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Geldgeschäfte

T25 Jahre Sparkasse Harburg-Buxtehude: Was die Zukunft bringen wird

Andreas Sommer, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Der 57-Jährige ist seit 2018 Chef des Unternehmens und seit 2003 dort tätig.

Andreas Sommer, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Der 57-Jährige ist seit 2018 Chef des Unternehmens und seit 2003 dort tätig. Foto: Sulzyc

Vor 25 Jahren fusionierten vier Sparkassen in der Region, zwei neue Institute entstanden daraus. Eines ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude. Chef Andreas Sommer wagt einen Blick in die Zukunft.

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 28.12.2024, 22:31 Uhr

Buxtehude. Vor 25 Jahren besaß das Telefon auf dem Schreibtisch des Sparkassen-Direktors noch einen einzigartigen Klingelton. Dieser unterschied sich von dem Läuten anderer Apparate und betonte damit die herausragende Position des Chefs. Das hierarchische Denken ist mittlerweile Geschichte. Wenn Auszubildende heute möchten, duzen sie den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Wie sich die Branche doch verändert hat.

Zum 1. Januar 2000 nahm die neu gegründete Sparkasse Harburg-Buxtehude den Betrieb auf. Das neue Geldinstitut entstand aus der Fusion der Kreissparkasse Harburg mit der Stadtsparkasse Buxtehude. Das 25-jährige Bestehen nahm das TAGEBLATT zum Anlass, mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Sommer (57) über die Zukunft des Bankgeschäfts zu sprechen. Was wird sich für Sparkassen-Kunden ändern?

Technologie entwickelt sich so rasant, dass eine Prognose zum Bankgeschäft in 25 Jahren einem Blick in die Kristallkugel gleich käme. Aber von einem ist Sommer überzeugt: Wie kaum etwas anderes wird künstliche Intelligenz (KI) die Sparkasse verändern.

KI als Reaktion auf den Fachkräftemangel

Der Sparkassenchef begreift KI als Chance. Sie sei eine Antwort auf den Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Rund 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt die Sparkasse Harburg-Buxtehude - bei der Fusion 2002 waren es 860 Beschäftige. Bis 2030 werden voraussichtlich 80 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen.

Technologie verändert sich rasant: Diese Registriermaschine ist mittlerweile nur noch Dekoration auf der Vorstandsetage der Sparkasse Harburg.

Technologie verändert sich rasant: Diese Registriermaschine ist mittlerweile nur noch Dekoration auf der Vorstandsetage der Sparkasse Harburg. Foto: Sulzyc

Sprachübersetzungsprogramme würden künftig das Personal unterstützen, nennt Sommer ein Anwendungsbeispiel. Weitaus bessere Übersetzungen könnten sie liefern als die Google-Anwendung, mit der sich Mitarbeiter heute behelfen. „Wir eröffnen viele Konten für Flüchtlinge“, erklärt Sommer den Bedarf.

Eine andere Anwendung im Alltag der Kunden könnten sein: Selbstserviceprogramme in der Wertpapieranlage. „Ich sehe darin die Chance, für Kunden einfacher und schneller zu werden“, sagt Sommer.

Finanzinstitute arbeiteten bereits daran, den Genehmigungsprozess für ein Immobiliendarlehen mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz zu automatisieren und schneller zu machen, berichtete zum Beispiel das Magazin „Wirtschaftswoche“.

Darauf müssen sich Kunden einstellen

Worauf sich Verbraucher einstellen sollten: „Multifunktionsautomaten, an denen Kunden Überweisungen tätigen oder Kontoauszüge ausdrucken, werden voraussichtlich in fünf bis zehn Jahren verschwunden sein“, sagt Sommer voraus.

Nicht damit gemeint seien Bargeldautomaten. „Solange wir Bargeld haben, wird es sie geben“, sagt der Sparkassenchef. Und das kann noch Jahrzehnte dauern: Denn Bargeld ist laut einer Studie der Bundesbank das beliebteste Zahlungsmittel in Deutschland. Es verliert zwar an Bedeutung, aber: In immer noch 51 Prozent der Fälle haben Menschen 2023 in Deutschland mit Bargeld bezahlt.

Das Selbstbedienungscenter in Altkloster wird in einen sprengsicheren Pavillon auf dem Parkplatz vor der früheren Filiale an der Hauptstraße umziehen. Spätestens zum 1. April werde es soweit sein, sagt Sommer.

So viele Sparkassen gibt es im Kreis Stade

Aber nicht immer bewahrheiten sich Zukunftsprognosen. Vor 25 Jahren war sich der damalige Oberkreisdirektor Dr. Karsten Ebel sicher: Auf die Gründung der Sparkasse Harburg-Buxtehude werde eine Fusionswelle folgen und nur eine Sparkasse im Niederelbe-Raum übrig bleiben - von Harburg über Stade bis Cuxhaven.

So berichtete das TAGEBLATT am 5. Mai 1999 bei der Unterzeichnung des Fusionsvertrages.

So berichtete das TAGEBLATT am 5. Mai 1999 bei der Unterzeichnung des Fusionsvertrages. Foto: Archiv

Tatsächlich gestaltet sich bis heute die Sparkassen-Landschaft allein im Landkreis Stade beharrlich kleinteiliger: Neben der Sparkasse Harburg-Buxtehude existieren die Sparkasse Stade-Altes Land, die ebenfalls 2000 aus der Stadtsparkasse Stade und der Altländer Sparkasse entstand, und die Kreissparkasse Stade. In Buxtehude mischt zudem die Hamburger Sparkasse (Haspa) auf dem Markt mit.

Das Foto aus dem Jahr 2021 zeigt den inzwischen abgerissenen Altbau der Sparkasse Harburg-Buxtehude an der Bahnhofstraße in Buxtehude.

Das Foto aus dem Jahr 2021 zeigt den inzwischen abgerissenen Altbau der Sparkasse Harburg-Buxtehude an der Bahnhofstraße in Buxtehude. Foto: Richter

Dass die Stadtsparkasse Buxtehude 1999 nicht mit der Kreissparkasse Stade fusionierte, habe auch daran gelegen, dass die Stader das Buxtehuder Institut übernehmen wollten, berichtete damals das TAGEBLATT. Die Buxtehuder aber hätten die Aufgabe ihrer Identität abgelehnt.

Eines der sensibelsten Themen bei einer Fusion sei der Name der neuen Sparkasse, sagt Sommer. Es gehe um Identität und Emotion. Deshalb sei es üblich, dass sich das kleinere Institut im Namen wiederfinde.

Sparkasse fest in kommunaler Hand

Trägerin der Sparkasse Harburg-Buxtehude ist der gleichnamige Sparkassenzweckverband, an dem die Hansestadt Buxtehude mit einem Anteil von 20 Prozent beteiligt ist. Die übrigen 80 Prozent hält der Landkreis Harburg.

Die Bilanzsumme der Sparkasse Harburg-Buxtehude betrug zum 31. Dezember 2023 rund 4,7 Milliarden Euro. Im ersten Jahr der Firmengeschichte waren es 5,5 Milliarden Deutsche Mark - also rund 2,75 Milliarden Euro. Ein Vierteljahrhundert ist das mittlerweile her.

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