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Autobahn-Bau

T20 Jahre gemeinsamer Widerstand: Das treibt A20-Gegner Uwe Schmidt an

Uwe Schmidt ist Sprecher des Koordinierungskreises, in dem sich mehrere Initiativen in der Region gegen den Bau der A20 engagieren.

Uwe Schmidt ist Sprecher des Koordinierungskreises, in dem sich mehrere Initiativen in der Region gegen den Bau der A20 engagieren. Foto: Klempow

Uwe Schmidt sagt: „Nö, die brauchen wir hier nicht.“ Damit ist er mittendrin im Thema: Widerstand gegen den Bau der A20. Das sind seine Gründe.

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Von Grit Klempow
Sonntag, 09.11.2025, 06:00 Uhr

Landkreis. Immer, wenn ein offizielles Statement zur aktuellen Nachrichtenlage rund um die geplante Autobahn von der Elbe bis zur Weser gefragt ist, äußert sich Uwe Schmidt. Er ist gefragt als Sprecher des Koordinationskreises, der Initiativen und Umweltverbände im Widerstand gegen die geplante A20 vereint.

Betriebsberatung in Jordanien

Der 70-Jährige ist Landwirt. Die Mutterkuhhaltung hat er 2016 aufgegeben, es fehlten die Pachtflächen. Im Nachhinein sei er froh, „das hat mein Leben noch mal bereichert“. Schon seit 25 Jahren ist er anderweitig selbstständig, berät Landwirte beim Milchviehmanagement und ist viel unterwegs, sogar in Jordanien betreut er einen Betrieb.

„Mein Ziel sind gesunde Kühe“, sagt er. Viele Freundschaften sind so über die Jahre entstanden. Vielleicht auch, weil er nicht nur ein gutes Gespür für Tiere hat, sondern auch für Menschen.

Die Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind es auch, die ihn seit so langer Zeit motivieren, den Bau der A20 in unmittelbarer Nähe nicht hinzunehmen. Hipstedt liegt im Planungsabschnitt 5, der von Heerstedt und der B71 im Landkreis Cuxhaven bis nach Oerel im Kreis Rotenburg reicht. Und rund um Hipstedt ist viel Weite und viel Landschaft. Pampa, wie Spötter sagen würden und wie Uwe Schmidt es auch flapsig sagt, allerdings mit viel Wertschätzung in der Stimme.

Städte als Nadelöhr für den Verkehr

Uwe Schmidt malt mit der Hand einen großen Halbkreis in die Luft, der alles da draußen umfassen soll. „Hier gibt es keinen Verkehr. Das Problem sind die Städte, immer. Die sind immer das Nadelöhr, durch das Verkehre gelenkt werden müssen.“ Das werde in Hamburg auch immer so bleiben, denn: „Wir haben Verkehre analysiert, die gehen von den Häfen aus in den Süden.“

Mit Bannern weist die Initiative A20-nie im Landkreis Stade auf die vielen geplanten Brückenbauwerke hin.

Mit Bannern weist die Initiative A20-nie im Landkreis Stade auf die vielen geplanten Brückenbauwerke hin. Foto: Karin Wortmann

Schon sein Vater habe sich gegen den Autobahnbau gewehrt. Geplant ist sie in etwa 800 bis 1000 Meter Entfernung zum Hof. „Wir haben uns dann vor gut 20 Jahren zusammengetan“, blickt er auf den Kreis der Autobahngegner.

„Wir sind ein großes Team, in das sich jeder mit seinem Spezialgebiet einbringt. Menschen, die klar denken können, eine gute Ausbildung und unheimlich viel Fachwissen haben. Das machen wir gemeinsam“, sagt Uwe Schmidt.

Gegner setzen auf Alternativen

Auf der Website des Koordinationskreises A20-nie lautet die Überschrift „Alternativen.sind.machbar“. Es gebe sie doch, die Alternativen, bekräftigt Schmidt. Aber die Bahn sei kaputtgespart, politisch lahmgelegt, Güterstrecken stillgelegt worden. Dabei könne eine Lok 100 Container transportieren. Und eine modernisierte und klimaneutrale Fährverbindung von Wischhafen nach Glückstadt sei die Alternative für einen Elbtunnel.

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Bei dieser Autobahn gebe es tiefe Moore, die Fahrbahn werde absacken, dem Überschütt-Bauverfahren zum Trotz, prophezeit er. Überhaupt sind die Moore und ihre Überbauung eine der großen Sorgen der A20-Gegner. Sie fürchten den Klimaschaden, wenn es an die natürlichen CO2-Speicher geht.

Sorge um den ländlichen Raum

Wissenschaftliche Studien hätten längst nachgewiesen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Autobahnnähe und positiver wirtschaftlicher Entwicklung gebe - das schrieb der Koordinationskreis jüngst in einem Offenen Brief an die Industrie- und Handelskammer Oldenburg. Gewinner seien die Oberzentren - Verlierer die ländlichen Räume.

Die Sorge um die Zukunft ihrer Betriebe treibt auch Landwirte im Landkreis Stade um, die sich entlang der Trasse in einer Betroffenengemeinschaft zusammengefunden haben. Sie fürchten den unwiederbringlichen Verlust von Äckern und Grünland, die Zerschneidung ihrer Ländereien und von Entwässerungssystemen.

Die vernetzten Initiativen hätten in den vergangenen 20 Jahren viel erreicht, sagt Schmidt. Und einiges habe sich auch geändert, zum Beispiel die digitalen Chancen, auch verstärkt von zu Hause aus arbeiten zu können. Auf der anderen Seite werde nun sogar die „Kriegstüchtigkeit“ als Argument für den Autobahnbau herangezogen. Schmidt schüttelt verständnislos den Kopf.

Dreispuriger Ausbau vielbefahrener Straßen

Dass es Unternehmen gibt, die sich eine bessere Anbindung wünschen, könne er nachvollziehen. Aber das rechtfertige nicht die enormen Kosten. Hochfrequentierte Straßen dreispurig auszubauen, koste nur einen Bruchteil der veranschlagten Milliarden und hätte längst umgesetzt sein können.

Uwe Schmidt ist Sprecher des Koordinierungskreises, in dem sich mehrere Initiativen in der Region gegen den Bau der A20 engagieren.

Uwe Schmidt ist Sprecher des Koordinierungskreises, in dem sich mehrere Initiativen in der Region gegen den Bau der A20 engagieren. Foto: Klempow

„Steuergelder müssen doch sinnvoll eingesetzt werden“, sagt Schmidt.

Zu einem Vortrag zum Thema „Die Planung der A20 im Lichte knapper Finanzmittel“ laden die Initiativen gegen die A20 am Dienstag, 18. November, in das Gasthaus Plates Osteblick in Gräpel ein. Susanne Grube (BUND Ammerland) vom Koordinationskreis der Initiativen gegen die A20 hat Informationen zum Planungsstand und zum „volkswirtschaftlichen Nutzen der A20“ dabei. Der Eintritt ist frei.

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