat bereits mit den örtlichen Feuerwehren und der Rettungsleitstelle das First Responder System eingeführt. Bei einem Notfall mit Reanimationsbedarf allarmiert die Rettungsleitstelle die nächste AED (Automatisierter Externer Defibrillator)-Gruppe, die bei den Ortsfeuerwehren angesiedelt sind. Von 92 Ortswehren im Landkreis sind nach Auskunft des AED-Beauftragten Matthias Block alle mit Defis ausgestattet und 47 haben eine eigene AED-Gruppe. Im weitläufigen Nordkehdingen hätten alle Ortswehren eine AED-Gruppe.

„First Responder ist ein funktionierendes System. Da gibt es für uns keinen Grund, daran zu rütteln“, sagt Landkreissprecher Daniel Beneke. Das sieht auch Matthias Block so; zumal die Ersteinweisung und die alle drei Jahre erforderliche Fortbildung von den ehrenamtlichen Feuerwehren abgedeckt werde und damit weitgehend kostenneutral sind. „Wir haben ein in Norddeutschland einmaliges System“, sagt der AED-Beauftragte.

Tillmann Tietz stellt First Responder nicht infrage. Er möchte, dass die Mobile Retter App zusätzlich eingeführt wird, „um den Landkreis Stade zu einem noch sichereren Umfeld zu machen“. Um das zu erreichen, hat der 17-Jährige eine Petition gestartet.

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