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Kehdinger Autobahnkreuz: Mit Treckern gegen den Landverlust

Ihnen geht es um das Land: Landwirte von Estorf über Oldendorf bis Burweg und Hammahermoor sehen durch den Bau der Autobahn die Existenz ihrer Betriebe bedroht. Durch den Bau der Trasse und den Bedarf an Ausgleichsflächen für den Bau gehen

Ihnen geht es um das Land: Landwirte von Estorf über Oldendorf bis Burweg und Hammahermoor sehen durch den Bau der Autobahn die Existenz ihrer Betriebe bedroht. Durch den Bau der Trasse und den Bedarf an Ausgleichsflächen für den Bau gehen

Drinnen ging es am um Verfahren und Formelles, tagten Behörden, Verbände und Anwälte beim Erörterungstermin am Dienstag zum Kehdinger Autobahnkreuz. Draußen rollten die Trecker vorbei, eine Stunde lang. Eine Solidaritätsbekundung.

Von Grit Klempow Mittwoch, 29.08.2018, 10:00 Uhr

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Mit einer Trecker-Demo wollte die Betroffenengemeinschaft darauf aufmerksam machen, dass der Bau des Autobahnkreuzes Kehdingen bei Drochtersen für sie Folgen hat. Die Landwirte aus Dörfern wie Hammahermoor, aus Breitenwisch, Burweg, Oldendorf oder Estorf sehen ihre Existenz bedroht. Sie müssen für den Autobahnbau viel Land hergeben.

„Für uns eine Katastrophe“, sagt Jens Stüven aus Hammahermoor. Die gesamte Hofstruktur werde zerstört. Das Land werde zerschnitten und für die Kompensation (der Ausgleich für den Flächenverbrauch) ginge weiteres Land für den Hof verloren. „Und das zu bewahren, was Generationen aufgebaut haben, daran hat keiner Interesse.“ Die Autobahn-Planung belastet sie alle, ist ständig Thema in allen Überlegungen zur Zukunft der Familien – und weil die Auseinandersetzung mit den Planungen so viel Kraft und Zeit kostet, haben sie sich in der Betroffenengemeinschaft zusammengeschlossen, die von der Anwältin Dr. Roda Verheyen vertreten wird.

„Wahrscheinlich haben wir die Falschen genervt“, sagt einer der Schlepperfahrer entschuldigend. Denn durch Drochtersens Großbaustelle fließt der Verkehr noch immer zäh durch die Ortsmitte, dann noch 15 Schlepper auf ihrem Rundkurs dazu – darüber ärgerten sich andere Autofahrer.

Den Landwirten ging es darum, vor dem Bürgerhaus Flagge zu zeigen, in dem die Einwendungen zur Kehdinger-Kreuz-Planung verhandelt wurden. Ute Jungclaus und weitere Mitstreiterinnen der Betroffenengemeinschaft hatten darum direkt vor den Fenstern des Sitzungssaals ihr Transparent ausgerollt: „Keine Autobahn durch unsere Landschaft und unsere Höfe.“ „Wir wollen uns mit den hiesigen Betroffenen solidarisch zeigen“, begründet Ute Jungclaus die Aktion. „Wir kommen vom Abschnitt 7, der als nächstes beplant wird, und bei uns sind viele gute, landwirtschaftliche Betriebe betroffen.“ Sie wollten zeigen, dass nicht alles eitel Sonnenschein sei. Sie wisse, dass die Drochterser die Autobahn gern hätten, um das Gewerbe zu stärken und junge Leute zu halten. Dafür habe sie Verständnis, sagt Ute Jungclaus. Genauso hoffe sie aber auch auf Verständnis. „Wir Landeigentümer sollen unseren Grund und Boden dafür hergeben.“ Das geht bei vielen an die Substanz. „Ich stehe hier für meine Söhne“, sagt Hildegard Matthiesen. Die geplante Trasse zerschneide deren Betrieb in Bossel.

Der Erörterungstermin ist im Planfeststellungsverfahren für das Kehdinger Kreuz, das im August 2017 begonnen hat, der letzte Termin, bevor mit dem Planfeststellungsbeschluss auch die Baugenehmigung für den Knoten A 20/ A 26 vorliegt.

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