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Erste Modelle da

TAcht Antworten zu Chinas E-Autos von BYD

Am 26. Februar rollten die ersten 3000 BYD-E-Autos in Bremerhaven von Bord.

Am 26. Februar rollten die ersten 3000 BYD-E-Autos in Bremerhaven von Bord. Foto: Scheer

Über Bremerhaven sollen 100.000 chinesische E-Autos importiert werden. Wie gut sind die Fahrzeuge des Herstellers BYD überhaupt? Und gerät die deutsche Autoindustrie in Bedrängnis?

Von Levin Meis Montag, 04.03.2024, 12:22 Uhr

Was der chinesische Autokonzern BYD in Deutschland erreichen will:

Der chinesische Autobauer kündigt an, 100.000 Autos im Jahr nach Europa zu bringen. 30.000 davon sind für den deutschen Markt bestimmt. Ob BYD mit seiner Import-Offensive bald allgegenwärtig auf deutschen Straßen ist, ist noch unklar. Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer ist skeptisch. „100.000 Kunden in Europa pro Jahr muss BYD erst einmal finden, und das wird nicht einfach. Das bedeutet ein unternehmerisches Risiko“, sagt er. Marketing-Konzepte, die die Autos an die Kunden bringen, sind bisher nicht ersichtlich.

Wie groß das Risiko der Import-Offensive ist:

Die Chinesen haben strategisch mit einem europäischen Markt gerechnet, der allmählich von Verbrennern auf E-Autos umgestellt werde. „Für Deutschland muss man davon ausgehen, dass deutlich weniger E-Autos verkauft werden, weil sie nicht mehr gefördert werden. Ähnliches passiert in anderen europäischen Ländern, weil große Teile der öffentlichen Gelder derzeit zur Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland genutzt werden“, so Auto-Experte Dudenhöffer. Die Zukunft des E-Autos in Europa bleibt demnach offen.

Ferdinand Dudenhöffer beobachtet seit vielen Jahren die Entwicklungen in der Autobranche.

Ferdinand Dudenhöffer beobachtet seit vielen Jahren die Entwicklungen in der Autobranche. Foto: Nicolas Blandin

Wie die Qualität der BYD-Fahrzeuge ist:

In Deutschland herrscht noch immer das Bild von chinesischen Autos mit einer schlechten Qualität. Die Qualität hat sich geändert, sagt Dudenhöffer. „Bei den chinesischen Autos handelt es sich heute um sehr hochwertige Fahrzeuge.“ BYD hat große Fortschritte in der Auto-Technologie gemacht. Besonders im Batteriegeschäft liegt der chinesische Konzern vor den deutschen Firmen. Dort ist BYD dort schon lange aktiv ist. „Das war bei den chinesischen Modellen, die vor rund 15 Jahren nach Deutschland kamen, noch anders“, sagt Dudenhöffer.

Was die Importe für deutsche Hersteller bedeuten:

Nachdem die deutschen Autokonzerne im E-Auto-Segment hinter Tesla und BYD zurückgefallen sind, habe sie reagiert. „BMW bringt Ende des Jahres eine neue elektrische Modell-Reihe, ‚Neue Klasse‘ genannt, auf den Markt, Mercedes fährt eine Electric-Only-Strategie und VW hat sehr frühzeitig sein Werk in Zwickau auf Elektroautos umgestellt“, erklärt der Auto-Experte. Durch den Wegfall der staatlichen Kaufprämien in Deutschland, beginnen die Konzerne zurückzurudern. Das E-Auto verliert bei den Kunden an Attraktivität.

„In gewisser Weise hat die Politik die deutschen Konzerne im Regen stehen lassen. Die Investitionen bei den Zulieferern und Autobauern müssen zum Teil wieder abgeschrieben werden, weil das Elektroauto schlechter läuft als gedacht“, sagt Dudenhöffer.

Welcher Antrieb sich durchsetzen wird:

Wenn E-Autos in Deutschland an Attraktivität verlieren, was bedeutet das für andere CO₂-neutrale Antriebstechnologien? Wasserstoff oder die sogenannten E-Fuels werden nicht an Bedeutung gewinnen, schätzt Ferdinand Dudenhöffer die Entwicklungen ein. Stattdessen werde der Verbrennermotor in verschiedenen Hybridvarianten weiterlaufen. „Benzin und Diesel werden eine Zukunft haben“, so der Experte. Das hinge allerdings auch von der Entwicklung gesellschaftlicher Debatten und der Präsenz des Klimawandels darin ab.

Die „BYD Explorer No.1“ ist vom chinesischen Shenzen nach Europa gekommen.

Die „BYD Explorer No.1“ ist vom chinesischen Shenzen nach Europa gekommen. Foto: Lars Penning/dpa

Was die Politik tun sollte:

Die EU-Kommission untersucht mögliche staatliche Subventionen in China für E-Auto-Hersteller wie BYD. Findet die Kommission Beweise dafür, könnten Strafzölle für E-Auto-Importe aus China folgen. Zölle sind der falsche Weg, sagt Dudenhöffer. „Das, was die EU-Kommission aktuell plant, ist Protektion, die auf Initiative von Frankreich die europäische Industrie schützen soll.“ Den Wirtschaftskrieg, der sich aus Strafzöllen loslösen könnte, kann Europa nicht gewinnen, so Dudenhöffer. „Wir müssen mit China zusammenarbeiten und uns nicht von China entfernen.“ Deutsche Autobauer verkaufen 40 Prozent ihrer Autos in China. Würde dieser Markt wegfallen, würden VW & Co mehr als ein Drittel ihres Geschäftes wegfallen.

Was den deutschen Autobauern droht:

Ferdinand Dudenhöffer sieht die deutschen Konzerne gut gewappnet für den Wettbewerb, wenn sie die richtigen Entscheidungen treffen. „Eine Bedingung dafür ist ein Heimatmarkt, auf dem das Elektroauto sich gut verkauft. Dieser Heimatmarkt wurde durch den Wegfall der staatlichen Kaufprämien leider von der Politik zerstört. Alles wird auf Sparkurs gedreht, und das ist für die Chinesen ein großer Vorteil“, sagt der Experte.

Wird sich BYD durchsetzen?

Ferdinand Dudenhöffer sagt, langfristig werden sich BYD-Autos in Europa durchsetzen. Der Experte hängt sein Urteil allerdings an eine Bedingung: „Es hängt aber auch davon ab, wie wir in Europa mit dem Klimawandel umgehen“, so Dudenhöffer. „Wenn hier das E-Auto wieder stärker in den Blickpunkt gerät, werden die Chinesen große Vorteile auf dem europäischen Markt haben.“

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