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Bürgerwindpark

T50 Millionen Euro für mehr Power: Hier drehen sich bald neue Windräder

Bürgerwindpark-Geschäftsführer Jürgen Goldenstein erklärt, wie der Windpark am Hollerdeich repowert wird.

Bürgerwindpark-Geschäftsführer Jürgen Goldenstein erklärt, wie der Windpark am Hollerdeich repowert wird. Foto: Susanne Helfferich

Es tut sich was beim Repowering im Windpark Oederquart-Wischhafen am Hollerdeich. Die ersten der 200 Meter hohen Anlagen sind errichtet. Bis sich alle Mühlen drehen, ist noch viel zu stemmen.

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Von Susanne Helfferich
Montag, 20.01.2025, 09:45 Uhr

Oederquart. Seit der Jahrtausendwende hatten sich am Hollerdeich 21 Windräder gedreht. Die sind jetzt alle weg. Zunächst hatte der Bürgerwindpark Oederquart 2022 seine elf Vestas-Mühlen abgerissen und entsorgt. Das Energiekontor Bremen baute seine zehn Anlagen im Frühjahr vergangenen Jahres ab.

Jetzt werden zwölf neue, 200 Meter hohe Anlagen errichtet; jeweils sechs vom Bürgerwindpark und vom Energiekontor. 17 Millionen Kilowattstunden (kWh) Energie wird jede der zwölf Anlagen pro Jahr produzieren, 204 Millionen kWh insgesamt. Zum Vergleich: Die Altanlagen kamen gerade einmal auf 2,5 Millionen kWh pro Windrad.

2016 ging es mit den Planungen am Hollerdeich los. Acht Jahre später, im März vergangenen Jahres konnten die Bauarbeiten beginnen. Jürgen Goldenstein, Geschäftsführer des Bürgerwindparkes, rechnet damit, dass in einem Jahr alle Anlagen stehen und es dann noch drei Monate dauert, bis alle Windräder sich drehen. 56 Millionen Euro hat dann der Bürgerwindpark investiert.

Jeder Standort wird seismografisch untersucht

Er schaut fast täglich auf der Baustelle vorbei. Am Hollerdeich wird manches umgesetzt, was 2018 beim Windpark Wetterdeich zu spät erkannt wurde: Dort gab es große Probleme bei der Gründung im weichen Marschboden. Am Hollerdeich wurde nun der Kleiboden je nach Mächtigkeit zwischen zwei und vier Meter tief ausgekoffert und durch Sand ersetzt.

Für jeden Standort wurde ein eigenes Baugrundgutachten erstellt und entsprechend mit Pfählen gegründet, erklärt Goldenstein. An einem Standort seien bis in 44 Meter Tiefe dreiteilige Pfähle gerammt worden, sonst gehe es bis etwa 30 Meter Tiefe. „Erst wenn die vorbestimmte Absetztiefe erreicht ist oder sich der Pfahl pro 100 Schläge nur noch um weniger als einen Zentimeter weiterrammen lässt, sitzt der er fest.“ Die Ramme selbst steht auf einer Schotterschicht, damit sie nicht einsackt.

Der Ankerkorb verbindet das Fundament mit dem Turm.

Der Ankerkorb verbindet das Fundament mit dem Turm. Foto: Susanne Helfferich

Mehrere Hügel sind in dem Windpark zu erkennen. Unter der Erde verbirgt sich das Fundament: Ein gut drei Meter hoher Betonsockel von 25 Metern Durchmesser. Über einen Ankerkorb werden Fundament und Turm miteinander verbunden.

Nächtlicher Schwertransport mit 50 Lkw

Der Aufbau jedes einzelnen Windrades dauert etwa drei Tage, „wenn kein Wind weht“, fügt der Geschäftsführer hinzu.Damit die Anlage mit dem aus sechs Bauteilen bestehenden und 116 Meter hohen Turm errichtet werden kann, musste ein 140 Meter hoher Kran zum Hollerdeich gebracht werden. Allein für die Anlieferung des Kranes seien 50 Lkw in Einsatz gewesen, so Goldenstein. Für die Errichtung der folgenden Anlagen wird der Kran wieder in Einzelteile zerlegt zum jeweiligen Standort gefahren und dort wieder aufgebaut. Allein diese Umbauten dauern drei bis fünf Tage.

Die Montage der Rotorblätter wird mit dem Einsatz von zwei Propellern auf einer Traverse unterstützt.

Die Montage der Rotorblätter wird mit dem Einsatz von zwei Propellern auf einer Traverse unterstützt. Foto: Susanne Helfferich

Stehen Turm und Maschinenhaus, werden die 80 Meter langen Rotorblätter montiert. Dafür wird das jeweilige Blatt auf eine Traverse gesetzt, die links und rechts je einen Propeller hat. So könne es bis zu einer Windstärke von zwölf Metern pro Sekunde in der Luft stabilisiert werden.

Blick in ein Turmsegment.

Blick in ein Turmsegment. Foto: Susanne Helfferich

Erst wenn die Anlage steht, beginnt der Innenausbau. Dann wird auch die Software installiert und getestet. Auch das braucht seine Zeit, drei Wochen pro Anlage. Wenn es soweit ist, liefere jede Anlage 17 Millionen kWh Energie pro Jahr, so Jürgen Goldenstein. „Durchschnittlich 2,7 kWh mit jeder einzelnen Umdrehung“, hat er für seine Tochter Ida in den Alltag heruntergebrochen, „womit drei Toaster eine Stunde lang im Dauerbetrieb laufen könnten.“

Umspannwerk wird für sieben Millionen Euro erweitert

Das Repowering am Hollerdeich ist nur der Anfang: Auch am Kajedeich will der Bürgerwindpark repowern und erweitern: Die fünf bisherigen Anlagen sollen durch sechs neue, etwa 200 Meter hohe, ersetzt werden. Auch am Wetterdeich sollen vier zusätzliche Anlagen errichtet werden. In diesem Jahr will der Geschäftsführer die Genehmigungen beantragen. Und um den Netzanschluss zu sichern, wird am Freiburger Weg für sieben Millionen Euro das Umspannwerk erweitert und damit die bisherige Leistung von 80 MVA (Megavoltampere) auf 180 MVA, mehr als verdoppelt.

80 Meter lange Rotorblätter warten auf den Einbau.

80 Meter lange Rotorblätter warten auf den Einbau. Foto: Susanne Helfferich

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